Die Kantone Thurgau, Appenzell Innerrhoden und Uri wollen ihren Primarschülern keine zweite Landessprache mehr beibringen. Dies passt dem Bundesrat nicht. Bereits vor den Sommerferien hat er den Kantonen ein Ultimatum gestellt: Lenken die Kantone nicht ein, will er sie mit einem neuen Gesetzesartikel zum Frühfranzösisch zwingen.
Jetzt äusserst sich der als Kulturminister dafür zuständige Bundesrat Alain Berset erstmals zum Sprachenstreit. Er warnt vor Verhältnissen wie in Belgien, wo die beiden Sprachregionen arg zerstritten sind.
Berset sagt im Tages-Anzeiger: «Es gibt andere mehrsprachige Länder, die heute feststellen, dass sie zu lange zugewartet haben. Dann wird das Zusammenleben schwierig.» Ähnliches wie die Situationen in Belgien dürfe in der Schweiz nicht geschehen. Wir müssten uns gegenseitig verstehen, um den Zusammenhalt unseres mehrsprachigen Landes zu verstehen, sagt Berset weiter.
Und: «Die Sprache ist nicht nur Kommunikationsmittel. Sie transportiert auch Kultur, Werte, Geschichte.» Die Welt werde immer internationaler. Vor 30 Jahren habe man die Landessprachen im Beruf oder in der Armee gelernt. Das sei heute nicht mehr so.
Berset betont, die Kantone müssten den gültigen Sprachkompromiss respektieren und die zweite Landessprache in der Primarschule lehren. Zwar sei weiterhin das Ziel, dass die Kantone selber eine Lösung fänden. Er wäre allerdings bereit, einzugreifen. (feb)