Schweiz
Gesellschaft & Politik

Zeki: Postete der Influencer auf Swissmeme ein homophobes Meme?

Influencer Zeki postet fragwürdiges Meme – das ist nicht sein erster Homophobie-Skandal

06.06.2024, 05:0006.06.2024, 17:36
Mehr «Schweiz»

Zeki Bulgurcu ist ein Meme-Ersteller und ein Urgestein der Schweizer Influencerwelt: Bereits seit über zehn Jahren erfreut er sich grosser Beliebtheit.

Mittlerweile zählen alle seine Social-Media-Profile zusammen rund drei Millionen Follower auf Instagram, TikTok, Facebook und YouTube. Am Sonntag, 2. Juni – passend zum Auftakt des Pride Month – postete der Influencer Zeki auf seiner Instagramseite «Swissmeme» ein mittlerweile gelöschtes Meme, das einen fragwürdigen Vergleich machte. Unter dem Post wurde ihm vermehrt Homophobie vorgeworfen – nicht zum ersten Mal.

In dem Beitrag vom vergangenen Sonntag stand einerseits: «Wie ich meinen 18. Geburtstag feierte» – zusammen mit einem Bild eines stark alkoholisierten jungen Mannes, der auf einer Wiese im Sauf-Koma liegt.

Daneben schrieb Zeki: «Wie heute Jungs ihren 18. Geburtstag feiern» – zusammen mit einem Bild eines jungen Mannes in Absatzschuhen, Skinny Jeans und Luftballone mit den Ziffern 1 und 8.

Das Meme:

Fragwürdiger Post: Wir haben die Gesichter zensiert.
Fragwürdiger Post: Wir haben die Gesichter zensiert. Bild: Screenshot Google Images

Innert wenigen Minuten entbrannte eine hitzige Diskussion unter dem Post. Mit viel Zustimmung, aber genauso viel Kritik am Meme. Doch diese verschwand von Minute zu Minute – denn kritische Kommentare wurden sofort gelöscht und die Nutzer blockiert, wie watson weiss.

Bereits eine Stunde nach der Veröffentlichung war das Meme wieder verschwunden – die Seiten-Administratoren haben den Beitrag gelöscht.

Zeki drehte 2021 Kurzfilm gegen Schwulenhass

Sein Verhältnis zu dem Thema Schwulenhass scheint ambivalent zu sein: 2021 nutzte er seine grosse Reichweite dafür, um die Problematik der homophoben Gewalt zu diskutieren. So drehte er gar einen Kurzfilm, in dem er mit anderen Promis auf Schwulenfeindlichkeit aufmerksam macht. Damals sagte er gegenüber 20 Minuten: «Ich will mit dem Video ein Zeichen gegen Homophobie, Diskriminierung und Gewalt setzen.»

Zeki Bulgurcu gewinnt einen Award in der Kategorie Entertainment bei der Swiss Influencer Award Preisverleihung in Zuerich am Donnerstag, 20. Juni 2019. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Zeki Bulgurcu ist ein erfolgreicher Influencer.Bild: KEYSTONE

Ob ihm dieses Thema sonderlich am Herzen liegt, ist heute wie damals fraglich. Denn kurz vor seiner Anti-Homophobie-Kampagne wurde Zeki öffentlich scharf kritisiert. Hintergrund: Im Februar 2021 wurden am Bahnhof Stadelhofen zwei homosexuelle Jugendliche aufgrund ihrer Sexualität körperlich angegriffen – die Tat wurde auch auf einem Video festgehalten.

Ebendieses Video wurde Zeki wenige Stunden nach dem Angriff gezeigt. Jemand filmte Zekis erste Reaktion: Er lachte und winkte desinteressiert ab. Die breite Öffentlichkeit weiss das bis heute, weil Zekis Reaktionsvideo viral ging – und schon damals für Kritik sorgte.

Das sind die Reaktionen

Anna Rosenwasser, SP-Nationalrätin und LGBTQ-Aktivistin, ordnet das Meme mit den zwei Männern darauf auf Anfrage von watson ein:

«Allein das erste Bild an sich ist problematisch. Es glorifiziert übermässigen Alkoholkonsum und selbstzerstörerisches Verhalten.»

Bei Studien über die psychische Gesundheit sehe man genau, dass übermässiger Alkoholkonsum und folgerichtig auch Suchterkrankungen oft bei Männern vorkommen. Unter anderem darum, weil Männern viel weniger zugestanden werde, ihre negativen Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder Hilfe zu holen, wenn sie Probleme hätten, meint Rosenwasser. Sie folgert:

«Das hat viel mit unserem Männlichkeitsbild zu tun. Darum ist es doch gut, dass wir als Gesellschaft das Männlichkeitsbild öffnen und so den Männern die Möglichkeit geben, auf verschiedene Arten Männer zu sein.»
Anna Rosenwasser, SP, Besuch bei watson, Zürich 25.07.2023
Findet Posts wie jenen von «Swissmeme» stossend: SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser.Bild: larissa erni/watson

Zum zweiten Bild auf dem Meme sagt sie:

«Das ist ein gepflegter Mann, der in einer eher femininen Haltung in High Heels posiert. Diese Attribute entsprechen nicht dem traditionellen Männlichkeitsbild. Natürlich ist der Subtext: Er ist gay. Gay ist unmännlich und nicht männlich zu sein, ist ‹schlecht›.»

Rosenwasser sagt, sie finde, dass man davon ausgehen könne, dass der Mann rechts ein gesünderes Leben führen könne, denn er stehe bereits mit 18 Jahren zu sich selbst. Sie fügt an: «Dass der vermeintlich queere oder schwule Mann in diesem Meme abgewertet wird, ist einerseits problematisch und andererseits schlicht homophob.»

Anders als Rosenwasser sieht das der Influencer selbst. Dieser schreibt auf Anfrage:

«Ich bin immer noch nicht homophob, frauenfeindlich oder rassistisch. Ich habe das Meme als Vergleich zu den Ballönchen gepostet, da ich diese schon mehrmals aufgegriffen habe. Obwohl ich mehrheitlich Zuspruch bekam, habe ich es heruntergenommen, da es unter anderem auch falsch aufgenommen wurde. Beleidigende und unwahre Kommentare werden allgemein gelöscht.»

Zu den Homophobie-Vorwürfen von 2021 meint Zeki:

«Im Livestream wird mir mitgeteilt, dass zwei Personen gerade irgendwo zusammengeschlagen wurden. Ich: ‹Das kann mir egal sein, da ich diese Personen nicht kenne›. Später im Livestream wird mir mitgeteilt, dass die zwei Personen schwul sind. Alle: ‹zEki iSt hOmOphOb.› Ich: ‹???› Daraus resultierend habe ich trotzdem etwas für die Community getan, da ich grundsätzlich niemanden ausgrenze – ausser Aargauer und Klimakleber.»

Das Mail beendet Zeki mit den Worten: «Ich kann die ganzen Vorwürfe gegen meine Person nach elf Jahren als Content Creator mittlerweile nicht mehr ernst nehmen.»

Branddeals und eigener Dönerladen

Zekis Erfolg wird ohnehin nicht geschmälert: Er hat Werbedeals, welche ihm mehrere Tausend Franken einbringen, ist eines der Werbegesichter einer Digitalversicherung und hat vor kurzem seine eigene Dönerbude eröffnet. Die Schweizer Influencer standen bei der Eröffnung Schlange und – wen überrascht es – alle lieben den Döner.

Schlussendlich scheinen auch viele Menschen Posts wie jenen vom Sonntag als «nicht so schlimm» wahrzunehmen: Innert der knappen Stunde, in der er online war, erhielt er über 8000 Likes. Doch trotzdem: Ob es Memes von berühmten Influencern braucht, die Schwulenhass propagieren, ist mehr als fragwürdig. Denn bis heute sind Menschen aus der LGBTQ-Community stärker suizidgefährdet als Heterosexuelle.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Hunderttausende am «Pride March» in New York
1 / 22
Hunderttausende am «Pride March» in New York
quelle: ap / seth wenig
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hat die Schweiz ein Homophobie-Problem?
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
196 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Philboe
06.06.2024 06:10registriert Juli 2015
Diese Dauerempörung geht mir wirklich gegen den Strich. Was auch eine Lösung wäre einfach Zeki entfolgen und keine Aufmerksamkeiten mehr schenken. Dann kann er in seinem Dönerladen weiterarbeiten.
62651
Melden
Zum Kommentar
avatar
BettiBoshaft
06.06.2024 06:18registriert April 2022
Verstehe den Trend nicht, überall Homophobie und Diskriminierung zu sehen und alles in diese Richtung zu analysieren und dann noch gross aufzublasen. Meist von denen, die eigentlich gar keinen Grund haben, sich betroffen zu fühlen.
51063
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kommentar*innen
06.06.2024 06:35registriert Juni 2018
Ich finds gut, dass das Meme diskutiert wird. Wenn die Message sein soll „früher waren wir Männer, heute gibts nur noch Weicheier“, ist der Diskurs darüber doch spannend.

Und bei allem: Auch wenn ich Zekis Werke nicht amüsant finde, so hat er künstlerische Freiheit und Satire darf sein.
34146
Melden
Zum Kommentar
196
    Mord im Thurgau: Obergericht bestätigt Urteil im Fall Barchetsee

    Das Thurgauer Obergericht hat am Donnerstag im Fall Barchetsee den Entscheid der Vorinstanz bestätigt. Die Verurteilung eines 64-jährigen Schweizers wegen Mordes bleibt damit bestehen. Er erhält eine Freiheitsstrafe von 17 Jahre.

    Zur Story