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Suchtmonitor: So kifft, spielt und trinkt die Schweiz

So dröhnt sich die Schweiz zu – in 21 Punkten

100'000 Kinder wachsen mit einem alkoholabhängigen Mami oder Papi auf. Und wer gut gebildet ist, raucht weniger. Das und mehr zeigt das neuste Suchtpanorama. Eine Übersicht in 21 Punkten.
05.02.2019, 08:5906.02.2019, 02:12
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Gestützt auf verschiedene Studien präsentiert Sucht Schweiz in dem am Dienstag erschienenen Suchtmonitor einen Überblick über Abhängigkeiten in den Bereichen Alkohol, Tabak, illegale Drogen, Medikamente, Glücksspiel und Internet-Konsum. Hier die wichtigsten Punkte des Berichts: 

Alkohol

Bild: shutterstock

1 250'000 Menschen in der Schweiz sind alkoholabhängig

Jeder zwölfte Todesfall ist alkoholbedingt. Die Sucht verursacht zudem gesellschaftliche Kosten in Höhe von 4,2 Milliarden Franken.

2 Jeder Fünfte trinkt risikoreich

Sucht Schweiz schiesst gegen Politik
Im am Dienstag erschienenen Suchtpanorama teilt die Stiftung Sucht Schweiz heftig aus: Mit der tiefen Regulierung und der hohen Kaufkraft biete unser Land «ideale Voraussetzungen, um Suchtmittel zu verkaufen oder zu konsumieren.» «Typisch Schweizerisch» habe der Markt Vorrang. Illegale Substanzen seien in den Städten zudem schnell und problemlos zu erwerben. Laut der Stiftung kümmert sich weder Politik noch Wirtschaft ernsthaft um die Suchtproblematik. Bei der Frage der Cannabisregulierung drehe sich die Debatte oft im Kreis. Bei den legalen Produkten Alkohol, Tabak oder Geldspiel würden die Anbieter im Parlament und beim Bundesrat lobbyieren und sich erfolgreich gegen Markteinschränkungen wehren. 

3 Im Durchschnitt trinkt ein Schweizer im Jahr 7,8 Liter reinen Alkohol

4 100'000 Kinder wachsen mit einem alkoholabhängigen Elternteil auf

5 Personen mit tiefem Bildungsstand sind häufiger in Behandlung 

Und ein Drittel der Menschen in Behandlung ist arbeitslos.

6 Die Romands müssen öfters wegen Alkoholkonsum ins Spital 

7 6% der Schwangeren Frauen trinken viel Alkohol 

Und 2 von 100 Babys in Europa kommen mit alkoholbedingten Beeinträchtigungen zur Welt.

Tabak

Bild: KEYSTONE

8 Ein Viertel der Bevölkerung raucht 

Im Gegensatz zu den meisten Ländern der westlichen Welt geht die Quote von 27 Prozent in der Schweiz seit Jahren nicht mehr zurück. 

9 Pro Jahr sterben 9500 Menschen wegen des Tabakkonsums 

Die folgende Grafik zeigt, welche Erkrankung letztlich zum Tod führt:

Bild

10 Je gebildeter, desto weniger greift man zur Zigarette

Der Bildungsstand hat auch hier Einfluss: So wissen schlechter Gebildete weniger Bescheid, wie gefährlich Tabakkonsum ist. 

Bild
bild: ezv

11 Immer mehr rollen ihre Zigarette selber

Und 2,9 Prozent der Befragten, mehrheitlich junge Menschen, konsumieren rauchlose Tabakprodukte wie Schnupftabak oder Snus. Marktzahlen zur Entwicklung von E-Zigaretten sind nicht erhältlich.

Illegale Drogen

bild: shutterstock

12 Cannabis bleibt illegale Droge Nummer 1

3 Prozent der Bevölkerung geben an, in den letzten 30 Tagen Rausch-Cannabis konsumiert zu haben. CBD-Cannabis wird verwendet, um Krankheiten zu behandeln, Stress abzubauen und Schlafstörungen zu bekämpfen, den Verbrauch von illegalem Cannabis zu senken oder einfach um die Neugier zu stillen. 

13 Kokain ist en vogue 

Auf dem Schweizer Markt werden pro Jahr schätzungsweise 5 Tonnen Kokain umgesetzt. Das entspricht Erträgen von 330 Millionen Franken. Die Schweizer Städte sind beim Pro-Kopf-Konsum dieser Droge europaweit ganz vorne. 80 Prozent der Konsumenten schnupfen Kokain nur an den Wochenenden. 

14 Drogen werden selten im Internet gehandelt 

Eine Analyse der Kryptomärkte zeigt: Der Online-Drogenhandel auf dem Darknet bleibt hierzulande ein Randphänomen. 

15 Heroinpreise sinken

Die Preise sind viel tiefer als noch vor 20 Jahren. Und anders als beim Kokain wird Heroin oftmals von den Konsumenten selbst weiterverkauft. 

Medikamente

bild: shutterstock

16 9% der über 74-Jährigen sind von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig 

Im Gegensatz zu den USA kennt die Schweiz bisher hingegen kein Phänomen wie die Opioid-Krise.

17 Fast 3 % der Bevölkerung nimmt täglich oder fast täglich Schlaf- oder Beruhigungsmittel ein 

Spielsucht

bild: shutterstock

18 76'000 Personen spielen exzessiv 

Die Spielsüchtigen verursachen Kosten für die Gesellschaft von schätzungsweise 551 bis 648 Millionen Franken. Insgesamt spielen hierzulande 1,5 Millionen Menschen um Geld.

19 In Schweizer Casinos sind über 50'000 Personen gesperrt

Bild
bild: ESBK

20 Die Spielenden verlieren 1,6 Milliarden Franken pro Jahr 

Dabei haben besonders Geldspiele im Internet, die ständig verfügbar sind und rasche Gewinne versprechen, ein hohes Suchtpotenzial. Mit der Öffnung des Schweizer Geldspielmarktes für Online-Casinospiele seit Anfang 2019 bräuchte es laut Sucht Schweiz mehr begleitende Massnahmen für den Spielerschutz.

Internet 

bild: shutterstock 

21 Bei 70'000 Personen liegt eine problematische Nutzung vor

Am stärksten betroffen sind Jugendliche. Die Nutzung gilt dann als problematisch, wenn jemand trotz schädlicher Folgen weiter online bleibt. 

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Video: srf

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hein Doof
05.02.2019 09:13registriert Januar 2019
So lange Cannabis verboten und Alkohol erlaubt ist kann der Gesetzgeber nicht an einer gesunden Bevölkerung interessiert sein.
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Bruno S.1988
05.02.2019 10:33registriert Juli 2016
Alle Drogen legalisieren und besteuern. Mit den Steuereinnahmen Präventiv Kampagnen durchführen und die Sozialkassen füttern.
Wir brauchen als Gesellschaft ein gesünderes Verhältnis zu den Drogen! Ist wie beim Sex! Früher war es verpönt und es wurde kaum darüber gesprochen. Wozu hat es geführt?! Wir sollten aufhören unsere Zukunft durch Konservative Politiker gestalten zu lassen. Die sind komplett rückständig, weil früher eh immer alles besser war!
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lily.mcbean
05.02.2019 11:53registriert Juli 2015
Der Moment in dem ich realisierte das Alkohol die schlimmste Droge von allen ist war in meinem ersten Lehrjahr als Kochlehrling als mein Lehrmeister mit jedem Hustanfall noch schwallweise Blut erbrochen hat. 2 Monate später war er Tod. Erstickt in seinem eigenen Erbrochenen im Schlaf. Das war DIE Abschreckung schlechthin für uns Lehrlinge...
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