Ein in einem iranischen Gefängnis verstorbener Schweizer soll laut der iranischen Justiz unerlaubt ein Militärgelände fotografiert und mit «feindlichen Regierungen» kooperiert haben. Deshalb sei er verhaftet worden, sagte ein Sprecher am Mittwoch.
Der Schweizer sei im Oktober als Tourist in einem Privatwagen mit verschiedenen Geräten nach Iran eingereist, sagte der Sprecher vor den Medien. Der Mann sei in Namibia geboren und Schweizer Staatsbürger. Weitere Angaben machte er nicht. Irans Regime hatte Anfang Januar erklärt, der Mann habe sich am 9. Januar im Gefängnis Semnan im Osten des Landes das Leben genommen. Er war zuvor der Spionage beschuldigt worden.
Bei dem Mann handelt es sich laut Angaben des Schweizer Aussendepartements (EDA) um einen 64-jährigen Schweizer, der als Tourist in Iran unterwegs gewesen war. Er wohnte demnach seit knapp 20 Jahren nicht mehr in der Schweiz und hatte zuletzt im südlichen Afrika gelebt. Die Schweiz verlangte eine umfassende Untersuchung der Umstände des Todes.
#Iran | Unter dem nachstehenden Link finden Sie Informationen über die Verhaftung eines Schweizer Bürgers in Iran, seinen Tod im Gefängnis am 9.01.25 und die Schritte der @SwissEmbassyIr in Teheran.https://t.co/pHXGuFadCN pic.twitter.com/JSdP1m8A7R
— EDA - DFAE (@EDA_DFAE) January 10, 2025
Gemäss dem auf der Seite des Regimes stehenden iranischen Portal Nournews soll der 64-Jährige im Oktober 2024 während des israelischen Luftangriffs auf Iran verhaftet worden sein. Der Geheimdienst habe ihm zur Last gelegt, angeblich Bodenproben in einer Wüstenregion genommen zu haben.
Danach sei der Mann vom Geheimdienst verhaftet und ins Gefängnis von Semnan gebracht worden, knapp 200 Kilometer östlich der iranischen Hauptstadt Teheran. Die Schweizer Botschaft in Teheran wurde laut EDA am 10. Dezember 2024 von den iranischen Behörden darüber informiert, dass ein Schweizer Staatsangehöriger wegen des Verdachts auf Spionage verhaftet wurde.
Ab dem Zeitpunkt der Verhaftung stand die Botschaft demnach in täglichem Kontakt mit den iranischen Behörden, um mehr Informationen zu den Umständen der Verhaftung und Zugang zum Inhaftierten zu erhalten.
Der Leichnam des in einem iranischen Gefängnis verstorbenen Schweizers ist am Mittwoch in der Schweiz angekommen. Es handle sich nicht um einen Bundesangestellten, teilte das EDA der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Weitere Details gab das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) aus Gründen des Datenschutzes nicht bekannt. Die Schweizer Botschaft in Iran habe die administrativen Schritte für die Rückführung des Leichnams per Linienflug in die Schweiz koordiniert.
Die Islamische Republik Iran ist kein Rechtsstaat. Die Justiz ist vom Regime kontrolliert und stark ideologisch geprägt. Schauprozesse und konstruierte Vorwürfe sind im islamistisch regierten Land keine Seltenheit.
Derweil war der iranische Diplomat Mohammad Javad Zarif am WEF in Davos. Er war Aussenminister unter der Regierung des ehemaligen Präsidenten Hassan Rohani und für kurze Zeit Vizepräsident in der aktuellen Regierung von Masoud Pezeshkian.
(rbu) mit Material von sda und dpa