Wer sich in den Schweizer Supermärkten durch den Label-Dschungel kämpft, wähnt sich zuweilen im Fanta-4-Hit «MfG – mit freundlichen Grüssen».
ARD, ZDF, C&A – BRD, DDR und USA – BSE, HIV und DRK, rappen die deutschen Musiker in dem Song.
MSC, ASC, FSC, UTZ, FSC und aha!, springt es den Konsumenten aus den Regalen der Detailhändler entgegen.
Bereits im Februar räumte ein Migros-Sprecher im Gespräch mit watson ein: «Fakt ist, dass die Konsumenten zum Teil überfordert sind.» Nun reagiert der Detailhändler: Er lanciert den sogenannten «M-Check», der dem Buchstaben-Salat ein Ende bereiten soll.
Neu vermerkt die Migros auf nachhaltigen Produkten stichwortartig, worin ihr Mehrwert besteht. Beispielsweise: «Produkt aus fairem Handel» oder «Rückverfolgbar bis zum Bauern». Wenig bekannte Labels wie UTZ verschwinden im Gegenzug von der Verpackung. «Mit diesem Kompass schafft die Migros als erste Detailhändlerin der Schweiz Orientierung im Label-Dschungel», kündigt der Konzern an.
In Deutschland lancierte Lidl bereits im Frühling einen «Haltungskompass» für Fleisch, der den Konsumenten dabei helfen soll, bei den verschiedenen Tierwohl-Labels den Überblick zu bewahren. Damals sagte Sara Stalder, die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, zu watson: «Eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Lebensmittel-Labels wäre auch hierzulande unbedingt wünschenswert.»
Der Offensive der Migros kann Stalder nun allerdings wenig abgewinnen. Ein Alleingang des Detailhändlers sei kaum zielführend, bemängelt die Konsumentenschützerin in der SRF-Sendung «Espresso». «Migros bestimmt eigenmächtig, was nachhaltig ist und was nicht. Damit gaukelt sie ihren Kundinnen und Kunden Transparenz vor.»
Neben den herkömmlichen Labels weist die Migros im «M-Check» auch eigene Anstrengungen punkto Nachhaltigkeit aus, etwa ökologische Verpackungen. Dies veranlasst auch die Umweltorganisation WWF zu Kritik: Es sei unklar, nach welchen Kriterien die Migros ihre eigenen Nachhaltigkeitsleistungen auslobe, so eine Sprecherin. Grundsätzlich begrüsse man die Bestrebungen jedoch.
Die gekennzeichneten «M-Check»-Produkte kommen nun sukzessive in die Regale. Sollte sich zeigen, dass gewisse Formulierungen zu schwammig formuliert sind, sei die Migros offen für Anpassungen, verspricht Unternehmenssprecherin Alexandra Kunz.
(jbu)