Omikron ist in der Schweiz die dominante Variante – aktuell sind zwei von drei Infektionen hierzulande auf «B.1.1.529» zurückzuführen. Die sich sehr schnell verbreitende Variante macht auch vor Kindern nicht Halt. Das wissen wir aktuell über die Zirkulation des Virus unter Kindern in der Schweiz:
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Die aktuelle Welle sorgt für Rekordfallzahlen bei den Unter-10-Jährigen. Kurz vor Weihnachten wurden in der gesamten Schweiz durchschnittlich über 1000 Kinder zwischen 0 und 9 Jahre täglich positiv getestet.
Besonders betroffen waren dabei die Innerschweizer Kantone Nidwalden, Obwalden und Uri. Auch in Genf und im Jura wurden viele Fälle entdeckt.
Bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren zeigt sich ein ähnliches Bild: Nebst Obwalden und Jura waren hier auch Schaffhausen und das Tessin stärker betroffen.
Nachdem Anfang Dezember über 9000 Kinder in einer Woche positiv getestet wurden, folgte eine Hospitalisierungswelle mit der üblichen Verzögerung von zwei bis drei Wochen. Diese war allerdings bisher nicht höher als zur selben Zeit im letzten Winter.
Dass Omikron auch bei Kindern zu milderen Verläufen führt und damit einen Teil der Hospitalisierungen vermeiden lässt, ist eine mögliche Erklärung. Allerdings ist die Datenlage dazu noch zu unklar – oder mit anderen Worten: Die Mutation Omikron ist noch zu jung.
Ein weiterer Grund für diese Diskrepanz zwischen Fallzahlen und Hospitalisierung könnten sein, dass in diesem Dezember so viel getestet wurde wie nie zuvor, insbesondere an Schulen. Dabei wurden zahlreiche symptomlose Covid-Infektionen aufgedeckt, die in früheren Wellen allenfalls unentdeckt blieben.
Todesfälle bei Kindern bleiben glücklicherweise sehr selten. Seit Beginn der Pandemie verzeichnet das BAG zwei U-10-jährige und ein 10- bis 19-jähriges Todesopfer im Zusammenhang mit Covid-19. In den letzten acht Monaten gab es keine Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren.
Das BAG stellt die Anzahl verabreichter Impfungen für verschiedene Altersklassen zur Verfügung – eine Gruppe mit Kindern im schulpflichtigen Alter gibt es leider nicht.
In der Gruppe 5 bis 11 Jahre wurden seit Pandemiebeginn erst rund 420 Kinder (deutlich weniger als ein Prozent) geimpft. Diese Gruppe wurde erst im Dezember für die Impfung zugelassen – entsprechend sind noch kaum Personen geimpft.
Bei den 12- bis 15-Jährigen ist noch immer mehr als die Hälfte nicht geimpft. Viele Kantone haben die entsprechende Impfkampagne erst kürzlich hochgefahren. Die Booster-Impfung wurde für diese Altersgruppe noch nicht freigegeben.
In der Gruppe 10 bis 19 Jahre sind es knapp 400'000, das entspricht rund der Hälfte.
Im Grossen und Ganzen ist die Situation der Kinder in der Schweiz damit vergleichbar mit derjenigen der Erwachsenen. Werfen wir einen Blick auf Länder, in denen sich Omikron schon früher ausgebreitet hat als in der Schweiz.
In den USA – wo Omikron seit Weihnachten die dominante Variante ist – stiegen die Hospitalisationen von Kindern in den letzten Tagen massiv an. In der letzten Woche des Jahres 2021 nahmen sie landesweit im Vergleich zur Vorwoche um 50 Prozent zu, wie «CNN» berichtet. In New York City registrierte man gar eine Verfünffachung im Monat Dezember.
Insgesamt sind die bisherigen Rekordwerte von Anfang September deutlich übertroffen worden. Pro 100'000 Einwohner der entsprechenden Altersklasse sind die Anteile zwar immer noch die tiefsten, aber einzig in der Altersgruppe 18- bis 29-Jährige wurden die Höchstwerte ebenfalls bereits übertroffen.
Gemäss Experten ist der Hauptgrund für den starken Anstieg, dass in der Gruppe der 0- bis 17-Jährigen deutlich am wenigsten Personen geimpft oder gar geboostert sind (in den USA können Kinder ab 5 Jahren geimpft werden, über vier Millionen haben dies bereits getan). So ist die grosse Gemeinsamkeit der Hospitalisierten dann auch, dass sie ungeimpft oder nicht vollständig geimpft sind.
«Was wir auf den Intensivstationen sehen, macht es sonnenklar, dass die Impfung den grössten Teil dazu beiträgt, dass Kinder nicht schwer krank werden», sagte Dr. James Schneider, Leiter der pädiatrischen Intensivpflege am Cohen's Children's Medical Center in New York, das fast zwei Dutzend Krankenhäuser des Northwell Health Systems versorgt, der «New York Times». In den letzten Tagen lagen 5 bis 8 Kinder mit Covid-19 auf der Intensivstation, während es im November keine solchen Fälle gab.
Was es allerdings zu beachten gilt: Einige Spitäler in den USA melden, dass zwar rund 20 Prozent der eingelieferten Kinder positiv auf das Coronavirus getestet werden, die grosse Mehrheit davon kommt aber symptomlos und muss aus anderen Gründen ins Spital.
Auf den britischen Inseln war Omikron sogar schon Mitte Dezember dominant, und auch da nahmen die Hospitalisationen von Kindern in den letzten Wochen deutlich zu. In der Woche nach Weihnachten verdoppelten sich die Einlieferungen von Unter-5-jährigen, und auch 6- bis 17-Jährige mussten deutlich mehr ins Spital eingeliefert werden:
Verglichen mit anderen Altersklassen machen die U-18-Jährigen damit rund sechs Prozent aller Hospitalisationen in der letzten Woche aus.
Auch in Grossbritannien beginnt jetzt die Schule wieder. Mit Masken, Impfungen, Tests und Hygienemassnahmen soll das Virus in Grenzen gehalten werden.
Denn das Virus verbreitet sich aktuell auch in Grossbritannien vor allem in der jungen Bevölkerung aus. Pro 100'000 Kindern zwischen fünf und neun Jahren werden rund 830 infiziert, bei den 10- bis 14-Jährigen sind es 1126, wie der «Guardian» schreibt. Das sind ähnliche Werte wie bei den Schweizer «Spitzenreitern» Uri, Nid- und Obwalden oder Jura und Genf.
Eine der grossen Fragen bleibt bisher unbeantwortet: Wie schwer sind die Omikron-Verläufe im Gegensatz zur Delta-Variante? Der aktuelle Stand ist, dass auch Kinder – ähnlich wie Erwachsene – wohl mit milderen Verläufen davonkommen. Allerdings ist dies noch nicht definitiv klar, da die Datenlage noch zu dünn ist.
Der bekannte Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der bis vor kurzem an der Harvard-Universität gearbeitet hatte, warnte in einem Twitter-Thread, dass es bisher keine Beweise gäbe, dass Omikron weniger gefährlich für Long Covid sei oder dass Omikron im Allgemeinen einen milderen Verlauf habe. So zeigte eine Studie in Grossbritannien, dass dies, wenn man die Daten um Impfstoffe und frühere Infektionen bereinige, nicht der Fall sei.
6) Reminder that #Omicron is not really intrinsically milder much at all… a major 🇬🇧 study says it’s not really milder once you adjust for vaccines & past infections. Omicron causes more reinfections & breakthroughs—which at first glance makes % hospitalized look👀 much milder👇 https://t.co/CZsJ2rHNrz
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) January 2, 2022
Für Feigl-Ding ist daher klar, dass (stark) steigende Hospitalisationen kombiniert mit dem Schulstart eine gefährliche Mischung sein können.
7) Schools are reopening soon. Don’t let #Omicron be the deceptive Trojan Horse 🐎 of the pandemic and be lulled into complacency. Hospitalization numbers soaring doesn’t lie. https://t.co/b2tz7THvua
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) January 2, 2022
In den USA bereiten sich Kinderärzte gemäss diversen Berichten auf einen arbeitsreichen Januar vor. Dr. Claudia Hoyen, Direktorin der pädiatrischen Infektionskontrolle am UH Rainbow Babies and Children's Hospital in Cleveland, sagte gegenüber «CNN»: «Es ist fast so, wie wenn du einen Zug daherrasen siehst und hoffst, dass er nicht entgleist.»
Es wird erwartet, dass die Hospitalisationen bei Kindern weiter zunehmen werden. Besorgniserregend sei dies insbesondere, weil Unter-5-jährige nicht geimpft werden können und Über-5-jährige in deutlich weniger Fällen als bei anderen Altersklassen alle nötigen Impfungen erhalten haben.
Ich habe nächste Woche sowieso noch einen Termin bei der Kinderärztin. Ich hoffe die ist schneller. Meinen Boostertermin hätte ich im Impfzentrum auch erst Mitte Januar erhalten (Anmeldung Mitte Dezember). Zum Glück gibt es Apotheken.
Ich fühle mich vom Kanton leicht verarscht