Republik Moldau? Werden Menschen in der Schweiz nach diesem Land gefragt, dürften die meisten mit der Schulter zucken. Sie hätten Mühe, es auf der Karte zu finden. Moldau, auch Moldawien genannt, liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Und grenzt damit an jenes Land, das seit 20 Monaten einen russischen Angriffskrieg abwehren muss.
Es ist eine brenzlige Lage für das gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ärmste Land Europas mit nur 2,6 Millionen Einwohnern. Mit ihrer russischsprachigen Minderheit bietet sich die ehemalige Sowjetrepublik als nächstes Objekt für Wladimir Putins imperiale Ziele an, denn anders als die baltischen Staaten ist Moldau weder Mitglied der Nato noch der EU.
Mit der Rolle als potenzielles Putin-Opfer will sich Staatspräsidentin Maia Sandu keinesfalls abfinden. Die 51-jährige Ökonomin und ehemalige Weltbank-Mitarbeiterin vertritt einen klar prowestlichen Kurs. Unermüdlich tourt sie durch Europa und wirbt um Unterstützung für ihr bedrängtes Land. Diese Woche weilte sie zu einem offiziellen Besuch in der Schweiz.
Auf dem Programm standen Treffen mit Bundesräten und die Unterzeichnung von Abkommen, ein Besuch beim Pharmakonzern Roche und ein Auftritt an der ETH Zürich. Dort sprach Sandu Klartext: «Wir haben Frieden in Moldau, dank des Mutes der Ukrainer. Ohne den ukrainischen Widerstand hätte Russland nicht an unseren Grenzen angehalten.»
Der Krieg lastet dennoch schwer auf dem kleinen und armen Land, das pro Kopf der Bevölkerung mehr ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat als jedes andere. Noch immer leben laut Sandu rund 80’000 Ukrainer in Moldau. Auch sei ihr Land zu lange von russischen Energielieferungen abhängig gewesen, räumte die Präsidentin selbstkritisch ein.
«Wir mussten ein Wunder vollbringen», sagte Maia Sandu mit einem für ihre eher nüchterne und sachliche Art untypischen Pathos. Dank Hilfe der Europäer gelang es, alternative Energiequellen zu erschliessen. Allerdings zahlt das Land dafür mit einer hohen Inflation. Und es ist einer permanenten hybriden Kriegsführung aus Russland ausgesetzt.
Dazu gehören neben dem üblichen Arsenal aus Fake News und Cyberattacken die Einmischung in Wahlen sowie die illegale Finanzierung prorussischer Parteien und korrupter Gruppierungen. Im Frühjahr habe es einen «nicht sehr klugen» Plan zum Sturz der Regierung gegeben, durch bezahlte Proteste, die in Gewalt umschlagen sollten.
Dies misslang, wie Maia Sandu an der ETH betonte: «Es wäre schlimm für die Ukraine, wenn Russland die moldauische Regierung kontrollieren würde.» Das grösste Problem aber bleibt ungelöst: Der schmale Landstreifen am linken Ufer des Flusses Dnister hatte sich vor mehr als 30 Jahren als «Republik Transnistrien» einseitig für unabhängig erklärt.
Sie wird international von niemandem anerkannt, doch seither ist dort eine russische «Friedenstruppe» stationiert, die für eine zusätzliche Drohkulisse sorgt. Die Frage eines ETH-Studenten, ob sie die abtrünnige Region «gehen» lassen würde, wies die Präsidentin dezidiert zurück: «Wir hoffen, den Konflikt in den nächsten Jahren lösen zu können.»
Ihre Zuversicht bezieht Sandu daraus, dass immer mehr Menschen aus Transnistrien am «rechten Ufer» arbeiten und die moldauische Staatsbürgerschaft beantragen würden. Die zierliche Frau gehört zu jenen Menschen, die im realen Leben einen stärkeren Eindruck hinterlassen als auf Fotos und Videos, wo sie manchmal etwas verloren und blass wirkt.
Das geht auch an Bundespräsident Alain Berset nicht spurlos vorbei. «Ich bin tief beeindruckt, wie ihr Land mit der schwierigen Lage umgeht und ein verlässlicher Freund der Ukraine ist», sagte er an der ETH. Die Partnerschaft zwischen der Schweiz und Moldau habe sich in den letzten Monaten vertieft, unter anderem bei der Unterstützung der Flüchtlinge.
Diese Woche weilte Aussenminister Ignazio Cassis in der Hauptstadt Chișinău und kündigte an, Moldau nächstes Jahr mit 25 Millionen Franken zu helfen, doppelt so viel wie vor dem Krieg in der Ukraine. Berset verwies darauf, dass er Maia Sandu dieses Jahr schon fünfmal getroffen habe, zum zweiten Mal in der Schweiz nach dem WEF in Davos im Januar.
Eine weitere Begegnung fand am 1. Juni am zweiten Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) statt, die als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegründet worden war. Es war demonstrativ und als Geste der Solidarität an Moldau vergeben worden. Maia Sandu ist darüber erfreut, doch ihr Ziel ist die EU-Mitgliedschaft.
Im Juni 2022 hatte Moldau zusammen mit der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten erhalten. Die Präsidentin hofft auf den Beitritt bis 2030 «oder früher» und verschweigt nicht, dass es viel zu tun gibt, etwa im Kampf gegen die Korruption. Ein weiteres Problem sind andere Kandidaten wie die Balkanstaaten, die teilweise seit Jahren in die EU wollen.
Eine NATO-Mitgliedschaft hingegen sei kein Thema, betonte Sandu. Denn Moldau ist wie die Schweiz ein neutrales Land. «Dennoch helfen wir der Ukraine, so gut wir können.» Nicht ohne Sorge verfolgt sie, dass der Ukraine-Krieg angesichts neuer globaler Krisenherde vor allem in Nahost aus dem Blickfeld oder gar in Vergessenheit geraten könnte.
«Wir können uns keine Kriegsmüdigkeit leisten», betonte Sandu eindringlich. Der Kreml wolle keinen Frieden, höchstens eine Pause, um seine militärischen Potenziale aufzustocken und in ein paar Monaten erneut anzugreifen. Der Ukraine-Krieg sei kein auf Osteuropa beschränkter Konflikt: «Es geht um die Sicherheit der Grenzen weltweit.»
Diese Botschaft verbreitet Maia Sandu unermüdlich. «Die Schweiz steht solidarisch an Ihrer Seite», erklärte Alain Berset, der sich zum Krieg schon irritierend zweideutig geäussert hat. Mit ihrem Durchhaltewillen sind die Präsidentin und ihr kleines, vermeintlich schwaches Land ein Beispiel, dem andere durchaus nacheifern dürfen.
Was soll man mit China machen, die auch mit Einverleibung und Landraub liebäugeln und vieler Orts am zäuseln sind?
Der Westen war sehr dumm und gierig, sich do dermassen vom Osten abhängig zu machen!
Wir sind neutral. Uns ist es egal, wer sein Geld bei uns parkt. Somit können wir leider keine Position beziehen.
Im Parlament und in der Schweizer Regierung sitzt eine Gruppierung, die dem Terrorfürsten aus Moskau mit viel Liebe zujubelt.
Frau Präsidentin, wir werden das beobachten, mehr könennzwir nicht tun.