Seit Wochen wurde gestritten: Darf man das? Ja, soll man sogar? Nun ist der Tag da, an dem in Sissach BL zwei Schweine vor den Augen des Publikums geschlachtet und zu Würsten verarbeitet werden.
Frühmorgens geht es vorbei an einem Empfangskomitee aus schwarz gewandeten Tierschützern. «Tiere fühlen, Tiere leiden», geben sie den Ankömmlingen mit auf den Weg. Schon im Vorfeld hatten sie auf verschiedenen Kanälen ihren Unmut über die «Show-Metzgete» kundgetan. Der Dorfpfarrer will gar sich selbst geisselnd durch das Dorf ziehen, um gegen die «entwürdigende Veranstaltung» zu protestieren.
Den beiden Schweinen nützt das aber nichts mehr. Vor den Augen des Publikums und der anwesenden Journalisten führt Metzgermeister Rolf Häring die Tiere aus ihrem Käfig. Über hundert Schaulustige haben sich um das Zelt versammelt, in dem die Tiere geschlachtet werden. Auf Zehenspitzen versuchen sie, einen Blick auf den Prozess zu erhaschen. Auch Kinder stehen in der ersten Reihe.
Der Metzger und ein Tierarzt erklären dem Publikum jeden Schritt genau.
Kurz darauf ertönt auch schon der erste Bolzenschuss: Das erste Schwein sackt regungslos zusammen. Das zweite quiekt wie am Spiess, doch auch es ereilt das gleiche Schicksal. Während des Schlachtens herrscht aus Rücksicht auf die Tierwürde ein striktes Film- und Fotoverbot.
Der Sissacher Metzger will der Bevölkerung mit dem Anlass nach eigenen Angaben «das traditionelle Handwerk der Hausmetzgete» wieder in Erinnerung rufen. Es gehe im auch darum, eine Debatte über den Wert von Lebensmitteln anzustossen, sagte er in der «Basler Zeitung».
Wären die Leute bereit, mehr für Fleisch zu zahlen, «würde es keinen Sinn mehr machen, ein Schwein in Spanien zu schlachten, es im Tessin zu Parmaschinken zu verarbeiten und in Polen zu verkaufen». Heute gelte: Hauptsache billig. «Dadurch verlieren wir den Respekt vor dem Tier.»
(ohe/jbu)