Knapp eine Woche sassen Angela Magdici und Hassan Kiko in Isolationshaft im Gefängnis von Bergamo in Norditalien. Jetzt wurden sie in den normalen Trakt überführt, wie ihr Anwalt Mario Campagna der «Schweiz am Sonntag» am Telefon bestätigt. Magdici, die ein paar Brocken Italienisch spricht, könne sich dort wenigstens mit anderen Häftlingen unterhalten.
Nachdem die 32-jährige Gefängnisaufseherin Magdici ihren Geliebten, den 27-jährigen Kiko, Mitte Februar aus dem Gefängnis Limmattal befreit hatte, wurde das Paar am Karfreitag von der italienischen Polizei in Norditalien verhaftet. Anwalt Campagna ist seither der Einzige, der mit den Inhaftierten in Kontakt ist. Er sagt: «Meine Mandanten haben nicht mit einem so grossen Aufgebot der Polizei gerechnet. Sie haben sich darum sehr erschreckt.» Laut dem Polizeikommandanten Paolo Storoni hat sich Magdici bei ihrer Verhaftung stark gewehrt. Dies bestreitet sie nun. Sie habe sich nur erschreckt, nicht aber gewalttätigen Widerstand geleistet, so Campagna.
Anders als in Medien nachzulesen war, nimmt der italienische Anwalt Magdici nicht als dominant wahr. «Von meinen beiden Mandanten ist sie klar die aktivere Person.» Bei seinem gestrigen Besuch im Gefängnis habe sie auf ihn aber einen sehr fragilen Eindruck gemacht. «Sie vermisst Hassan», sagt er. Sie habe nach ihm gefragt und wollte wissen, ob es möglich sei, dass sie ihn sehen könne. Laut Campagna dürfte dies schwierig sein. Wie er seine Mandantin gestern im Gefängnis angetroffen habe, bestätigte für ihn die These, dass es sich bei dem Ausbruchsfall von Magdici und Hassan einzig um eine grosse Liebesgeschichte handelt.
Zu dem Verdacht, dass die beiden terroristische Hintergedanken hatten und nach Syrien flüchten wollten, sagt Campagna: «Magdici sagte mir, das sei eine erfundene Dummheit. Und ganz ehrlich, die Art und Weise der Flucht, Nachrichten mit dem Handy zu verschicken – das ist nicht die Art, wie es Terroristen machen.» In der Wohnung, wo sich das Paar versteckt hatte, stiess die Polizei auf Koranverse, die an die Wand gemalt wurden. Daraufhin wurde über Kikos religiösen Hintergrund spekuliert. Campagna sagt nun jedoch, dass Kiko insofern nichts mit islamischem Terror am Hut habe, als er nicht einmal Muslim sei. «Mein Mandant erzählte mir, dass er im Gefängnis in Zürich jeden Tag zum Priester ging – nicht zum Imam.»
Er, als ihr Verteidiger, sei überzeugt, dass Magdici und Hassan ihre Taten bereuen. «Magdici sagte mir, dass es ihr vor allem für ihre Familie Leid tue, die jetzt aufgrund von ihrem Handeln die Konsequenzen zu spüren bekomme», so Campagna. Bis die beiden der Schweizer Justiz ausgeliefert werden, sei nur noch eine Frage der Zeit. Der Anwalt schätzt, dass es noch rund 15 bis 20 Tage dauern könne, bis alle Formalitäten geklärt seien. Er habe seinen Mandanten aber geraten, dass sie sich kooperativ verhalten sollen, weil sich dies positiv auf ihre Verfahren in der Schweiz auswirken könne. Magdici und Kiko haben diesen Rat befolgt. Vor dem Berufungsgericht letzte Woche haben sie ihrer Auslieferung zugestimmt.