Schweiz
Interview

Ja zu Eigenmietwert-Abschaffung: Das sagt SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer

Mattea Meyer nach Abstimmungsniederlage: «Es tut weh»

Das Stimmvolk sagt deutlich Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer sagt, wo Fehler passiert sind – und was jetzt geschehen muss.
28.09.2025, 15:3928.09.2025, 16:32

Nach der zweiten Hochrechnung sagen 58 Prozent Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts. Sie haben die Abstimmung verloren. Wie gross ist die Enttäuschung?
Mattea Meyer: Es tut weh. Nicht die Niederlage, sondern weil diese Vorlage ein Preisschild von zwei Milliarden Franken hat. Diesen Preis zahlen insbesondere Mieterinnen und Mieter und der Schweizer Mittelstand, dem jetzt eine Steuererhöhung droht.

Die Nationalraete Samuel Bendahan, SP-VD, Celine Widmer, SP-ZH, Tom Cassee, Generalsekretaer SP Schweiz, und Mattea Meyer, SP-ZH, von links, verfogen das Abstimmungsergebnis zur Abschaffung des Eigenm ...
Konsternierte Gesichter bei Mattea Meyer und dem Nein-Komitee der Eigenmietwert-Abschaffung.Bild: keystone

Die SP war im Parlament lange für die Abschaffung des Eigenmietwerts, darunter auch prominente Figuren wie Jacqueline Badran. Hat der Seitenwechsel kurz vor Schluss der Glaubwürdigkeit des Nein-Lagers geschadet?
Wir haben von Anfang an gesagt: Wir bieten Hand für eine Lösung für Härtefälle, beispielsweise für Rentnerinnen und Rentner. Aber nicht für eine Vorlage, bei der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer auf Kosten der Mietenden derart profitieren.

Die Aussenwirkung war aber schon: Die SP hat sich umentschieden. Das scheint die Wählerschaft verunsichert zu haben. Warum kam es zum Seitenwechsel?
Weil klar war, dass die Mieterinnen und Mieter das Preisschild zahlen müssen, mit einer möglichen Steuererhöhung von 500 Franken pro Haushalt. Das ist untragbar.

Die Schweiz ist ein Land von Mieterinnen und Mietern. Hat das Nein-Komitee unterschätzt, dass viele von ihnen gerne einmal selbst Wohneigentum erwerben wollen und darum für die Argumente der Befürwortenden empfänglich waren?
Wir müssen feststellen, dass wir mit unseren Argumenten nicht durchgedrungen sind – auch bei den Mieterinnen und Mietern.

Mattea Meyer reagiert nach der ersten Hochrechnung:

Video: watson

Es dürften auch viele, die sonst links abstimmen, für die Abschaffung des Eigenmietwerts, also mit dem bürgerlichen Lager, gestimmt haben. Sind Sie enttäuscht, dass auch Teile Ihrer eigenen Basis ein Ja eingelegt haben dürften?
Wir haben versucht, was wir können. Aber ja, wir haben zu wenig überzeugt.

Mit welchen Vorsätzen gehen Sie aus diesem Tag heraus?
Jetzt haben wir eine Vorlage, mit der die Hauseigentümer profitieren. In der nächsten Vorlage sind die Mieterinnen und der Mittelstand dran. Das versuchen wir mit unserer Mietpreis-Initiative, für die wir aktuell am Sammeln sind.

Sind Sie zuversichtlich, dass eine solche Initiative gelingen kann, nach dem hauseigentümerfreundlichen Resultat von heute?
Vor einem Jahr hatten wir lachende Gesichter, als wir mit zwei Referenden verhindern konnten, dass die Mieterabzocke weitergeht. Darum bin ich zuversichtlich. Es ist unsere Aufgabe in der Politik, uns dafür einzusetzen, dass nun die Mieterinnen und Mieter am Zug sind.

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Darum geht es bei der Abstimmung zum Eigenmietwert
Video: watson
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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zanzibar
28.09.2025 15:57registriert Dezember 2015
Diese 2 Milliarden bezahlen nicht die Mieter exklusiv sondern die Allgemeinheit insgesamt. Als es um die 13. AHV Rente ging war der SP auch relativ egal wer bezahlt. Auch da sind Mieter betroffen, gejammert wurde über die Finanzierung nicht.
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bubru
28.09.2025 16:05registriert Mai 2024
Könnte auch zeigen, dass die SP an der Mehrheit der Bevölkerung vorbei politisiert hat.
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Kaoro
28.09.2025 16:12registriert April 2018
die SP bringt immer das Argument, die Eigentümer profitieren von den Mietern bei einer Annahme. Die Steuer mit dem Eigenmietwert ist entstanden, weil der Bund damals seine Finanzen mit neuem Geld verbessern wollte. Man könnte auch sagen, seit 1934 profitieren die Mieter von den bezahlten Steuern der Eigentümer.
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