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Kommentar zur Massentierhaltung: Nun müssen wir das Tierwohl kaufen

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Nun müssen wir das Tierwohl eben kaufen

Die Ablehnung der Massentierhaltungs-Initiative kommt mit Ansage. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen die Ausgestaltung der Nutztierhaltung nun via die Regale der Grossverteiler beeinflussen.
25.09.2022, 14:4526.09.2022, 15:56
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Dass es für Umwelt, Klima und das Tierwohl am besten wäre, die Fleischproduktion und den Fleischkonsum mehr oder weniger komplett einzustellen, dürfte kaum jemand bestreiten.

Genau dieses Ziel haben die Initiantinnen und Initianten der Massentierhaltungs-Initiative unter dem Vorwand des Tierschutzes auch verfolgt, ohne es klar zu deklarieren.

>> Abstimmungen: Alle Resultate

Doch eine Annahme der Initiative hätte die Produktionskosten im Inland in prohibitiver Weise erhöht und gleichzeitig Importe verunmöglicht. Fleisch, Eier und Milchprodukte wären zum Luxusgut für die oberen Zehntausend geworden.

Dass die unredliche Initiative abgelehnt worden ist, mag aus Klima- und Tierschutzsicht zwar bedauerlich sein. Aber die auf den ersten Blick tiefe Zustimmung von rund einem Drittel der Stimmberechtigten ist doch eine gute Basis, die inländische Fleischproduktion in tier- und klimafreundlichere Gefilde zu lenken.

Jedenfalls, wenn die Mehrheit dieses Drittels nicht nur aus Symbolgründen Ja gestimmt hat, sondern diesem Votum auch Taten folgen lässt.

Das Drittel soll sich organisieren, via NGOs und Medien Druck machen, um den eklatanten Vollzugsnotstand des eigentlich sehr strengen schweizerischen Tierschutzgesetzes zumindest auf lokaler und regionaler Ebene zu lindern.

Das Drittel soll sich politisch engagieren, um die Subventionen für tier- und umweltfreundliche Fleischwirtschaft weiter zu erhöhen, um nachhaltige Produzentinnen und Produzenten zu belohnen. Für die lohnt sich der Zusatzaufwand wegen der Margenbolzerei der Grossverteiler im Bio-Segment leider oft nicht.

Und vor allem soll das Drittel via die Regale von Migros und Coop auf die Art und Weise der landwirtschaftlichen Produktion einwirken. Wo die Nachfrage fehlt, wird das Angebot unweigerlich zurückgehen.

Natürlich kostet das Energie und vor allem Geld. Steuergeld, um Subventionen zu finanzieren, und Lohn, um das doppelt so teure Bio-Fleisch zu kaufen.

In diesem Bereich ist das Potential ziemlich gross. 2021 ist der Fleischkonsum pro Kopf erstmals seit langem wieder gestiegen, während der Anteil des verzehrten Bio- und Labelfleisches massiv zurückgegangen ist.

Will man diesen Trend kehren, das Nutztierwohl in der Schweiz steigern, dann ist das absolut möglich. Aber die Ja-Stimmenden der Massentierhaltungs-Initiative müssen es sich kaufen.

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168 Kommentare
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Rethinking
25.09.2022 15:30registriert Oktober 2018
„Fleisch, Eier und Milchprodukte wären zum Luxusgut für die oberen Zehntausend geworden.“

So ein Quatsch…

Als ob Bio-Produkte so viel teurer sind. Die Produktion kostet nur wenig mehr. Die Marge der Detailhändler ist vor allem überrissen und dies würde sich durch Preiskämpfe ändern, wenn es nur noch solche Produkte gäbe…
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Garp
25.09.2022 15:25registriert August 2018
Ich glaub ein Teil, dass die Initiative den Bach ab ging, liegt an den frechen Margen der Grossverteiler.
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mrmikech
25.09.2022 15:03registriert Juni 2016
Es braucht Metzgereien und Gemüsehändler, bei denen man Bio-Fleisch und -Gemüse zu vernünftigen Preisen kaufen kann. Verantwortung für Umwelt und Tierschutz, und das Portmonnaie der Konsument, sind bei Migros & co leider fehl am Platz.
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