Das Oberwallis versinkt im Schnee. Die Ferienorte Zermatt und Saas-Fee bleiben bis mindestens (morgen) Mittwoch wegen drohender Lawinen von der Aussenwelt abgeschnitten.
Kontrollierte Lawinensprengungen sollen den abgeschnittenen Schweizer Urlaubsort Zermatt wieder zugänglich machen. Zumindest für den Zugverkehr. Das sagte ein Mitarbeiter der zurzeit unterbrochenen Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Rund 13'000 Urlauber sitzen derzeit in dem Skiort fest, weil instabile Schneemassen auf die Zufahrtswege des berühmten Bergdorfs herabzustürzen drohen.
Am Dienstag seien Erkundungsflüge durchgeführt worden, um die Lawinenhänge zu identifizieren, die zur Sicherung der Bahnstrecke gesprengt werden müssen. Anschliessend müssen Arbeiter dann die Gleise vom Schnee befreien, hiess es bei der Bahngesellschaft. Bis Mittwochabend sollen die Züge der Schmalspurbahn dann wieder rollen.
In der Region Simplon fielen innerhalb von 24 Stunden zwei Meter Schnee. Zahlreiche Verkehrswege im Oberwallis wurden wegen heftiger Schneefälle und wegen der Lawinengefahr unterbrochen.
Zermatt (VS): 13'000 touristes bloqués pic.twitter.com/gNX53xkmPD
— Teletext (@TeletextCH) 9. Januar 2018
Aktuelle Situation in Zermatt:
— Zermatt - Matterhorn (@zermatt_tourism) 9. Januar 2018
- Sämtliche Winterwanderwege & das Skigebiet bleiben bis auf Weiteres geschlossen
- Befolgen Sie Anweisungen der Behörden
- Die An- und Abreise ist zurzeit nicht möglich
- Es kann weiterhin zu Stromausfällen kommen
Mehrere Dörfer waren von der Aussenwelt abgeschnitten. Dies galt in erster Linie für Zermatt, Saas-Fee und Saas-Almagell, aber auch für Gondo, Simplon-Dorf und Arolla sowie für mehrere Weiler im Val d'Anniviers, des Val d'Hérens (Eringertal) und des Val d'Entremont.
Bis am Abend wurden auf 2000 Metern weitere rund 50 Zentimeter Neuschnee erwartet. Die Behörden warnten die Bevölkerung vor Wanderungen ausserhalb der abgegrenzten Zonen.
Zurückgegangen ist nach Angaben des SLF die Lawinengefahr. Das Institut hatte für Teile des Oberwallis am Montagabend und auch am Dienstagmorgen vor «sehr grosser» Gefahr gewarnt - das entspricht der höchsten der fünf Warnstufen. Am Dienstagabend sprach das SLF von grosser Gefahr - der zweithöchsten Warnstufe.
Die Situation sollte sich laut den Krisenstäben im Verlauf des Abends verbessern. Trotzdem könne es zu vereinzelten Erd- und Schneerutschen kommen. Eine solche Situation habe das Wallis seit neun Jahren nicht mehr erlebt, sagte Pascal Stoebner, Chef der Sektion Naturgefahren, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Am Mittwochvormittag um 10 Uhr wollten die Krisenstäbe in den Skiorten Zermatt und auch in Saas-Fee die Situation neu beurteilen, wie es auf Anfrage hiess. In Zermatt verbringen derzeit rund 13'000 Touristen ihre Ferien, im Saas-Tal knapp 2000.
Die Strasse ins Saastal bleibt nach Auskunft der Behörden bis mindestens Mittwoch geschlossen. Von und nach Zermatt waren sowohl Strasse als auch Schiene unterbrochen. Am Dienstag verkehrten aber immerhin wieder Ersatzbusse bis Täsch. Die Gemeinde richtete am Dienstagnachmittag zwischen 15 und 17 Uhr zudem eine Luftbrücke für Touristen ein, die ab- oder anreisen wollten oder mussten.
Laut der Gemeindepräsidentin von Zermatt, Romy Biner-Hauser, reagieren die Dorfbevölkerung und die Touristen aber gelassen auf die Situation. Dies, obwohl es am Dienstagmorgen zu einem rund zweistündigen Stromunterbruch gekommen sei. Ausserdem sind alle Winterwanderwege gesperrt und alle Skigebiete geschlossen.
Das #SLF (Institut für Schnee- und Lawinenforschung) warnt vor sehr grosser #Lawinengefahr, Stufe 5 (von 5) für #Vispertäler und #Simplon. Das gibt es sehr selten. Mehr Info: https://t.co/yFa0vIWB9F #vielNeuschnee ^gf pic.twitter.com/fFaDgPQ7EW
— SRF Meteo (@srfmeteo) 8. Januar 2018
Wegen des Föhns fiel unterhalb der Schneefallgrenze von 1200 bis 1600 Metern auch viel Regen in der Nacht auf Dienstag. Zwei Rückhaltebecken im Dorfteil Eyholz von Visp wurden innert kurzer Zeit gefüllt. Dies führte dazu, dass sich eine 20 bis 50 Zentimeter hohe Schlammlawine Richtung Wohngebiet bewegte.
Der Krisenstab entschloss sich darauf, die gefährdeten Häuser zu evakuieren. 20 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen. Sie wurden teilweise privat oder in einer Zivilschutzunterkunft untergebracht. Die Kantonsstrasse musste gesperrt werden.
Am Nachmittag entschied der Gemeindeführungsstab, die Evakuation im wieder aufzuheben, da keine Gefährdung der Wohngebiete in Eyholz mehr bestand. Das Gebiet oberhalb von Eyholz wird von den Einsatzkräften in den nächsten zwölf Stunden aber weiterhin noch beobachtet.
Die Aufräumarbeiten würden ebenfalls intensiv fortgesetzt, hiess es. Sobald die Räumungsarbeiten beendet sind, soll auch die Kantonsstrasse für den gesamten Verkehr wieder freigegeben werden. Die Primarschule Eyholz sollte ihren Betrieb am Mittwoch ebenfalls wieder wie gewohnt aufnehmen. (sda)