Zugfans ärgerten sich nach dem Fahrplanwechsel. Denn neben neuen Linien gab es für Nachtzugfans auch neue Preise. So kosten Fahrten im ÖBB-Nightjet plötzlich deutlich mehr und die Preise wurden variabel. Der Schweizer Bahnblogger Timo Grossenbacher ärgerte sich auf night-ride.ch über die teilweise massiven Preisanpassungen.
So kostet beispielsweise die Verbindung von Basel nach Amsterdam im Einer-Liegeabteil für eine Fahrt am 16. Januar 2023 600 Euro. Vor dem Fahrplanwechsel waren es noch 285 Euro – eine Preiserhöhung von über 100 Prozent. Betroffen von den teilweise drastischen Änderungen sind auch Fahrten von Zürich nach Berlin oder Hamburg.
Auch andere Bahn-Blogger stellen auf X (ehemals Twitter) und anderen Kanälen die Änderungen mit Erstaunen fest. Für Ärger sorgt auch, dass der Preisschock nicht von der ÖBB selbst kommuniziert, sondern von den genannten Bloggern entdeckt wurde. Das Unternehmen reagierte bisher lediglich auf entsprechende Posts in den sozialen Medien, eine Anfrage von watson blieb bisher unbeantwortet:
Wir haben das Preissystem im Nachtverkehr adaptiert, wodurch es eine breitere Spanne an Preisen gibt. So können wir besser auf die Nachfrage reagieren. An wenig gebuchten Tagen gibt es ein höheres Kontingent in niedrigen Preisstufen. Gut gebuchte Tage werden teurer. 1/2
— ÖBB (@unsereOEBB) December 11, 2023
Da werden die Anpassungen dann aber in nette Worte verpackt. Man habe «das Preissystem im Nachtverkehr adaptiert», schreibt die ÖBB und erklärt auch, dass es dadurch «eine breitere Spanne an Preisen gibt».
In anderen Worten: Die Nachtzugpreise sind neu ähnlich wie bei Flugreisen oder teilweise in Skigebieten dynamisch – wer an beliebten Tagen reist, bezahlt mehr. Das stellte auch Blogger Grossenbacher fest. Die oben erwähnte Fahrt von Basel nach Amsterdam gibt's Anfang Februar rund 20 Prozent billiger, für aber immer noch 475 Euro.
Beliebte Strecken seien allgemein teurer geworden. Für Zürich – Wien muss man auch bei einer längerfristigen Buchung je nach Ticketart rund 50 Prozent mehr bezahlen als vor dem Fahrplanwechsel.
Grossenbacher liefert mit einem zweiten Blog-Eintrag einige Zahlen, welche die Änderungen untermauern. Er kommt darin zum Schluss: «In den Schlafwagen winken happige Aufschläge, bei den Deluxe-Einzelabteilen beispielsweise gibt es fast eine Verdreifachung. Auch die günstigste Kategorie des Economy-Dreiers erhöht sich im Schnitt noch um rund 15 Prozent.»
🚆 Nun ist es gewiss: Die Preiserhöhung war kein «Versehen», @unsereOEBB führen bei den Nachtzügen tatsächlich dynamische Preise ein.
— Timo Grossenbacher (@grssnbchr) December 12, 2023
Ich habe mir die Preise der nächsten drei Monate mal angeschaut: https://t.co/ImJdw1VFxs#Nachtzug #Nightjet #nightride pic.twitter.com/KmyYI8T1tc
Abschläge sind weniger ausgeprägt. Günstiger wird es auf Sitzen oder im etwas in die Jahre gekommenen 6er-Abteil. Alles in allem werden die bisher meist schneller ausverkauften Schlafwagen-Abteile also teurer. Die ÖBB könnte versuchen, mit den Preisanpassungen die klassischen Liege- und Sitzwagen wieder beliebter zu machen. Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen.
Die neuen Preise seien insgesamt aber «hochgradig verwirrlich». So zeigt Grossenbacher auch Fälle, in welchen der flexible Preis günstiger sei als der halb-flexible.
Auch prominentere Bahnbeobachter zeigen wenig Verständnis für die Preisanpassungen. So sagt Benedikt Weibel, der ehemalige SBB-Generaldirektor, und bis Mitte letzten Jahres Aufsichtsratspräsident der österreichischen Westbahn, im «Tages-Anzeiger», dass er bei neuen Kompositionen Preiserhöhungen für gerechtfertigt halte. Aber: «Dermassen höhere Preise für Reisen in den bestehenden Kompositionen zu verlangen, halte ich hingegen für fragwürdig.» (fox)
Schade, so greifen halt viele zum Flugticket für einen Zehntel des Preises.