Jedes Kind weiss es: Das Leben im Verkehr ist gefährlich. Das gilt nicht nur für die Teilnehmer mit fahrbarem Untersatz. Sieben Grafiken, die die Situation für Fussgänger in der Schweiz zeigen.
Die ausgewerteten Unfalldaten mit Koordinaten stammen vom Bundesamt für Strassen (Astra). Dieses sammelt jeden gemeldeten Unfall mit Personenschaden, an dem mindestens ein Fussgänger beteiligt war. Die aktuellsten Daten beziehen sich auf die Jahre 2011 bis 2017.
Gemeinden mit den meisten Fussgängerunfällen pro 1000 Einwohner
Die gefährlichste Gemeinde der Schweiz ist gemäss dieser Statistik Bister im Kanton Wallis knapp gefolgt von Schelten im Kanton Bern. Das ist allerdings nicht ganz so überraschend, da es sich um sehr kleine Gemeinden handelt.
Umgerechnet auf Unfälle pro 1000 Einwohner sieht die Schweizkarte wie folgt aus:
So viele Unfälle mit Fussgängerbeteiligung ereigneten sich von 2011 bis 2017 in den Schweizer Gemeinden.
Vorsicht ist bei dieser Grafik natürlich bei kleineren Ortschaften geboten. So weist Bister VS mit 31,25 Unfällen pro 1000 Einwohner den höchsten Schnitt aus. Im Walliser Nest leben allerdings nur 32 Einwohner und es ereignete sich im beobachteten Zeitfenster ein einziger Unfall mit Fussgängerbeteiligung. Der Faktor Zufall ist bei solchen Mini-Gemeinden nicht zu unterschätzen.
Die «Top Ten» der Gemeinden mit mindestens 2500 Einwohnern
Wir haben deshalb für unsere «Top Ten»-Liste sämtliche Kleinstgemeinden weggelassen und nur Gemeinden berücksichtigt, in denen mindestens 2500 Einwohner leben. In all diesen Ortschaften ereigneten sich in den letzten sieben Jahren mindestens zwei Unfälle mit Fussgängerbeteiligung:
1. Adelboden BE: 7,12 (Unfälle pro 1000 Einwohner)
2. Muralto TI: 6,26
3. Agno TI: 5,58
4. Murgenthal AG: 5,15
5. Interlaken BE: 5,01
6. Porrentruy JU: 4,70
7. Kloten ZH: 4,59
8. Chiasso TI: 4,52
9. Locarno TI und Cadenazzo TI: 4,43
10. Zürich: 4,26
Gemeinden mit den meisten Unfällen insgesamt
Werfen wir einen Blick auf die absoluten Zahlen. Logischerweise sind hier vor allem die grösseren Zentren auf den ersten Plätzen anzutreffen.
Die 10 Gemeinden mit den meisten Fussgängerunfällen
1. Zürich (409'120 Einwohner): 1743 Unfälle
2. Genf (200'485): 831
3. Lausanne (138'861): 527
4. Basel (171'433): 515
5. Bern (133'759) 382
6. Luzern (81'388): 325
7. St.Gallen (75'508): 287
8. Winterthur (110'871): 257
9. Biel/Bienne (54'609): 209
10. Lugano (63'482): 181
Kantone mit den meisten Unfällen pro 10'000 Einwohner
Weiten wir das Ganze auf Kantonsbasis aus, übernimmt etwas überraschend Glarus die Spitzenposition – allerdings ziemlich dicht gefolgt von den einwohnerstarken Kantonen Zürich, Genf und Basel-Stadt.
Vergleichsweise wenig Unfälle mit Fussgängern ereignen sich dagegen im Kanton Obwalden.
Die gefährlichsten Verkehrspunkte der Schweiz
In den fünf Städten Zürich, Genf, Lausanne, Basel und Bern existieren überall «Hotspots», wo es auffallend häufig zu Unfällen mit Fussgängerbeteiligung kommt. Mal bildet diesen Unfallschwerpunkt eine Kreuzung, mal eine ganze Strasse.
Quelle und Methodik
Die genauen Unfalldaten mit Koordinaten stammen vom Bundesamt für Strassen (Astra).
– Jeder Punkt auf der Karte stellt einen Unfall mit Fussgängerbeteiligung im Zeitraum von 2011 bis 2017 dar.
– Sind im Umkreis von 80 Metern weitere Unfälle passiert, verfärbt sich der Punkt von grün bis orange.
– Mit 0 bis 5 Unfällen in der Nähe bleibt der Punkt grün.
– Bei 20 oder mehr Unfällen wird der Punkt komplett orange.
Unfallschwerpunkte Zürich
Total Fussgängerunfälle seit 2011: 1743
Erklärung zu den verschiedenfarbigen Punkten in der obenstehenden Infobox.bild: watson
Gefährlichster Ort in Zürich: Die Langstrasse mit 61 Unfällen seit 2011
Bild: watson
Unfallschwerpunkte Genf
Total Fussgängerunfälle seit 2011: 831
Erklärung zu den verschiedenfarbigen Punkten in der obenstehenden Infobox.bild: watson
Einer der drei Hotspots in Genf: Place de Bel-Air mit 13 Unfällen
Bild: KEYSTONE
Unfallschwerpunkte Lausanne
Total Fussgängerunfälle seit 2011: 527
Erklärung zu den verschiedenfarbigen Punkten in der obenstehenden Infobox.bild: watson
Gefährlichster Platz in Lausanne: Place Chauderon mit 48 Unfällen
Der Place Chauderon in Lausanne.Bild: google street view
Unfallschwerpunkte Basel
Total Fussgängerunfälle seit 2011: 515
Erklärung zu den verschiedenfarbigen Punkten in der obenstehenden Infobox.bild: watson
Hotspot Nummer 2 in Basel: Der Claraplatz mit 15 Unfällen
Fussballfans bevölkern den Claraplatz in Basel.Bild: EPA/KEYSTONE
Unfallschwerpunkte Bern
Total Fussgängerunfälle seit 2011: 382
Erklärung zu den verschiedenfarbigen Punkten in der obenstehenden Infobox.Bild: Watson
Gefährlichster Ort in Bern: Der Bahnhofplatz mit 33 Unfällen
Der Bahnhofplatz in Bern.Bild: KEYSTONE
Gefährlichster Monat für Fussgänger
Der Ferienmonat Juli ist für Fussgänger am wenigsten gefährlich. Fast 750 Unfälle weniger passierten im Schnitt seit 2011 im Vergleich mit dem gefährlichsten Monat, dem November.
grafik: watson / daten: astra
Gefährlichste Tageszeit für Fussgänger
Am meisten Fussgängerunfälle passieren unter der Woche während des Feierabendverkehrs. Die Spitze bildet dabei die Stunde zwischen 17 und 18 Uhr mit einem knappen Höchstwert am Mittwoch. Am Freitag ereignen sich zwar insgesamt die meisten Unfälle, sie verteilen sich jedoch mehr auf den Nachmittag und Abend.
grafik: watson / daten: astra
Ebenfalls auffällig ist der Peak in der Nacht von Samstag auf Sonntag, wo zwischen 3 und 4 Uhr morgens in den vergangenen Jahren 46 Mal Fussgänger in einen Unfall verwickelt waren.
Good news: Es werden jedes Jahr weniger Unfälle
Seit 1975 hat sich die Zahl der verunfallten Fussgänger mehr als halbiert. 2017 waren es noch 2315.
Ebenfalls positiv: Unfälle mit Fussgängern als Todesopfer nehmen auch ab. Kamen 1975 noch 309 Personen ums Leben, sind es 2017 rund sechsmal weniger, nämlich deren 47.
grafik: watson / daten: bfs
Diese Erfindung soll die Anzahl Fussgängerunfälle verringern
Video: srf
Vielleicht wird bald ja alles viel besser: Das sind die ersten selbstfahrenden Autos
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Das sind die ersten selbstfahrenden Autos
Das erste selbstfahrende Auto in der Schweiz: Seit Mai 2015 fährt ein VW Passat der Swisscom und der Freien Universität Berlin zu Testzwecken durch Zürich.
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Die beliebtesten Kommentare
Uf em Berg
16.08.2018 09:52registriert Juli 2017
Die Statistik ist auf Einwohner gerechnet. Dass in touristischen Gemeinden, wie z.B. Adelboden jeweils bis zum dreifachen der Einwohner an Touristen zugegen sind, wurde leider nicht berücksichtigt.
Bei der ersten Grafik gibt es auch noch den Effekt, dass in den Gemeinden mit hoher Unfallzahl pro Einwohner oft viele Menschen unterwegs sind, die eben nicht zur Einwohnerzahl zählen. In Zürich und Genf sind es Pendler, in Zermatt, Adelboden, Interlaken, St.Moritz sind es Touristen. Z.B. kommen in St.Moritz im Winter zu den 5000 Einwohnern 15-20000 Touristen hinzu, die allesamt auch angefahren werden können.
Naja, der Vergleich Unfälle pro Einwohner ist sehr unsinnig. Dörfer mit vielen Besuchern (Adelboden) oder mit Autobahn-Anstoss (Murgenthal) haben nun mal mehr Unfälle. Trotzdem lässt sich noch lange nicht sagen, dass diese Dörfer weniger sicher sind.
Aber eben, Statistik ist ein hoch komplexes Fach. Fehlt nur noch ein Watson-Vergleich der Unfallzahlen mit den Höchst-Geschwindigkeiten der jeweiligen Strasse. Mit dem Fazit, dass Strassen mit höherer Geschwindigkeit (=Autobahnen) für Fussgänger sicherer seien. ;-)
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