Es ist einer der grössten Wirtschaftsskandale der letzten Jahre: Korrupte malaysische Politiker, darunter auch Ex-Premierminister Najib Razak, der mittlerweile im Gefängnis sitzt, haben aus einem staatlichen Fonds mutmasslich bis zu 4,5 Milliarden US-Dollar in die eigene Tasche wandern lassen. Mittendrin: zwei Geschäftsmänner aus Genf, beide haben den Schweizer Pass.
Die beiden sollen mitgeholfen haben, das Geld aus dem Fonds abzuziehen, über 600 Millionen Dollar haben sie dabei mutmasslich auch für sich selbst abgezwackt. Weil sie den Ermittlern zufolge äusserst perfide vorgingen und ein monströses Lügengebilde erschufen, stehen die beiden Schweizer ab April vor dem Bundesstrafgericht.
Tarek Obaid ist schweizerisch-saudischer Doppelbürger, Patrick Mahony hat neben dem schweizerischen auch den britischen Pass. Sie kennen sich von der Internationalen Schule in Genf, wo die Finanz- und Diplomatenelite der Stadt ausgebildet wird. Obaid war damals schon gut vernetzt in Saudi-Arabien, ist sogar mit einem Sohn des Königs befreundet.
Mahony wiederum machte in der Londoner Finanzbranche Karriere.
2009 lernte Obaid den damaligen malaysischen Premierminister Najib Razak auf einer Jacht vor Cannes kennen. Wenig später schrieb er in einer Mail an Mahony:
Der Deal bestand darin, dass der malaysische Staatsfonds eine Milliarde Dollar in Ölfelder in Turkmenistan investieren sollte. Obaids Unternehmen Petrosaudi soll diese angeblich besessen haben.
Doch dies war ein einziges Lügengebilde, wie der Tages-Anzeiger schreibt. Petrosaudi besass in Turkmenistan kein Ölfeld, sondern hatte bloss vage Aussichten auf Förderrechte, die nie konkret wurden. Pikant: Obaid und Mahony war dies von Anfang an klar. Das Joint Venture war bloss ein Mittel, um die Gelder vom malaysischen Staatsfonds abzuzweigen.
Der malaysische Staatsfonds 1MDB überwies Ende September 2009 ganze 700 Millionen Dollar direkt auf ein Schweizer Bankkonto von Jho Low. Dieser war ein Berater des damaligen malaysischen Premierministers. Wenig später überwies Low 153 Millionen weiter an Obaid.
Von Jho Low fehlt jede Spur. Seit der Skandal publik wurde, ist er untergetaucht.
Nach der ersten Überweisung folgten weitere irreführende Verträge. Dabei überwies der malaysische Staatsfonds innert wenigen Monaten nochmals Hunderte Millionen, die dann auf Konten von Obaid und Mahony in der Schweiz landeten. Einen Teil davon investierten die beiden in die Ölförderung in Venezuela. Den Gewinn behielten sie grösstenteils für sich.
Die Anklageschrift umfasst rund 200 Seiten. Den beiden Schweizern werden unter anderem Betrug, ungetreue Geschäftsführung, Korruption und Geldwäscherei vorgeworfen. Obaid und Mahony bestritten stets, illegal gehandelt zu haben. Mahonys Anwälte schreiben von einer «einseitigen und unvollständigen» Untersuchung. Obaids Anwälte sagen, er werde auf Freispruch plädieren.
Obaid soll gegenüber Schweizer Bankern gelogen haben. Die Bundesanwaltschaft listet mehrere Fälle auf. So behauptete Obaid etwa, 85 Millionen Dollar, die er sich hatte überweisen lassen, seien der Erlös aus einem Landverkauf in Riad.
Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
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