Romy Biner-Hauser, Zermatt ist von der Aussenwelt
abgeschnitten. Wie ist die Stimmung im Dorf?
ROMY BINER-HAUSER: Sehr gelassen, sehr ruhig. Die Gäste sind zufrieden und schlendern durch die Bahnhofsstrasse. Es gibt keinen Grund zur Panik oder Angst.
Woran merkt man, dass es dennoch ganz kein gewöhnlicher Tag in Zermatt ist?
Gäste und Einheimische können sich nur im Dorf bewegen. Alle Winterwanderwege sind gesperrt, alle Skigebiete sind geschlossen. Auch die An- und Abreise ist nicht möglich. Strom haben wir aber mittlerweile wieder, nachdem heute Morgen während zweieinhalb Stunden Dunkelheit herrschte. Zudem haben wir viel Schnee, doch das ist an und für sich nichts Aussergewöhnliches.
Wie haben die Gäste reagiert, dass sie weder wandern noch Ski fahren können?
Sie haben Verständnis. Denn sie sehen ja, dass die momentane Situation nicht normal ist. Und solange sie informiert, versorgt und keine Angst um ihre Sicherheit haben müssen, nehmen sie dies gut auf.
Ist heute ein guter Tag für die Restaurants und Cafés in Zermatt?
(lacht). Sicher, die Menschen wollen ja versorgt sein. Jeder hat das Bedürfnis zu essen und zu trinken. Und so wird er früher oder später in den Restaurants landen.
Die Lawinengefahr ist nach wie vor sehr gross. Die höchste Gefahrenstufe herrscht in den Vispertälern und im Simplongebiet. Zermatt ist derzeit nicht zu erreichen. Der Föhnt bringt weitere Niederschläge. https://t.co/qbyN5NVyOS ^mh pic.twitter.com/qfoxlVAI2x
— SRF News (@srfnews) 9. Januar 2018
Gab es viele, die heute Morgen nicht zur Arbeit konnten?
Viele, die in Zermatt arbeiten, wohnen im Tal, zum Beispiel in Täsch oder Visp. Und sie konnten heute morgen nicht zur Arbeit kommen. So musste man improvisieren. Sprich: Mitarbeiter, die in Zermatt wohnen und heute eigentlich frei hätten, sprangen für ihre Arbeitskollegen ein. Engpässe an Mitarbeitern konnten so vermieden werden. Die Schule aber blieb wegen der vielen fehlenden Lehrer geschlossen.
Wie steht es um die Lebensmittel-Vorräte?
Momentan ist dies kein Problem. Wir müssten schon einige Tage abgeschnitten sein, damit es zu Engpässen kommen könnte. Und da der Wetterbericht für morgen Mittwoch bereits wieder viel besser aussieht, bezweifle ich stark, dass es soweit kommt.
Können Sie sich an eine ähnliche Situation in der Vergangenheit erinnern?
Ich bin in Zermatt geboren und aufgewachsen. In meiner Jugend war das Dorf häufig abgeschnitten, teilweise über Tage oder auch über ein bis zwei Wochen hinweg. Es ist also nichts Aussergewöhnliches. Was einfach ist: Wir hatten die Situation seit einigen Jahren nicht mehr, mindestens 12 Jahre lang. Und wie dies so ist: Der Mensch vergisst gerne schnell und so ist es jetzt ein wenig ein Wachrütteln – was machen wir jetzt, wie reagieren wir? Aber es hat dennoch alles sehr gut funktioniert.