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Die Initiative Pro Service public verlangt in der Hauptsache, dass Swisscom, SBB und Post im Bereich der Grundversorgung keinen Gewinn mehr erwirtschaften und nicht mehr querfinanzieren sollen.
Es ist bekannt: Nicht ein einziger Stände-, National-, oder Bundesrat befürwortet die Initiative, weil sie einen Rückschritt in die achtziger Jahre bedeuten und diese bundesnahen Unternehmen wirtschaftlich und technologisch konkurrenzunfähig machen würde.
Den Initianten des Konsumentenzeitschrift-Imperiums rund um den «K-Tipp» ist das natürlich egal. Sie wollen möglichst viel Publicity für ihre Produkte generieren und sich als Helden des Konsumentenschutzes präsentieren. Und das haben sie in der gestrigen «Arena» getan. Und wie.
Peter Salvisberg, Mitglied Geschäftsleitung «K-Tipp», und Matteo Cheda, Gründer des Tessiner Konsumentenmagazins «Spendere Meglio», bewarben ihre Initiative mit einer Verve, einer Beharrlichkeit, einer rhetorischen Beschlagenheit und einem theatralischen Talent, wie sie in der langen Geschichte der «Arena» ihresgleichen suchen.
Die Gegner der Vorlage, Verkehrs- und Kommunikationsministerin Doris Leuthard (CVP) und Gewerkschafter-Nationalrat Corrado Pardini (SP) reagierten auf die Show der beiden Initianten unterschiedlich. Leuthard gab die Mutter, die sich das Lachen nicht verkneifen kann, wenn ihre Kinder einen lustigen Seich machen. Und dem Pardini schwoll die Halsschlagader sichtbar an, weil sich Salvisberg und Cheda konsequent weigerten, über den tatsächlichen Inhalt ihrer Initiative zu sprechen und stattdessen lieber über gierige Staatsbetriebsmanager herzogen.
Mit der konsequenten Bewirtschaftung des Futter- und Sozialneids auf die hohen Managerlöhne bei Swisscom, Post und SBB hatten Salvisberg und Cheda allerdings erst etwa acht Prozent des kompletten Repertoires aus ihrem Handbuch der populistischen Stimmungsmache ausgeschöpft. Den Rest teilten sie sich äusserst ungleich auf. Cheda knüpfte in jeder seiner Wortmeldungen daran an und versuchte so oft wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich zu sagen: «Wenn wir Ja sagen zu dieser Initiative, dann bleibt mehr Geld für den Service public.»
Salvisberg präsentierte dazu herzerweichende Schicksalsgeschichten der vom Service public abgezockten, sich selbst und damit dem Schicksal überlassenen Mitbürger. Da war der frisch geschiedene Ehemann, dessen Zivilstand sofort im ganzen Dorf bekannt war, weil die Käserin jetzt die Postagentur führt und sich nicht um das Postgeheimnis schert.
Da war Salvisbergs alte Mutter, die 68 Kilometer weit reisen musste, um einen eingeschriebenen Brief abzuholen. «Das ist einfach nicht richtig», wie man mit den alten Leuten umgehe. Dass Salvisberg in dieser «Arena» zu jedem dramaturgischen Mittel griff, um sich in Szene zu setzen, zeigt sein Einleitungssatz:
Da war aber auch sein Pöstler, der in seinem Handgerät ausstempeln muss, wenn er mit Salvisberg einen Schwatz halten will. Da war der Grafiker im Bündner Bergtal, der wegen zu langsamen Internets nicht mehr mithalten kann. Und da war Salvisberg selbst, der wegen der Unpünktlichkeit der SBB immer einen Zug früher nehmen muss, um rechtzeitig an Sitzungen zu sein und in diesem Zug dann aber nicht aufs WC kann, weil das nicht geputzt ist, was Pardini zum wiederholten Mal die Halsschlagader anschwellen liess.
Damit er all seine plakativen Beispiele für den verrotteten Schweizer Service public in der Sendezeit unterbringen konnte, musste Salvisberg seinen Kameraden Cheda teilweise an der Schulter aus dem Blickfeld der Kameras ziehen, wenn dieser wieder sein Mantra (Ja = mehr Service public) vorzutragen gedachte. Leuthard und Pardini hingegen stritten sich abseits der Kamera mit fortgeschrittener Dauer der Sendung und zunehmender Zermürbung ob der Faktenresistenz Salvisbergs immer länger darüber, wer antworten soll.
Pardini versuchte dann doch noch Salvisberg mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und zeigte ihm beispielhaft auf, warum er wirklich nicht mehr so gut Zug fahren kann, wenn seine Initiative angenommen wird:
Gegen Ende der Sendung war Moderator Jonas Projer zunehmend bemüht, Salvisberg und Cheda mehr Redezeit einzuräumen, weil sie nach Stoppuhr noch zu wenig geredet hatten. Dabei mussten die beiden gar nicht mehr viel reden, so effizient haben sie ihre Punkte gemacht. Wer alleine aufgrund dieser «Arena» seine Abstimmungsentscheidung trifft, der stimmt begeistert für die Initiative Pro Service public.
Angesichts der Tatsache, dass die Initianten eigentlich nur Werbung für ihre Heftlein machen wollten, ist das eine beachtliche Leistung.
PS-Umfrage: Die Bahnministerin, die in der Sendung den Schweizer Service public und damit auch die Bahn als beste der Welt loben musste, reiste folgendermassen an und ab: