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Diese Schweizer Gemeinden sind 2025 verschwunden

Tschiertschen, Bild: Shutterstock
Tschiertschen-Praden ist die wohl bekannteste Gemeinde, die seit 2025 keine eigenständige mehr ist.bild: shutterstock

Addio! Diese Tessiner Gemeinden verschwinden am heutigen Tag für immer

Anfang Jahr verschwanden in der Schweiz zehn Gemeinden. Heute, am 6. April 2025, werden sechs weitere aufgelöst – allesamt im Tessin. Einige wurden in eine bestehende integriert, andere bilden zusammen eine neue Gemeinde. Hier gibt es die grosse Übersicht.
06.04.2025, 10:5506.04.2025, 11:44
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Im Jahr 1860 zählte die Schweiz 3206 Gemeinden. Seither geht die Anzahl zwar ständig zurück, bis 1994 existierten aber noch immer über 3000.

In den letzten knapp 30 Jahren wurde aber wie wild eingemeindet und fusioniert. So stehen wir per 6. April 2025 bei einem (vorläufigen) Tiefpunkt von 2115 Gemeinden.

Entwicklung der Gemeinden

Per 1. Januar 2025 verschwanden gegenüber dem Vorjahr wieder zehn Gemeinden. Am 6. April 2025 folgten sechs weitere. Das sind die neusten «Opfer»:

Diese Gemeinden verschwinden am 6. April 2025

Das Tessin verliert per 6. April 2025 sechs Gemeinden. Damit hat der Kanton jetzt noch genau 100 Gemeinden – so wie übrigens Graubünden auch. Das sind die neusten Abgänge.

Prato (Leventina) TI

Prato (Leventina) schliesst sich Quinto an. Damit gehört jetzt auch der Lago Tremorgio zur gleichen Gemeinde wie die Ritomseen – touristisch also sicher eine Aufwertung.

Gemeindefusionen April 2025 Quinto
So wächst Quinto.Bild: google maps/watson

Prato zählte knapp 400 Einwohner, Quinto neu jetzt fast 1400.

Bodio TI

Ebenfalls in eine betehende Gemeinde über geht Bodio, das sich zu Giornico gesellt.

Gemeindefusionen April 2025 Giornico
Bild: google maps/watson

Spannend hier: Bodio zählt mit rund 900 aktuell mehr Einwohnerinnen und Einwohner als Gironico (rund 800). Vielleicht aber spielte hier der Tourismus bei der Namensgebung eine Rolle. Giornico wurde von Schweiz Tourismus in die Liste der 80 schönsten Orte des Landes aufgenommen.

Astano, Bedigliora, Curio, Miglieglia, Novaggio TI

Die grösste Änderung wird aber im Südwesten des Tessins vollzogen. An der Grenze zu Italien schliessen sich Astano, Bedigliora, Curio, Miglieglia und Novaggio zur neuen Gemeinde Lema (abgeleitet vom Aussichtsberg Monte Lema) zusammen.

Gemeindefusionen April 2025 Lema TI
Diese fünf Gemeinden an der Grenze zu Italien schliessen sich zur Gemeinde Lema zusammen.Bild: google maps/watson

Die Gemeinde zählt rund 2600 Einwohnende und umfasst das untere Malcantone. Entschieden wurde die Fusion im November 2023. Damals betrug der Ja-Anteil der Gemeinden zwischen 62 und 91 Prozent der Abstimmenden. Schon 20 Jahre früher gab es diese Idee unter dem Namen Medio Malcantone. Damals wurde sie noch abgelehnt.

Übrigens: Das neue Wappen wird noch gesucht. Auf der Website können Bürgerinnen und Bürger sowie ausgewählte Personen einen Vorschlag bis am 7. April 2025 einreichen. Die besten drei Vorschläge werden dann prämiert, einer wird ausgewählt.

Lema neue Gemeinde Schweiz 6. April 2025
Das neue Wappen von Lema TI ist noch nicht bekannt.Bild: watson

Diese Gemeinden verschwanden schon per 1. Januar 2025

Schon zu Jahresbeginn verschwanden in der Schweiz zehn Gemeinden. Wir berichteten damals schon, hier nochmals zur Erinnerung:

Tschiertschen-Praden GR

In Graubünden schloss sich die Gemeinde Tschiertschen-Praden der Bündner Hauptstadt Chur an. Damit wuchs die Fläche Churs um fast 30 Quadratkilometer auf 82 Quadratkilometer. Chur schafft damit knapp den Sprung in die flächenmässig 100 grössten Gemeinden der Schweiz.

Tschiertschen und Praden fusionierten erst am 1. Januar 2009. Per 2025 hat sich die Fusionsgemeinde Chur angeschlossen, welches 2020 schon Maladers und 2021 Haldenstein eingemeindet hatte.

Übrigens: Durch die Eingemeindung besteht der Kanton Graubünden aktuell aus genau 100 Gemeinden – acht Kantone zählen noch mehr. Die Abnahme in Graubünden verlief rasant: 2007 waren es noch mehr als das Doppelte.

Honau LU

Auch im Kanton Luzern kam es zu einer Eingemeindung. Honau schloss sich per 1. Januar 2025 Root an. Interessant dabei: Zwischen Honau und Root liegt die noch immer eigenständige Gemeinde Gisikon. Auf Strassen sind die beiden Dörfer der neuen Gemeinde somit nicht verbunden. Einzig ein rund 120 Meter langer Korridor in einem Wald sorgt für die direkte Verbindung der Fläche.

Root und Honau rund um Gisikon
Ganz links, direkt an der Grenze zum Kanton Zug, sind Honau und Root auf einer Breite von rund 120 Metern verbunden. Auf Strassen muss man aber durch Gisikon.Bild: google Maps

Auboranges, Chapelle (Glâne), Ecublens FR

Im Freiburgischen wurden Auboranges, Chapelle (Glâne), Ecublens von Rue FR eingemeindet. Rund 1100 Einwohner kamen damit zur neuen Gemeinde und sorgten für fast eine Verdoppelung der Bewohnerinnen und Bewohner direkt an der südwestlichen Grenze zum Kanton Waadt (neu rund 2600 Einwohner).

Die neue Gemeinde mit altem Namen passte dabei auch ihr Wappen an und zeigte neu Motive aller vier Ursprungsgemeinden:

neues Wappen Gemeinde Rue FR 1.1.2025
Das neue Wappen von Rue und die vier Ursprungsgemeinden.bild: wikipedia/watson

In der Gemeinde Rue gibt's auch einen schönen Wasserfall:

Montet (Glâne) FR

Es gab zudem eine weitere Eingemeindung im Kanton Freiburg, und zwar in der direkten Nachbarschaft. So gesellte sich Montet (Glâne) seit dem 1. Januar zu Ursy. Hier gab's aber kein neues Wappen.

Ursy Montet (Glane)
Montet (links) gehört neu zu Ursy. Bild: google maps

Grolley und Ponthaux FR

Im Kanton Freiburg gab es zudem noch eine Fusion: Aus den bisher eigenständigen Gemeinden Grolley und Ponthaux wurde Grolley-Ponthaux. Das hatte auch ein neues Wappen zur Folge. Der Löwe stammt dabei aus dem alten Grolley-Wappen, welches am 1. Januar 2000 nach der Fusion mit Corsalettes (hatte eine Kuh im Wappen) verschwand und jetzt wieder ausgegraben wurde.

Und so sieht das neue Wappen aus:

Grolley Ponthaux Gemeindefusion
Die beiden alten und das neue Wappen der neuen Gemeinde Grolley-Ponthaux.Bild: watson.ch

Die Fusion hätte übrigens schon 2017 stattfinden sollen. Doch damals lehnten die Volksabstimmungen noch eine Zusammenlegung ab. Im März 2024 waren 75 Prozent (684 Personen) von Grolley für die Fusion, in Ponthaux legten gar 89 Prozent (375 Personen) ein «Oui» in die Urne.

Enges, Hauterive, Saint-Blaise, La Tène NE

Weiter wurde aus den vier Neuenburger Gemeinden Enges, Hauterive, Saint-Blaise und La Tène die neue Gemeinde Laténa. 73 Prozent der rund 12'000 Einwohnerinnen und Einwohner stimmten der Fusion im November 2023 zu (in Enges waren es sagenhafte 97 Prozent). Die neue Gemeinde ist damit hinter Neuenburg (45'000), La Chaux-de-Fonds (37'000) und Val-de-Ruz (17'000) die viertgrösste im Kanton.

Der neue Name schrie auch nach einem neuen Wappen. Die vier Farben stehen für die drei grossen und eine kleine Gemeinde (Enges). Die Farben bedeuten zudem: Gold für den Himmel, Grün für die Tannen und Weinreben, Blau für den See und Weiss für die Küste.

Laténa NE neue Gemeinden Schweiz 1. Januar 2025
Das neue Wappen von Laténa und die vier Wappen der Ursprungsgemeinden.bild: wikipedia/watson

Die ehemalige Gemeinde Enges bildet dabei eine Exklave. Nur in einem Waldstück berühren sich die beiden Gemeindeteile. Bei diesem Grenzpunkt kommen von Westen auch Neuenburg und von Osten Cressier (NE) zusammen. Der Gemeindeteil Enges ist nur über eines der beiden genannten Gemeindegebiete erreichbar.

Laténa NE Gemeindegebiet Enges, La Tène, Hauterive, Saint-Blaise
So sieht die neue Gemeinde Laténa am Neuenburgersee aus.Bild: google maps/watson

Auch 2026 verschwinden Gemeinden

Der Trend zu immer weniger Gemeinden wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Für 2026 sind diverse weitere Gemeinden in Abklärung von Eingemeindungen oder Fusionen. Auch hier betrifft es insbesondere Gemeinden in den Westschweizer Kantonen und dem Tessin. Aber auch im Aargau, Solothurn oder Zürich sind da und dort entsprechende Bestrebungen im Gang.

Warum fusionieren Gemeinden?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Gemeinden in der Schweiz fusionieren. Wir haben hier vier wichtige, teilweise treffen auch mehrere zu:
- Finanzielle Gründe: Durch Synergien können Kosten gespart werden.
- Politische Rahmenbedingungen: Der Bund mit seiner Regionalpolitik und Kantone mit gezielter Förderung sorgten ab dem Jahr 2000 für mehr Fusionen.
- Strategische Vorteile: Die Verwaltungen können effizienter arbeiten und bessere Dienstleistungen anbieten.
- Steigende Anforderungen: Gemeinden benötigen immer auch Gemeinderäte. Diese zu finden, wird immer schwieriger. Zudem werden die Aufgaben immer komplexer.

Dieser Kanton verlor am meisten Gemeinden

Nicht weiter fusioniert wird im Kanton Glarus. Nachdem der Gemeindebestand dort während Jahrzehnten bei fast 30 stand, wurden am 1. Januar 2011 aus den 25 Gemeinden noch deren 3.

Eine grössere prozentuale Abnahme von Gemeinden gab es sonst in keinem der Kantone. Nur sieben Kantone weisen noch die gleiche Anzahl Gemeinden aus wie 1960. Bei Basel-Landschaft kam es gar zu einem Zuwachs: Der Bezirk Laufen wechselte 1994 vom Kanton Bern nach Basel-Landschaft.

Und ja: Appenzell Innerrhoden hat keine Gemeinden, sondern Bezirke. Wir haben diese hier einfachheitshalber mit Gemeinden gleichgesetzt.

So viele Gemeinden zählt jeder Kanton (noch)

Blicken wir zum Schluss noch auf die aktuelle Anzahl Gemeinden. Am 6. April 2025 zählt die Schweiz noch deren 2015. Alleine die Kantone Bern, Waadt, Aargau und Zürich kommen zusammen fast auf die Hälfte aller Schweizer Gemeinden.

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Guguseli 4.
06.04.2025 12:12registriert November 2020
Wenn es irgendwann nur noch eine Handvoll Gemeinden gibt, wage ich dann auch mal noch die Velotour durch alle Gemeinden 🙂
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
06.04.2025 11:45registriert Juni 2016
Der Kanton Bern hat viel zu viele Gemeinden.
Besonders kleine Gemeinden vernichten Verhältnismässig viel Finanzausgleich.

Grössere Gemeinden wollen kleinere und vor allem ärmere Gemeinden nicht aufnehmen.
Kleinere Gemeinden wiederum wollen nicht mit anderen kleineren Gemeinden Fusionieren und der Kanton tut zu wenig um sie dazu zu zwingen.
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rönsger
06.04.2025 12:08registriert Dezember 2014
Gemeindefusionen machen nicht für Kleinstgemeinden Sinn. Auch grössere Gemeinden sollten viel intensiver darüber nachdenken, so zum Beispiel die nahtlos nebeneinanderliegenden Städte Biel/Bienne und Nidau, die schon seit Jahrzehnten eine faktische Einheit bilden (ÖV, Strom, Fernwärme, Abfall, Kultur etc.). Aber anders als 1921, als beide Gemeinden einer Fusion zustimmten (die vom Grossen Rat bzw. von den Oberländer Vertretern abgelehnt wurde) sträuben sich heute v.a. die bürgerlichen Politiker*innen Nidaus krampfhaft gegen eine Fusion.
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