Die SDA steht still: Die Redaktion der einzigen Schweizer Nachrichtenagentur hat für heute Nachmittag von 14 bis 17 Uhr einen Warnstreik angesetzt, wie mehrere Quellen im Vorfeld gegenüber watson.ch bestätigen.
Während dreier Stunden werden die Redaktoren nur die wichtigsten Meldungen verfassen.
— Inside SDA/ATS (@inside_sda) 23. Januar 2018
Hintergrund des Warnstreiks ist der massive Stellenabbau, der Anfangs Jahr von der Geschäftsleitung der Nachrichtenagentur verkündet wurde. Die Geschäftsführung will bis zu 40 der 150 Vollzeitstellen abbauen – und dies möglichst schnell.
Am Montag kam es zu einem Gespräch zwischen Redaktionsvertretern und der Geschäftsleitung. Darin forderte die Redaktion vor allem mehr Zeit – erfolglos, wie Sebastian Gänger, Redaktionssprecher gegenüber dem SRF sagt: «Die Hauptforderungen der Redaktion wurden nicht erfüllt. Die meisten Kündigungen werden weiterhin im Januar durchgezogen.»
Nein, wir bilden uns nicht ein, dass die (Medien)welt zusammenbricht, wenn wir eine Protestpause machen. Das wird sie nicht, zumal die SDA-Ressortleiter einspringen. Werden wir kaputtgespart, wird aber etwas fehlen. Es sei denn, man mag lieber "fake news" als Informationen. #sda
— Inside SDA/ATS (@inside_sda) 23. Januar 2018
Deshalb trete die 180-köpfige Redaktion in einen Warnstreik. «Das war ein einstimmiger Entscheid vom letzten Dienstag und diese Stufe wird in den kommenden Tagen gezündet.», kündigte Gänger die Massnahme gestern gegenüber dem SRF an.
Die SDA-Direktion mahnt, Streik sei nur unter gewissen Voraussetzungen zulässig. Wer streiken wolle, müsse sicherstellen, dass der Streik nicht rechtswidrig sei. Die ReKo bekräftigt, dass die geplante Aktion rechtmässig ist. "L'union fait la force!" #sda #ats
— Inside SDA/ATS (@inside_sda) January 23, 2018
Der Geschäftsführer der SDA, Markus Schwab, begründete die Eile beim Stellenabbau damit, dass jeder Monat, den die SDA so weiter arbeite, der Firma fast zwei Millionen mehr an wachsenden Verlusten verursache.
Die Schweizer Depeschenagentur SDA stellt die Grundversorgung des Schweizer Mediensystems sicher. Ziemlich alle Zeitungen, Onlineportale, Radio- und Fernsehstationen werden von der SDA mit Agenturmeldung versorgt – so auch watson.ch.
Mittlerweile hat sich auch die Politik eingeschaltet: «Der Bund muss den Service public, den die SDA erbringt, retten und garantieren», fordert der Berner SP-Nationalrat Aebischer. Allerdings müsse dabei der Bund die Bedingungen vorgeben und nicht die Verlage. Die SP liebäugelt dabei in ihrer Mitteilung mit der Schaffung einer neuen, nicht-gewinnorientierten Nachrichtenagentur.
Sollten Kolleginnen und Kollegen auf Online-, Print- und Radioredaktionen das Fehlen der einen oder anderen Meldung ausbaden müssen: Tut uns leid. Wir wünschten auch, es wäre nicht soweit gekommen. Beschwerden nehmen die Direktion und der Verwaltungsrat entgegen. #sda #ats
— Inside SDA/ATS (@inside_sda) January 23, 2018
(mlu)