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1MDB: Zwei Genfer sollen Malaysia 600 Millionen Dollar gestohlen haben

In this May 22, 2018, file photo, former Malaysian Prime Minister Najib Razak, center, arrives at Anti-Corruption Agency for questioning in Putrajaya, Malaysia. Malaysia's anti-graft agency says  ...
Er steht im Zentrum des Riesen-Wirtschaftsskandals: Der frühere malaysische Premierminister Najib Razak wurde zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.Bild: AP/AP

Wie zwei Genfer Malaysia mutmasslich 600 Millionen Dollar geklaut haben

Zwei Genfer Geschäftsleute spielen bei einem der grössten Wirtschaftsskandale eine zentrale Rolle. Sie sollen dem malaysischen Staat über 600 Millionen US-Dollar abgenommen haben – mit Korruption, Lügen und anderen üblen Spielchen. Der Monster-Betrugsfall, erklärt in fünf Punkten.
06.03.2024, 12:0306.03.2024, 13:28
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Darum geht es

Es ist einer der grössten Wirtschaftsskandale der letzten Jahre: Korrupte malaysische Politiker, darunter auch Ex-Premierminister Najib Razak, der mittlerweile im Gefängnis sitzt, haben aus einem staatlichen Fonds mutmasslich bis zu 4,5 Milliarden US-Dollar in die eigene Tasche wandern lassen. Mittendrin: zwei Geschäftsmänner aus Genf, beide haben den Schweizer Pass.

Die beiden sollen mitgeholfen haben, das Geld aus dem Fonds abzuziehen, über 600 Millionen Dollar haben sie dabei mutmasslich auch für sich selbst abgezwackt. Weil sie den Ermittlern zufolge äusserst perfide vorgingen und ein monströses Lügengebilde erschufen, stehen die beiden Schweizer ab April vor dem Bundesstrafgericht.

Wer sind Tarek Obaid und Patrick Mahony?

Tarek Obaid ist schweizerisch-saudischer Doppelbürger, Patrick Mahony hat neben dem schweizerischen auch den britischen Pass. Sie kennen sich von der Internationalen Schule in Genf, wo die Finanz- und Diplomatenelite der Stadt ausgebildet wird. Obaid war damals schon gut vernetzt in Saudi-Arabien, ist sogar mit einem Sohn des Königs befreundet.

Mahony wiederum machte in der Londoner Finanzbranche Karriere.

Wie lief der Riesenbetrug ab?

2009 lernte Obaid den damaligen malaysischen Premierminister Najib Razak auf einer Jacht vor Cannes kennen. Wenig später schrieb er in einer Mail an Mahony:

«Dude, wir müssen den Deal abschliessen, sie sind bereit, eine Milliarde zu überweisen.»

Der Deal bestand darin, dass der malaysische Staatsfonds eine Milliarde Dollar in Ölfelder in Turkmenistan investieren sollte. Obaids Unternehmen Petrosaudi soll diese angeblich besessen haben.

Doch dies war ein einziges Lügengebilde, wie der Tages-Anzeiger schreibt. Petrosaudi besass in Turkmenistan kein Ölfeld, sondern hatte bloss vage Aussichten auf Förderrechte, die nie konkret wurden. Pikant: Obaid und Mahony war dies von Anfang an klar. Das Joint Venture war bloss ein Mittel, um die Gelder vom malaysischen Staatsfonds abzuzweigen.

Wohin wanderte das Geld?

Der malaysische Staatsfonds 1MDB überwies Ende September 2009 ganze 700 Millionen Dollar direkt auf ein Schweizer Bankkonto von Jho Low. Dieser war ein Berater des damaligen malaysischen Premierministers. Wenig später überwies Low 153 Millionen weiter an Obaid.

Von Jho Low fehlt jede Spur. Seit der Skandal publik wurde, ist er untergetaucht.

Nach der ersten Überweisung folgten weitere irreführende Verträge. Dabei überwies der malaysische Staatsfonds innert wenigen Monaten nochmals Hunderte Millionen, die dann auf Konten von Obaid und Mahony in der Schweiz landeten. Einen Teil davon investierten die beiden in die Ölförderung in Venezuela. Den Gewinn behielten sie grösstenteils für sich.

Die Anklage

Die Anklageschrift umfasst rund 200 Seiten. Den beiden Schweizern werden unter anderem Betrug, ungetreue Geschäftsführung, Korruption und Geldwäscherei vorgeworfen. Obaid und Mahony bestritten stets, illegal gehandelt zu haben. Mahonys Anwälte schreiben von einer «einseitigen und unvollständigen» Untersuchung. Obaids Anwälte sagen, er werde auf Freispruch plädieren.

Obaid soll gegenüber Schweizer Bankern gelogen haben. Die Bundesanwaltschaft listet mehrere Fälle auf. So behauptete Obaid etwa, 85 Millionen Dollar, die er sich hatte überweisen lassen, seien der Erlös aus einem Landverkauf in Riad.

Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Neruda
06.03.2024 14:03registriert September 2016
Beides Doppelbürger? Super, dann kann man diese Unmemschen ja ausbürgern! Bei 600 Mio Diebstahl vom malaysischen Volk durchaus gerechtfertigt. Man stelle sich vor, was mit dem Geld alles für diese Menschen getan hätte können. Moralisch ist man da schon am untersten Level und bei soviel Geld wird sogar Leben gefährdet. Da man ohne dieses getsohlene Geld viel weniger in das örtliche Gesundheitswesen investieren konnte.
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aye
06.03.2024 13:09registriert Februar 2014
Im Buch "Billion Dollar Whale" von Bradley Hope und Tom Wright wird der ganze Skandal detailliert beschrieben. Eine sehr spannende Geschichte, die Unverschämtheit der Täter ist immer wieder verblüffend.
Uneingeschränkte Leseempfehlung von mir! 🤓
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