Der neue Post-Chef kommt von aussen: Der Ex-Salt-Chef Pascal Grieder soll in Zukunft die Geschicke des Staatskonzerns lenken. Er wurde soeben «nach einem umfassenden Rekrutierungsverfahren» vom Verwaltungsrat gewählt, wie die Post am Mittwoch mitteilte. Grieder wird seine neue Funktion am 1. November 2025 aufnehmen. Bis dahin wird die Post weiterhin von Finanzchef Alex Glanzmann geführt.
Dass nach Susanne Ruoff und Roberto Cirillo erneut ein Externer den Postbetrieb übernimmt, war erwartet worden – spätestens nach den Absagen von Finanzchef und ad-interim-CEO Glanzmann sowie von Brief- und Paketpost-Lenker Johannes Cramer und Poststellenchef Thomas Baur.
Der 48-jährige Grieder hat wie sein Vorgänger Roberto Cirillo Ingenieurwissenschaften studiert und eine Vergangenheit bei McKinsey. Schweizweit bekannt wurde er als Chef von Salt. Zuletzt war der gebürtige Basler, der mit seiner Frau und den drei Kindern im Kanton Waadt wohnt, bei der deutschen 1&1 Telecommunications SE tätig.
Pascal Grieder hatte im Jahr 2018 die Führung von Salt übernommen, dem kleinsten der drei Schweizer Mobilfunkkonzerne. Er trat bei der Firma des französischen Milliardärs Xavier Niel keine einfache Aufgabe an. Einerseits war der Kostendruck hoch und der Marktanteil tief, andererseits galt Salt als Anbieter mit dem schlechtesten Handynetz und einer tiefen Qualität im Kundenservice.
Grieder konnte in seiner Zeit als CEO in diesen Bereichen Erfolge feiern: Der Marktanteil von Salt bei den Abo-Kunden stieg von 15,6 Prozent bis zu seinem Ausscheiden aus der Konzernleitung im Jahr 2023 auf 16,6 Prozent. Was nach wenig tönt, ist im Schweizer Markt, in dem relativ wenige Wechsel stattfinden, eine bemerkenswerte Verschiebung. Diese hat sich Grieder auch mit Rabattschlachten und der Lancierung von Billigangeboten erkauft.
Gleichzeitig machte Salt bei der Qualität des eigenen Mobilfunk-Netzes in Grieders Ära die grössten Sprünge und liegt mittlerweile im renommierten «Connect»-Netztest beinahe gleichauf mit der Konkurrenz von Swisscom und Sunrise. Zudem baute Grieder das Glasfaser-Angebot mit schnellem Internet für zuhause weiter aus und erschloss dem Mobilfunker damit eine weitere Erlösquelle. Salt wuchs in seiner Amtszeit als CEO im Geschäft mit Privatkunden mit Handy, Internet und Fernsehen fast immer schneller als der Gesamtmarkt.
Eher vernachlässigt wurde in seiner Zeit das Geschäft mit den Geschäftskunden, und ein geplanter Börsengang wurde im Jahr 2021 wieder aufs Eis gelegt. In der Branche gilt Grieders Wirken dennoch als erfolgreich. Er hinterliess seinem Nachfolger eine schlank aufgestellte Firma mit einem klaren Profil, einer guten Profitabilität und einem besseren Ruf als zuvor.
Gesucht bei der Post war eine Person mit CEO-Format, die den Umbau der Post vorantreiben könne und die gleichzeitig Freude habe, in der Öffentlichkeit und der politischen Arena zu stehen. Ob Grieder alle Anforderungen erfüllt, muss sich weisen.
Seine Wahl ist letztlich auch die Nicht-Wahl von Post-Konzernleitungsmitglied Nicole Burth, die gemäss Informationen von CH Media ihre Kandidatur angemeldet hatte. Das hatte bei Post-Kennern für Stirnrunzeln gesorgt. Schliesslich verantwortet die Managerin das aufgrund der hochumstrittenen Zukäufe vielkritisierte sowie hochdefizitäre Digitalgeschäft. Hier könnte Grieder helfen. Er gilt als technikaffin, einnehmend und wird als guter Verkäufer beschrieben.
Die Post dürfte sich bewusst für eine Person mit einem digitaleren Profil entschieden haben, und angesichts des erodierenden Kerngeschäfts dürfte das Thema Kostendisziplin eine Rolle gespielt haben.
Grieder hat bewiesen, dass er auch vor unbeliebten Entscheidungen nicht zurückschreckt. Im Jahr 2019 etwa erhielten Hunderte von Shop-Angestellten bei Salt neue Verträge, die mehr Anreize für Verkäufe bringen sollten - unzimperlich verbunden mit der Androhung einer Kündigung, sollten sie diese nicht unterzeichnen. Das sorgte für grosse Kritik in Teilen der Belegschaft.
Eine besondere Affinität zum klassischen Postgeschäft hingegen wird dem neuen Post-Boss nicht nachgesagt.