Von einem Tag auf den anderen kannte die halbe Schweiz die Basler Grossrätin Lea Steinle. Mitte November trug Steinle ihr zwei Monate altes Baby in den Grossratssaal, um abzustimmen – und wurde darauf prompt vom Ratspräsidenten Remo Gallacchi aus dem Saal verwiesen. Die Aktion sorgte für nationales Aufsehen und erregte die Gemüter.
Die junge Mutter stand abrupt im medialen Blitzlichtgewitter. «Zeitweise wurde mir der ganze Medienrummel etwas zu viel», sagt Steinle knapp einen Monat später. Die Aufmerksamkeit macht der Grünen-Politikerin vor allem etwas klar: «Das Ganze hat mich motiviert, meine politische Karriere voranzutreiben. Ich kann und will Mutter und Politikerin zugleich sein.»
Am Dienstagabend bewarb sich die 31-Jährige für eine Kandidatur auf der Grünen-Nationalratsliste. Ihr Spontan-Entscheid kam gut an. Mit 30 Stimmen wurde sie für die Liste nominiert.
Es sei ein Bauchentscheid gewesen, sagt Steinle. «Es braucht unbedingt mehr junge Eltern im Parlament.» Mit der grossen Zustimmung habe sie aber nicht gerechnet. «Die anderen Kandidierenden waren auch sehr gut. Und weil es ein eher spontaner Entscheid war, habe ich mich auch nicht intensiv darauf vorbereitet.»
Ob sie im kommenden Oktober tatsächlich in den Nationalrat einziehen kann, wird sich zeigen. Ihre Chancen schätzt Steinle nicht allzu hoch ein. «Ich will es aber trotzdem versuchen.» Ihrer Partei-Kollegin Sibel Arslan, die seit 2015 in der grossen Kammer sitzt, den Platz streitig machen will Steinle aber auf keinen Fall. «Ich möchte Sibel so gut wie möglich unterstützen», sagt die Politikerin und fügt hinzu: «Es wäre aber Zeit für einen zweiten Sitz für die Grünen.»
Auf Steinles politischer To-do-Liste steht momentan vor allem ein Thema: die Klimapolitik. «2019 ist das Klimajahr, wenn wir jetzt keine konkreten Änderungen vornehmen, wird es zu spät sein.» Wenn es jemand wissen muss, dann Steinle. Sie arbeitet als Meeresbiologin an der Universität Basel.