Coronawelle baut sich auf: Neue Varianten könnten Verbreitung begünstigen
In der vergangenen Woche sind die Coronazahlen deutlich angestiegen. Waren es in der Vorwoche noch 16'826 sind es nun 25'134 laborbestätigte Fälle, das sind rund 50 Prozent mehr. Berücksichtigt man die allgemeine Testmüdigkeit und die hohe Positivitätsrate von 30 Prozent, ist mit einer hohen Dunkelziffer bei den Infektionen mit dem Faktor 10 auszugehen.
Der Trend zum Anstieg zeigt sich auch in der Viruslast im Abwasser. Das Monitoring des Wasserforschungsinstituts Eawag zeigt in den Kläranlagen Werdhölzli ZH, Altenrhein SG und Chur in den vergangenen Tagen deutlich mehr Sars-CoV-2 im Abwasser.
Auch mehr Spitaleinlieferungen mit Sars-CoV-2
Angestiegen sind auch die Hospitalisationen um 36 Prozent auf 290 Spitaleintritte. So viele gab es letztmals Anfang August. Die Auslastung der Spitäler bleibt damit auf einem tiefen Niveau stabil. Aktuell machen Covid-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen 3.9 Prozent aus, über alle Spitalpatienten hinweg sind es 4.1 Prozent.
Es stellt sich aber Anfang Herbst die Frage, ob eventuell eine neue Variante eine stärkere Coronawelle verursachen könnte. Besorgt waren die Experten vor drei Wochen wegen der Omikron-Variante BJ.1, die hauptsächlich in Indien aufgetreten ist, aber auch nach Europa und in die USA schwappte. Wenn auch in kleiner Anzahl.
Die «böse Kombination» BJ.1 scheint gestoppt
BJ.1 ist eine von vielen Sublinien von Omikron, die stark mutiert haben. 14 Mutationen am Spike-Protein wurden festgestellt, die gehäuft an Stellen auftreten, die für die Antikörper-Bildung wichtig sind. Von einer «bösen Kombination» von Mutationen an kritischen Stellen, sprachen Virenspezialisten deshalb. «BJ.1 scheint sich aber nicht weiter auszubreiten», sagt der Virenanalyst Richard Neher von der Universität Basel.
BQ.1.1 ist eine Weiterentwicklung von BA.5, die bis jetzt noch absolut dominierende Variante in der Schweiz und auch weltweit. Doch das wird sich ändern, weil Viren immer mutieren. Das ist ihre Überlebensstrategie.
BQ.1.1. ist vor allem in Grossbritannien unter Beobachtung. Schon BJ.1 weist auf eine partielle Immunflucht des Virus hin. Das heisst, dass ein solcher Subtyp sich dem mit Antikörpern versehenen Immunsystem besser entziehen kann. Neher sagt, dass es nun noch eine Reihe weiterer Varianten gibt, die Mutationen haben, die auf partielle Immunflucht hinweisen.
Neue Varianten mit Übertragungsvorteil
Diese Varianten seien an drei bis fünf Positionen mutiert. Involviert sind dabei bestimmte Positionen am Spike-Protein. «Varianten mit solchen Mutationen werden von Antikörpern weniger gut erkannt und scheinen dadurch einen Übertragungsvorteil zu haben», sagt Neher vom Biozentrum der Universität Basel.
Die steigenden laborbestätigten Fälle zeigen gemäss dem Virensequenzierer, dass die neue Coronawelle schon angelaufen zu sein scheint. «Diese wird eventuell durch diese neuen Varianten weiter beschleunigt», sagt Neher.
Aber auch wenn diese verschiedenen Varianten wie BQ.1.1, BJ.1 in Österreich oder BA.2.75 und dessen Untervariante BA.2.75.2 einen Übertragungsvorteil haben, ist damit nicht gesagt, dass diese Untervarianten auch aggressiver sind. BJ.1 und BA.2.75 sind wenn auch in ganz kleiner Zahl, auch in der Schweiz festgestellt worden.
Wie jeden Herbst gibt es aber für die Beschleunigung der Welle mehrere Gründe. Das kalte Wetter spielt jeweils eine bedeutende Rolle.
(aargauerzeitung.ch)