Während im Juli kaum mehr jemand wegen Covid-19 in ein Spital eingeliefert werden musste, rollte Anfang Herbst die nächste Welle heran. Obwohl sich die epidemiologische Situation verbesserte, gingen die Hospitalisierungen nie mehr ganz auf null zurück.
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In der letzten Woche wurden im Schnitt täglich rund 20 Personen hospitalisiert. Die steigenden Fallzahlen haben sich bisher kaum auf die Hospitalisierungen ausgewirkt.
Schauen wir uns an, wer in den letzten vier Wochen hospitalisiert werden musste. Insgesamt waren 576 Personen betroffen, fast jede dritte Person war über 80 Jahre alt. Am wenigsten Vertreter kamen aus der Altersgruppe 10 bis 19 Jahre.
Dass so viele über 80-Jährige unter den Hospitalisierten sind, erstaunt noch mehr, wenn man bedenkt, dass diese eine verhältnismässig kleine Gruppe von Menschen in der Schweiz ausmachen. Pro 100'000 über 80-Jährige wurden in den letzten vier Wochen also fast 40 Covid-Patienten hospitalisiert. Die Gründe schauen wir uns beim nächsten Punkt (Hospitalisierte nach Impfstatus und Impfstoff) an.
Die folgende Grafik zeigt die Hospitalisierungen pro 100'000 Vertreter einer Altersklasse. Rechts daneben steht die Impfquote in der gesamten Altersgruppe. Die am stärksten betroffenen über 80-Jährigen weisen mit 88,6 Prozent auch die höchste Impfquote aus.
Nach wie vor müssen vorwiegend Personen ohne Covid-Impfung ins Spital. Dass inzwischen anteilsmässig mehr teilweise oder vollständig Geimpfte im Spital sind, hat auch damit zu tun, dass insgesamt immer mehr Menschen geimpft sind. Das Risiko, wegen Covid-19 ins Spital zu müssen, bleibt für Ungeimpfte unverändert deutlich höher als für Geimpfte.
Interessant ist auch der Vergleich nach Impfstatus und Altersklasse. Dabei zeigt sich, dass die jüngeren Spital-Patienten grösstenteils ungeimpft sind. Anders bei den Älteren: Bei den über 70-Jährigen erlebten mehr als die Hälfte der Patienten einen Impfdurchbruch. Das hat mehrere Gründe:
Die meisten Hospitalisierten dokumentieren im Moment die Innerschweizer Kantone Nidwalden, Uri und Obwalden. Sie alle hatten mehr als 10 Hospitalisierungen pro 100'000 Einwohner in den letzten zwei Wochen. Kaum Hospitalisierungen melden hingegen das Tessin und das Wallis.
Die Karte der Impfquoten zeigt das umgekehrte Bild: In Appenzell Innerrhoden, Obwalden und Schwyz sind verhältnismässig am wenigsten Menschen vollständig geimpft. Die höchste Impfquote hat Zürich mit 76 Prozent vollständig Geimpften (bei der für die Impfung zugelassenen Bevölkerung ab 12 Jahren).
Mit den Impfungen begann Israel als erstes Land richtig flächendeckend und wurde schnell zum «Impfweltmeister». Dieser Titel ist zwar nicht mehr berechtigt, aber die «Vorreiterrolle» trägt der Staat jetzt auch in Sachen Booster-Impfungen.
Wir vergleichen darum die Situation in der Schweiz mit Israel. Das kann uns Aufschluss darüber geben, was bei uns noch kommen könnte. Blicken wir erst auf die Anzahl gemeldeter Neuinfektionen und Hospitalisationen. Wir sehen, dass Israel die Wellen jeweils etwas früher erlebte und in teilweise unterschiedlichem Ausmass. Die Zahl der Hospitalisierten verhielt sich aber in beiden Ländern sehr ähnlich: Sie folgte mit Verzögerung und ein ähnlich hoher Anteil der Infizierten musste tatsächlich ins Spital eingeliefert werden:
Im Gegensatz zur Schweiz lässt Israel Booster-Impfungen in allen Altersklassen ab 12 Jahren zu. Alle über 60 Jahre konnten sich gar schon ab Ende Juli den Booster verabreichen lassen. Mehr noch: Der grüne Pass behält in Israel seine Wirkung nur, wer sich sechs Monate nach der zweiten Dosis eine dritte Dosis spritzen liess.
Die vierte Welle «boosterte» Israel gewissermassen weg. Dies haben die Entwicklungen schon Anfang September angedeutet und sind mittlerweile durch tiefe Infektions- und Hospitalisierungszahlen bestätigt worden.
Seit dem schrittweisen Start der Booster-Impfung zeigt sich in Israel, dass bei den jeweiligen Altersgruppen rund zehn Tage nach dem Start die Infektionen sanken, wie eine bei «The Lancet» veröffentlichte Studie zeigt.
Wie die Booster-Impfung in Israel half, die vierte Welle unter Kontrolle zu bringen, zeigen auch die Zahlen der Spital-Patienten mit schweren Verläufen. Personen, welche eine Drittimpfung erhielten, mussten deutlich weniger mit schweren Symptomen eingeliefert werden als solche mit zwei Dosen oder gar keiner Impfung. Auffallend ist hier auch, dass es sich bei den Schwererkrankten zur grossen Mehrheit um über 60-Jährige handelt, wie Zahlen des israelischen Gesundheitsministeriums belegen. Personen unter 60 Jahren (in der folgenden Grafik in Blautönen) wurden dagegen deutlich seltener richtig krank:
Dass die Impfung – und auch der Booster – aber auch bei den U60-Jährigen wirkt, zeigt sich, wenn wir die Kurven dieser Altersklasse alleine betrachten. Auch hier waren Ungeimpfte deutlich am stärksten betroffen, Personen mit zwei Impfungen zu Beginn kurzzeitig gar am häufigsten, dann nahm diese Zahl aber sehr schnell ab.
An das BAG, gebt den booster für alle frei.
Die höheren Fallzahlen in gewissen Kantonen sind nicht zufällig.