Die überlebende 17-Jährige wurde ins Spital nach Chur geflogen, wie die Kantonspolizei Graubünden am Freitagnachmittag vor den Medien in Samedan mitteilte.
Das Flugzeug - eine vierplätzige Piper PA-28 - hatte um 9.10 Uhr auf dem Flugplatz in Samedan abgehoben. Bereits um 9.30 Uhr ging die Meldung über den Absturz ein. Das einmotorige Flugzeug war unterhalb der Bergstation der Diavolezza-Bahn zerschellt - auf 2800 Metern, wo im Winter die Skipiste präpariert wird.
Zehn Rettungskräfte wurden laut Polizeisprecher Roman Rüegg von der Rega zur Unfallstelle geflogen. Sie stiessen auf ein komplett zerstörtes Flugzeug, die drei toten Insassen und die schwerst verletzte Jugendliche.
Die tödlich verunglückten 14-jährigen Knaben und die Überlebende waren im ProAero Jugendlager mit rund 190 Jugendlichen in S-chanf. Die einwöchigen Lager werden seit 35 Jahren von der Stiftung Pro Aero und vom Aero-Club der Schweiz organisiert. Sie sollen Jugendliche mit den Berufen der Aviatik vertraut machen.
«Ziel des Lagers ist es, in der Welt des Fliegens zu schnuppern und Begeisterung zu wecken», heisst es auf der Website des Lagers. Dazu werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Theorie und Praxis vermittelt: Eine Einführung in Aerodynamik und Flugphysik gehört ebenso dazu wie der Bau von einfachen Flugmodellen, Drachen oder Heissluftballonen.
Luftraumsperre im Diavolezza-Gebiet aufgrund eines Flugunfalls. @Luftraumbenutzer: bitte aktuelle Luftrauminformationen checken.
— BAZL-OFAC-UFAC (@bazlCH) 4. August 2017
Als einer der Höhepunkte der Woche gilt der Rundflug mit einem Kleinflugzeug. Dabei handelt es sich um kurze Rundflüge und nicht etwa um Showflüge. Dies sagte Christian Gartmann von der Motorfluggruppe Oberengadin an der Medienkonferenz.
Der Pilot habe für die Flüge ein Zeitfenster von 25 Minuten - in dieser Zeit sei er frei, wo er hinfliege. Die Route werde anhand von Wetter, Wind, Flugzeugbeladung und weiterer Kriterien festgelegt. Die Piper sei letztmals im Juli 2017 gewartet worden.
Der Pilot war laut Gartmann ein Einheimischer und Mitglied der Fluggruppe. Er habe viel Erfahrung mitgebracht und die Flüge seit Jahren koordiniert. Der Unglücksflug am Freitag war sein zweiter an diesem Morgen. Zu seinem Alter machte die Polizei keine Angaben.
Yves Burkhardt vom Aero-Club sprach von einem «schrecklichen Unglück». Für ihn sei eine Welt zusammengebrochen. Seit diese Lager durchgeführt würden, habe er noch nie so etwas erlebt. Über 5000 Jugendliche seien in den Lagern schon an die Aviatik herangeführt worden. «Wir sind erschüttert und traurig.»
Für die Teilnehmer des Lagers ist ein Care-Team im Einsatz. Am Freitagabend soll eine ökumenische Veranstaltung stattfinden - auf Wunsch der Jugendlichen. Das Camp wird nicht abgebrochen, es geht ohnehin am morgigen Samstag zu Ende.
Alle Todesopfer und auch die schwerstverletzte Jugendliche sind Schweizer. Die Unfallursache ist nach wie vor unklar, das Wetter war laut Polizei unauffällig. Die Zuständigkeit für die Untersuchung liegt bei der Bundesanwaltschaft. Sie wartet auf den Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST), die ihre Abklärungen bereits aufgenommen hat.
Gemäss Angaben auf der Website des Lagers haftet die Modellflug-Haftpflichtversicherung des Schweizerischen Modellflugverbands für die fliegerischen Aktivitäten im Lager. (sda)