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Schweiz

Epidemie, Pandemie, Endemie – so könnte es zu Ende gehen

Omikron und die Endemie – wann es endlich vorbei ist

Dass das Coronavirus gekommen ist, um zu bleiben, ist vielfach bekannt. Doch wie können wir lernen, mit ihm zu leben? Omikron könnte eine neue Phase einleiten.
03.01.2022, 07:37
Christiane Braunsdorf / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die neue, viel ansteckendere Corona-Mutante Omikron breitet sich auch in der Schweiz aus.

Nun wird berichtet, die neue Variante sei zwar infektiöser, führe aber zu weniger Krankenhauseinweisungen, scheint also zu milderen Verläufen zu führen. Für einige ein Hoffnungsschimmer. Das Zauberwort Endemie taucht auf. Doch was bedeutet ein endemischer Zustand? Und ist Omikron wirklich der Weg dorthin?

epa08788023 A protective face mask is on the floor at the Old Opera square in Frankfurt am Main, Germany, 31 October 2020. The State of Hesse's authorities imposed tightened coronavirus restricti ...
Endemie. Diese Maske wird nicht mehr gebraucht.Bild: keystone

Was unterscheidet Epidemie, Pandemie und Endemie?

Epidemie

In einer Epidemie treten bestimmte Infektionskrankheiten in einer spezifischen Region über einen begrenzten Zeitraum auf. So erklärt das Deutsche Rote Kreuz (DRK): «Bei einer Epidemie breitet sich eine ansteckende Krankheit schnell regional aus und führt zu einer überdurchschnittlich grossen Zahl von Erkrankten. Dabei handelt es sich meist um Infektionskrankheiten, welche durch ein Virus oder Bakterien übertragen werden. Aber auch Pilze, Parasiten und verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel können zu einer Epidemie führen.»

Pandemie

Von einer Pandemie wird dann gesprochen, wenn sich eine Epidemie über Ländergrenzen, ganze Kontinente hinaus oder sogar global ausbreitet. Verursacht werden sie meist von neu auftretenden Krankheitserregern oder Virustypen, die zum Beispiel von Tieren auf den Menschen übergesprungen sein können. Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO die weltweite Ausbreitung von Covid-19 zu einer Pandemie. Durch die fehlende Immunität gegen diese neuen Erreger erkranken sehr viele Menschen. Wie schwer hängt vom Virus und dem Allgemeinzustand der Infizierten ab.

Endemie

Rein medizinisch wird damit ein Zustand benannt, in dem eine bestimmte Krankheit in einigen Regionen regelmässig auftritt. Das DRK dazu: «Endemien sind regional fortwährend gehäuft auftretende Krankheiten mit wiederkehrenden Ausbrüchen, die bei einem grossen Teil der in der Region lebenden Bevölkerung auftreten.» Die Zahl der Erkrankten ist dabei höher als in anderen Regionen, bleibt aber relativ konstant. Es erkranken also etwa ungefähr die gleiche Anzahl von Menschen in einem bestimmten Zeitraum.

Im Mai 2020 erklärte die WHO, sie ginge davon aus, dass auch das Coronavirus zu einem endemischen Virus werden könnte. Ähnlich wie das Grippevirus mutiert es und passt sich immer wieder an.

Was bedeutet ein Übergang in eine Endemie?

Deutlich wird: Auch wenn SARS-CoV-2 irgendwann endemisch werden würde, wäre es nicht aus der Welt und würde weiter zu Krankheits- und auch zu Todesfällen führen. Bereits im September erklärte der britische Infektiologe und Direktor des Wellcome Trust, Jeremy Farrar: «Wir müssen unsere Denkweise über das Ende der Pandemie ändern, weil wir in eine neue Phase der Endemie mit unterschiedlichen Auswirkungen in verschiedenen Teilen der Welt eintreten, die weitgehend durch den ungerechten Zugang zu den Instrumenten, die wir brauchen, und den Interventionen bestimmt ist. Das Ende der Pandemie zu sehen, ist verfrüht.»

ZU COVID-19-PATIEN*INNEN AUF DER INTENSIVSTATION DES ZUERCHER STADTSPITALS TRIEMLI UND DEREN BEHANDLUNG MIT EINEM ECMO STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES NEUES BILD ZUR VERFUEGUNG. WEITERE BILDER FINDEN SIE  ...
Welche Last durch den Umstand eintritt, dass ein Virus endemisch wird, hängt auch von Schutzmassnahmen und der Stärke des Gesundheitssystems ab.Bild: keystone

Welche Last durch den Umstand eintritt, dass ein Virus endemisch wird, hängt auch von Schutzmassnahmen und der Stärke des Gesundheitssystems ab.

Welche Rolle spielt Omikron?

Vielfach wird diskutiert, dass die neue Variante zu allgemein milderen Krankheitsverläufen führen könnte und das Virus damit harmloser wird. So erklärte der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung in Bremen am Mittwoch im Redaktionsnetzwerk Deutschland: «Ich gehe aktuell davon aus, dass wir mit Omikron den Schritt in die Endemie schneller machen können.»

Bei Omikron sei man in der Situation, dass relativ milde klinische Situationen bei hoher Infektiosität beobachtet würden. Zeeb: «Das sind typischerweise Merkmale für einen Virus, mit dem wir gut leben können als Menschen. Wir haben sonst auch viel mit Viren zu tun, die in etwa derart agieren, dass sie uns nicht in grossem Stil krank machen. Wenn sich Omikron da einreiht, wäre das nicht das Schlechteste.»

Doch klar ist: Es gibt keinen Automatismus dafür, dass aggressivere Viren allmählich harmloser werden. «Eine solche Entwicklung kann zwar durchaus eintreten», sagte der Virologe Friedemann Weber von der Universität Giessen dem Tagesspiegel. «Allerdings ist der Weg zu harmloseren Viren keineswegs sicher, es gibt auch eine ganze Reihe von Gegenbeispielen.»

Wie sieht die Prognose zum Übergang in die Endemie aus?

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten: «Ich gehe davon aus, dass Omikron die SARS-CoV-2-Variante sein wird, die uns in die endemische Phase begleiten wird.» Dieses Virus werde wegen seiner enormen Infektiosität das erste postpandemische Virus werden.

epa08957371 Christian Drosten, Director of the Institute for Virology, Charite Berlin, at Federal Press Conference on pandemic Corona situation in lockdown in Berlin, Germany, 22 January 2021. Accordi ...
Christian Drosten: «Ich gehe davon aus, dass Omikron die SARS-CoV-2-Variante sein wird, die uns in die endemische Phase begleiten wird.»Bild: keystone

Doch er stellt auch klar: Das kann noch lange dauern. Drosten: «Es wird in England wohl noch zwei Wellen bis zur endemischen Situation geben. Einmal infizieren sich von Weihnachten bis Ostern noch einmal viele Menschen. Dann kommt ein entspannter Sommer. Und dann wird es im Herbst noch einmal eine Nachdurchseuchung geben, wo man wohl auch noch einmal mit den angepassten Vakzinen dagegen boostern muss. Danach wird man sagen können: Die endemische Phase ist jetzt erreicht.»

In Deutschland – und auch der Schweiz – könnte es viel schwieriger werden – wegen der grossen Impflücken. Drosten: «Das Boostern ist wichtig, aber es gibt auch noch viel zu viele gar nicht geimpfte Menschen über 60 Jahre, die die Infektion bisher nicht durchgemacht haben. Wenn wir das Virus jetzt durchlaufen lassen, werden wir viele Tote haben und volle Intensivstationen.»

Omikron wird wohl nicht die letzte Variante sein

Deutlich wird: Selbst wenn das Coronavirus auch hierzulande endemisch werden sollte, ist es bis dahin noch ein langer Weg. Und selbst dann bietet dies nicht den von vielen ersehnten Ausweg. So warnt der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus seit Langem: «Niemand ist sicher, solange nicht alle geschützt sind.»

Und auch der Modellierer Thorsten Lehr von der Universität Saarland stellt im Interview mit t-online klar: «Zunächst mal: Endemisch heisst nicht, dass dann alles gut ist. Wir sind nicht am Ende mit diesem Virus, und solange keine Grundimmunität in der Weltbevölkerung erreicht ist, werden wir immer wieder die Gefahr von neuen Mutanten haben. Wir brauchen eine globale Strategie, um das in den Griff zu bekommen. Der Impfstoff muss die ganze Welt erreichen.»

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FamilyGuy
03.01.2022 08:04registriert März 2020
Vernünftige, unaufgeregte, logische und wissenschaftliche Fakten, von einem Profi, der mit seinen Kollegen nichts anderes tut, als sich mit dem Virus zu beschäftigen.
Eine tiefe Impfquote verlängert die Einschränkungen für alle. Also sollten Politik und Wirtschaft in ihrem Interesse mit Massnahmen zur Durchimpfung reagieren.
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alberich
03.01.2022 08:39registriert Juli 2020
“Es gibt keinen Automatismus dafür, dass aggressivere Viren allmählich harmloser werden.“

Ich empfehle allen, die das noch nicht getan haben, sich impfen zu lassen. Man kann es nicht genug wiederholen.
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SBRUN
03.01.2022 09:22registriert September 2019
"Endemie. Diese Maske wird nicht mehr gebraucht", passender könnte das Bild nicht sein, genau so sehe ich als Radfahrer besonders gut die Masken zu hunderten an den Strassenrändern liegen, wo sie zusätzlich zu dem schon bekannten Müll, der trotz intensiven Umweltdiskussionen nicht weniger geworden ist, jetzt noch dazukommen.
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