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Zölle von Trump: So reagieren Schweizer Parteien auf die Bundesrats-PK

Nach der Zoll-PK des Bundesrats: Diese Massnahmen fordern die Schweizer Parteien

07.08.2025, 17:1207.08.2025, 18:43
Inhaltsverzeichnis

SVP

Die SVP teilt heftig gegen den Bundesrat aus. «Ganz offensichtlich sind der Bundesrat und seine Diplomaten nicht in der Lage, die Interessen der Schweiz zu wahren», heisst es in einer Medienmitteilung.

Nationalrat Marcel Dettling, SVP-SZ, reagiert auf die Antwort von Nationalrat Christian Wasserfallen, FDP-BE, bei der Debatte "20.037 EU-Migrations- und -Asylpakt", waehrend der Sommersessio ...
SVP-Chef Marcel Dettling.Bild: keystone

Gründe für Trumps hohe Zölle sieht die grösste Partei der Schweiz viele. Als angebliche Ursache nennt die SVP die «verantwortungslose und arrogante Haltung von Mitte-links». Geschadet habe wohl auch die Forderung von Aussenminister Ignazio Cassis nach einer Zweistaatenlösung im Nahen Osten.

Als Massnahmen fordert die SVP nun folgende Punkte:

  • Aufhebung des Bundesratsbeschlusses, nur noch maximal 10 Prozent der Rüstungsgüter in den USA zu kaufen
  • Aussetzung der OECD-Mindeststeuer
  • Senkung der Energiepreise durch die inländische Produktion von bezahlbarem und zuverlässigem Strom
  • Keine einseitige Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Lohnabgaben ohne Gesamtsanierungskonzept der AHV
  • Keine weitere Belastung durch die CO2-Verordnung
  • Keine Verlängerung der Höchstbezugsdauer bei Kurzarbeit auf 24 Monate
  • Keinen weiteren Ausbau des Sozialstaates

FDP

Die FDP spricht von einer ernsten Lage – dennoch dürfe man nicht in Panik verfallen. «Entscheidend ist, dass die Schweiz zusammenhält und die richtigen Prioritäten setzt», so die Liberalen. Die Schweiz könne auf ein verlässliches Fundament bauen und könne Krisen meistern.

FDP Parteipraesident Thierry Burkart bei seiner Rede anlaesslich der Delegiertenversammlung der FDP Schweiz vom Samstag, 28. Juni 2025 in Hergiswil im Kanton Nidwalden. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
FDP-Chef Thierry Burkart.Bild: keystone

Die Politik müsse nun besonnen handeln, parteipolitisches Hickhack beiseitelegen und gemeinsam Lösungen finden. «Gefragt sind klare Prioritäten. Zum Schutz von Arbeitsplätzen, Unternehmen und dem Wohlstand unseres Landes», schreibt die FDP. Konkret werden folgende Massnahmen verhandelt:

  • Weitere Gespräche mit den USA
  • Das Erschliessen neuer Märkte, etwa der rasche Abschluss der Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und Indien sowie die Weiterentwicklung bestehender Abkommen
  • Aussetzen der OECD-Mindeststeuer
  • Kein weiterer AHV-Milliardenausbau
  • Festhalten an den bilateralen Verträgen
  • Nein zur Juso-Initiative über Erbschaftssteuer
  • Keine Gegenzölle

Grüne

Wie die SVP teilen auch die Grünen heftig gegen den Bundesrat aus. «Die Anbiederungsstrategie sowie der Alleingang von Karin Keller-Sutter ist krachend gescheitert», so Parteipräsidentin Lisa Mazzone.

Parteipraesidentin Lisa Mazzone spricht zu den Delegierten, an der Delegiertenversammlung der Gruenen Schweiz, am Samstag, 29. Maerz 2025 in Brig. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Lisa Mazzone, Chefin der Grünen.Bild: keystone

Die Wirtschaftspolitik der bürgerlichen Parteien stürze die Schweiz in eine Krise. Gefordert werden deshalb folgende Massnahmen:

  • Gegenmassnahmen ergreifen und dabei eine Digitalsteuer für amerikanische Tech-Unternehmen einführen sowie auf den Kauf der F-35-Kampfjets verzichten
  • Die Bilateralen III fördern, um die Beziehungen zur EU zu stärken
  • Eine Industriestrategie (Green Deal), um zukunftsfähige Industriezweige, z. B. in der Kreislaufwirtschaft, zu stärken
  • Unterstützung der von Zöllen betroffenen Unternehmen durch Kurzarbeit

SP

SP-Co-Chef Cédric Wermuth schreibt in den sozialen Medien, der Bundesrat habe «die Schweiz international erniedrigt». Dies könnte man nun nicht mehr ändern, die Landesregierung müsse sich nun aber aufraffen. Dazu nennt er folgende Schritte:

  • Stopp der F-35-Beschaffung
  • Klage bei der Welthandelsorganisation WTO
  • Beschleunigung der Bilateralen III und Zusammenarbeit mit der EU beim weiteren Vorgehen
  • Keine Deregulierungen
Co-Praesident und Nationalrat Cedric Wermuth, SP-AG, spricht am Parteitag der SP Schweiz, am Samstag, 22. Februar 2025, in Brig. (KEYSTONE/Peter Schneider)
SP-Co-Chef Cédric Wermuth.Bild: keystone

Mitte

Die Mitte fordert vom Bundesrat ruhiges und entschlossenes Handeln. Es brauche eine klare Verhandlungsführung, um die Schweizer Wirtschaft und Arbeitsplätze zu schützen, heisst es in einer Medienmitteilung.

Philipp Matthias Bregy, Nationalrat Mitte-VS und Parteipraesident Mitte, spricht waehrend einer Medienkonferenz anlaesslich der Lancierung des Referendums gegen den indirekten Gegenvorschlag des Parla ...
Mitte-Präsident Philipp Matthias Bregy.Bild: keystone

Die Mitte begrüsse, dass der Bundesrat Gespräche mit den USA weiterführen wolle. Jedoch nennt die Partei folgende Massnahmen, die sie nun vom Bundesrat fordert:

  • Es sollen verhältnismässige Gegenmassnahmen geprüft werden, z. B. Zölle auf US-Güter, die in der Schweiz in ausreichender Menge produziert oder aus anderen Ländern importiert werden können
  • Verlässliche internationale Partnerschaften sollen gestärkt werden
  • Die Schweiz soll ihre Politik selbstbewusst weiterführen und nicht an Donald Trump ausrichten
  • Die Regulierung der Social-Media-Plattformen sei nicht aufzuschieben

Kurzschlusshandlungen wie die Forderung nach der Stornierung der F-35-Bestellung lehne Die Mitte ab.

GLP

Die Grünliberale Partei ruft als Reaktion auf die 39-Prozent-Zölle der USA zur gemeinsamen Stärkung der Schweizer Wirtschaft auf. Hand in Hand lasse sich die Erfolgsgeschichte der Schweiz fortsetzen. Die Bilateralen III müssten nun rasch zur Abstimmung gelangen.

Die Schweiz brauche geregelte Beziehungen zum wichtigsten Handelspartner, der EU, teilte die Partei am Donnerstag mit. Der vom Bundesrat vorgeschlagenen Ausdehnung der Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate stimmt sie zu. Die bereits aufgegleisten Freihandelsabkommen müssten unter Dach.

Die Unternehmen sollten bei der Online-Vermarktung Erleichterungen erhalten und Investitionen in neue Märkte von der Steuer abziehen dürfen. Daneben müsse sich Schweiz als Cleantech-Standort profilieren, und die Swiss Business Hubs seien auszuweiten, fordert die GLP.

(dab/hkl, mit Material der sda)

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118 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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B-M
07.08.2025 17:21registriert Februar 2021
Die Bürgerlichen waren für Trump. Die Bürgerlichen haben mit Trump die Zölle verhandelt. Schuld am Resultat sind die Linken.
Wenn wir Dummheit besteuern würden, waren die entsprechenden Einnahmen viel höher als was wir aufgrund der Zölle verlieren.
20121
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Waterloo
07.08.2025 17:31registriert September 2022
Die momentane Situation zeigt, dass die SVP eine Partei von Blendern und Versagern ist, welche die Schweiz nicht weiterbringt sowie der Bevölkerung Sand in die Augen streut. Dies zeigt sich, dass sie mit der Unterstützung des Systems Trump und Putin gescheitert ist. Es ist Zeit, die versteckten Absichten der SVP einmal genauer zu analysieren und bei den nächsten Wahlen die Konsequenzen zu ziehen. Die SVP ist schlichtweg nichtmehr glaubwürdig.
15416
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tops
07.08.2025 17:40registriert Juni 2018
Man erinnere sich doch kurz welche Exponenten, welcher Partei sich noch im letzten Herbst gefreut hatten, dass Herr Trump die Wahl gewonnen hatte. Ja, es geht vor allem um eine Partei, welche hier wieder am meisten lamentiert.
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