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Jung, attraktiv und weiblich – Jugendwahn beim SRF

HANDOUT - Daniela Lager, Moderatorin 10vor10, Bild vom 30. Mai 2016. Nach 13 Jahren als Moderatorin von ''10vor10'' tauscht Daniela Lager ihren Arbeitsplatz auf eigenen Wunsch per  ...
Wer ersetzt «10vor10»-Moderatorin Daniela Lager?
Bild: SRF

Jung, attraktiv und weiblich – Kritik am Jugendwahn beim SRF

Nach dem Abgang von Daniela Lager soll das «10vor10»-Team jünger und schöner werden – nicht alle beim SRF finden das gut.
31.07.2016, 05:1008.08.2016, 06:08
sacha ercolani
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In den kommenden Wochen will man sich beim Schweizer Fernsehen (SRF) entscheiden, wer Anfang 2017 die Nachfolge von «10vor10»-Moderatorin Daniela Lager (52) antritt. Mit Lager im Team liegt der Altersdurchschnitt der Sprecher und Sprecherinnen bei «10vor10» und der «Tagesschau» derzeit bei 46,1 Jahren. Im internationalen Vergleich sind die Schweizer News-Aushängeschilder somit schon jetzt jünger als die von Sendern wie der ARD (48,3), dem ZDF (53,8) oder beispielsweise des US-Nachrichtensenders CNN (47,2).

Jung, attraktiv und weiblich – so ist auch künftig das Beuteschema der Chefetage des Schweizer Fernsehens: TV-Chefredaktor Tristan Brenn (50) will gemäss kursierenden Gerüchten mit Patrizia Laeri (38) das News-Team ab 2017 noch einmal deutlich verjüngen.

Patrizia Laeri
könnte das
News-Team
beim Schweizer
Fernsehen
deutlich
verjüngen.
Patrizia Laeri könnte das News-Team beim Schweizer Fernsehen deutlich verjüngen.
bild: srf

Kritik von der Alten Garde

Am Hauptsitz im Leutschenbach stören sich vor allem einige ältere SRF-Stars am derzeit herrschenden Verjüngungswahn der TV-Macher. Auch für den langjährigen Tele-Züri-Chef Markus Gilli (61) ist dies der falsche Weg: Es zeige sich gerade in diesen Tagen die Wichtigkeit der TV-News und der Moderation, so Gilli. «Ich habe letzte Woche die Live-Berichterstattung über den Amoklauf von München auf vielen Kanälen verfolgt. Da braucht es nicht einfach ein schönes Gesicht – Können, Erfahrung, Kompetenz sind gefragt», fordert der Zürcher TV-Profi.

«Die Moderation von Nachrichten ist kein Modelwettbewerb und unterliegt schon gar nicht dem Jugendwahn. Kompetenz, Erfahrung, Sachwissen, Empathie und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu vermitteln. Für mich das alleinige Anforderungsprofil. Gegen Falten gibt es Make-up, Unwissenheit und Naivität können nicht überschminkt werden. Wolf Blitzer CNN (68), Petra Gerster ZDF (61), Klaus Kleber ZDF (60), Thomas Roth ARD (64) – sie haben diese Glaubwürdigkeit, die für die Moderation von News Grundvoraussetzung ist», sagt Gilli.

ZUM 20. JAHRESTAG DES PRIVATEN FERNSEHSENDERS TELE ZUERI, AM 3. OKTOBER 2014, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Portrait von Markus Gilli, Programmleiter, Chefredaktor und Mode ...
Alter vor Schönheit: Markus Gilli.Bild: KEYSTONE

Dass ältere Mitarbeiter automatisch auch mehr Fachkompetenz mitbringen, erfahrener Studio-Interviews führen, besser präsentieren und beim TV-Publikum angeblich gefragter sind, dafür hat man beim SRF kein Gehör: «Bei ‹Tagesschau› und ‹10vor10› sind journalistische Qualität, Erfahrung und Glaubwürdigkeit sowie Kameratauglichkeit die wichtigsten Kriterien bei der Besetzung der Moderationsstellen. Das Alter ist sekundär», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss.

Jetzt auf

«Ein Arthur Honegger oder ein Florian Inhauser mögen jünger sein als ihre ausländischen Kollegen. Sie haben aber als langjährige Auslandkorrespondenten und Krisenreporter eine reiche journalistische Erfahrung, die sie für diese Position qualifiziert.» 

Was hältst du von der Verjüngungskur beim SRF?

Schliesslich haben Stars wie der beliebte ARD-Sprecher Jan Hofer (65) auch früh eine Chance erhalten: Seit er 31 Jahre jung ist, also seit 1985, moderiert er die «Tagesschau»-Hauptausgabe. In Amerika ist das ebenfalls so, der ehemalige CNN-Kult-Moderator Larry King (82) durfte beim Sender WLBW (Channel 10) in Miami schon als 26-Jähriger die Nachrichten präsentieren.

Tele-Züri-Chef Markus Gilli arbeitet wie der Autor Sacha Ercolani im Verbund der AZ Medien, deren Verleger auch watson gehört.
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John Smith (2)
31.07.2016 10:25registriert März 2016
Genüsslich betont der Sacha Erlocani, dass Frau Laeri offenbar früher auch einmal gemodelt hat. Aber im ganzen Artikel findet sich kein Wort über ihren beruflichen Werdegang. Dieser Artikel entlarvt nicht das Frauenbild der SRF, sondern das von Sacha Erlocani.
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Ich-meins-doch-nicht-so
31.07.2016 13:15registriert Januar 2014
Wenn man feststellt, dass man knapp 40 jährige als Jugendliche bezeichnen muss und Gilli als Experten, nur um die Headline rechtfertigen zu können - cmd A drücken, löschen, zurücklehnen oder am nächsten Picdump basteln.
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who cares?
31.07.2016 12:28registriert November 2014
Also können laut Gilli nur alte hässliche Männer Fachkompetenz haben und junge hübsche Frauen sind ja allgemein nur zum anschauen. Damit hat es sich erledigt, den nehme ich nicht ernst.
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