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ÖBB-Nightjet: Preise für Nachtzüge ab der Schweiz wurden erhöht

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Der Nightjet hat neu flexiblere Preise – und kostet auf diversen Strecken ab der Schweiz deutlich mehr als vor dem Fahrplanwechsel.Bild: keystone

ÖBB erhöht Nachtzug-Preise still und heimlich drastisch – Schweizer Linien betroffen

Mit dem Fahrplanwechsel haben auch die Preise für die Nachtzüge gewechselt. Zumindest auf Linien des ÖBB-Nightjets waren die Anpassungen teilweise massiv. Das Unternehmen kommuniziert nur zurückhaltend.
12.12.2023, 07:5212.12.2023, 08:37
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Zugfans ärgerten sich nach dem Fahrplanwechsel. Denn neben neuen Linien gab es für Nachtzugfans auch neue Preise. So kosten Fahrten im ÖBB-Nightjet plötzlich deutlich mehr und die Preise wurden variabel. Der Schweizer Bahnblogger Timo Grossenbacher ärgerte sich auf night-ride.ch über die teilweise massiven Preisanpassungen.

So kostet beispielsweise die Verbindung von Basel nach Amsterdam im Einer-Liegeabteil für eine Fahrt am 16. Januar 2023 600 Euro. Vor dem Fahrplanwechsel waren es noch 285 Euro – eine Preiserhöhung von über 100 Prozent. Betroffen von den teilweise drastischen Änderungen sind auch Fahrten von Zürich nach Berlin oder Hamburg.

Auch andere Bahn-Blogger stellen auf X (ehemals Twitter) und anderen Kanälen die Änderungen mit Erstaunen fest. Für Ärger sorgt auch, dass der Preisschock nicht von der ÖBB selbst kommuniziert, sondern von den genannten Bloggern entdeckt wurde. Das Unternehmen reagierte bisher lediglich auf entsprechende Posts in den sozialen Medien, eine Anfrage von watson blieb bisher unbeantwortet:

Da werden die Anpassungen dann aber in nette Worte verpackt. Man habe «das Preissystem im Nachtverkehr adaptiert», schreibt die ÖBB und erklärt auch, dass es dadurch «eine breitere Spanne an Preisen gibt».

Nachtzugpreise neu flexibel

In anderen Worten: Die Nachtzugpreise sind neu ähnlich wie bei Flugreisen oder teilweise in Skigebieten dynamisch – wer an beliebten Tagen reist, bezahlt mehr. Das stellte auch Blogger Grossenbacher fest. Die oben erwähnte Fahrt von Basel nach Amsterdam gibt's Anfang Februar rund 20 Prozent billiger, für aber immer noch 475 Euro.

Beliebte Strecken seien allgemein teurer geworden. Für Zürich – Wien muss man auch bei einer längerfristigen Buchung je nach Ticketart rund 50 Prozent mehr bezahlen als vor dem Fahrplanwechsel.

Schlafwagen werden zur Luxus-Option

Grossenbacher liefert mit einem zweiten Blog-Eintrag einige Zahlen, welche die Änderungen untermauern. Er kommt darin zum Schluss: «In den Schlafwagen winken happige Aufschläge, bei den Deluxe-Einzelabteilen beispielsweise gibt es fast eine Verdreifachung. Auch die günstigste Kategorie des Economy-Dreiers erhöht sich im Schnitt noch um rund 15 Prozent.»

Abschläge sind weniger ausgeprägt. Günstiger wird es auf Sitzen oder im etwas in die Jahre gekommenen 6er-Abteil. Alles in allem werden die bisher meist schneller ausverkauften Schlafwagen-Abteile also teurer. Die ÖBB könnte versuchen, mit den Preisanpassungen die klassischen Liege- und Sitzwagen wieder beliebter zu machen. Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen.

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Wer ein Schlafabteil will, muss künftig meist tiefer in die Tasche greifen.Bild: keystone

Die neuen Preise seien insgesamt aber «hochgradig verwirrlich». So zeigt Grossenbacher auch Fälle, in welchen der flexible Preis günstiger sei als der halb-flexible.

Weibel: «Dermassen höhere Preise halte ich für fragwürdig»

Auch prominentere Bahnbeobachter zeigen wenig Verständnis für die Preisanpassungen. So sagt Benedikt Weibel, der ehemalige SBB-Generaldirektor, und bis Mitte letzten Jahres Aufsichtsratspräsident der österreichischen Westbahn, im «Tages-Anzeiger», dass er bei neuen Kompositionen Preiserhöhungen für gerechtfertigt halte. Aber: «Dermassen höhere Preise für Reisen in den bestehenden Kompositionen zu verlangen, halte ich hingegen für fragwürdig.» (fox)

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210 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chnaller
12.12.2023 07:34registriert Januar 2021
Wollten mit dem Nachtzug nach Hamburg. Über 900.- für 2 Personen. Haben dann halt den „Tagzug“ für einen Bruchteil davon genommen.

Schade, so greifen halt viele zum Flugticket für einen Zehntel des Preises.
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nukular
12.12.2023 07:37registriert Juni 2016
auch wenn ich dynamische preise verstehen kann.. so ist es doch wieder ein rückschritt.. so wird man nie "gegen das fliegen ankommen".. auch wenn ich spontan einen flug BSL- AMS für übermorgen buchen möchte, kostet der flug hin und zurück "nur" 156fr.. dies wohlbemerkt ebenfalls mit dynamischen preismodellen.. am 16 januar nur den hinflug 96fr.. und da wundert man sich, dass die menschen mehr fliegen?.. europa muss an einem strick ziehen was das bahnnetz anbelangt.. ausserhalb von CH/AT ist es aber einfach miserabel.. da ist europa eig selber schuld..
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Peter Vogel
12.12.2023 08:10registriert Juni 2020
10h und eine unangenehme Nacht um nach Hamburg zu kommen für 600 oder 1h Flug für 200....hmmm was nehm ich da, was nehm ich da?
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