Vergangene Woche feuerten zwei Navy-Zerstörer im Mittelmeer 59 Tomahawk-Raketen auf eine syrische Luftwaffenbasis. Kurz darauf schossen auch die Aktien der US-Rüstungsfirma Raytheon in die Höhe. Die Firma ist der grösste Produzent von ferngelenkten Raketen und stellt ebenfalls die abgefeuerten Tomahakws her. Ein Investor der Rüstungsfirma ist die Schweizer Nationalbank (SNB) mit knapp 140 Millionen Dollar.
Am frühen Morgen des 7. Aprils ging die Meldung der Bombardierung des syrischen Stützpunktes ein. Kurze Augenblicke später stiegen Raytheons Aktien von 150 Dollar auf 155 Dollar das Stück, berichtet RTS. Das erhöhte das Investment der SNB um 4 Millionen Dollar auf total 145 Millionen Dollar.
939'745 Anteile hat die SNB an Raytheon – eine Tatsache, die für Diskussionen und Kritik sorgt. Die Frage kommt auf, ob die SNB überhaupt in eine Rüstungsfirma investieren darf?
Drei ethische Kriterien muss die SNB einhalten, bevor sie in eine Rüstungsfirma investieren kann:
Auf Anfrage teilt die SNB nur mit, dass sie ihre Investitionen in Aktien nicht kommentieren und ihre Aktienportfolios passiv verwalten: «Was wir zu unseren Aktienportfolios sagen können, ist dass sie möglichst neutral und damit passiv verwaltet werden. Wir bilden mit unseren Aktienanlagen eine Kombination bestehender Marktindizes ab.»
Gemäss der SNB entspricht Raytheon also sämtlichen Kriterien. Das sieht Lewin Lempert, Sekretär von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GsoA) anders: «Dass eine Firma den ethischen Kriterien entspricht, behauptet die SNB immer. Wie aber diese ‹ethischen Kriterien› ermittelt werden, weiss niemand. Die SNB ist diesbezüglich überhaupt nicht transparent.»
Ein bekanntes No-Go für die SNB ist Streumunition, da es als «geächtete Waffe» angesehen wird. «Bis vor ein paar Jahren produzierte Raytheon aber Streumunition. Worauf stützt die SNB also ihre ethischen Kriterien?», fragt Lempert. (sem)