Der Zugverkehr durch den Gotthard-Basistunnel steht seit letztem Donnerstag still. Grund ist die Entgleisung von 24 Waggons eines Güterzuges. Am Mittwoch haben die SBB nun über die gewaltigen Ausmasse, die Konsequenzen für den internationalen Bahnverkehr und über den Unfallhergang informiert. Das wissen wir aktuell alles zum Unfall im Gotthardtunnel:
Der Güterzug mit 32 Waggons fuhr mit über 100 Kilometern pro Stunde durch den Gotthard-Basistunnel, als er am letzten Donnerstag entgleiste. Die Schäden am Zug und am Tunnel sind massiv, wie die SBB am Mittwoch mitteilte:
Insgesamt müssten acht Kilometer Gleise und 20'000 Betonschwellen ersetzt werden. 24 der 32 Waggons sind entgleist und haben ihre Ladung teilweise über den Tunnel verteilt, 16 der schwer beschädigten Wagen stehen nach wie vor im Tunnel:
Nach wie vor liegen Scherben im Tunnel, deshalb sei eine Begehung durch Medienleute momentan noch unmöglich. Die SBB-Teams würden so schnell wie unter den Gegebenheiten möglich arbeiten. Im Tunnel sei es momentan sehr heiss:
Ein weiteres Problem stellt das durchschlagene Sicherheitstor dar, es ist eine Spezialanfertigung. Die gute Nachricht: Beim Unfall kamen keine Personen zu Schaden. Auch dem Lokführer des Güterzuges gehe es verhältnismässig gut:
Gewaltiger als die Schäden sind nur die Konsequenzen der Zugentgleisung im Gotthard:
Tatsächlich gehen die SBB davon aus, dass voraussichtlich erst Anfang 2024 beide Tunnelröhren wieder für den Bahnverkehr zur Verfügung stehen und auch dann nur eingeschränkt. Ein konkretes Datum wollte niemand nennen:
Mittlerweile sei klar, dass wohl ein defektes Wagenrad den Unfall verursacht habe. Wie dieses trotz mehrerer Kontrollen unentdeckt blieb, ist allerdings unklar:
So würden Güterwaggons bereits beim Eintreffen in der Schweiz einer ersten Kontrolle unterzogen. Danach würde der Zug nach der Zusammenstellung erneut auf Schäden kontrolliert und es werde ein Bremstest vorgenommen. Tatsächlich habe man später aber einen Defekt festgestellt:
So habe in Bellinzona eine festgefahrene Bremse gelöst werden müssen. Der Defekt sei aber nicht am Unfallwaggon, sondern an einem weiteren Wagen aufgefallen. Nach einer dritten Kontrolle habe der Zug seinen Weg in Richtung Norden fortgesetzt.
Doch auch diese Kontrolle – auf Schweizer Boden bereits die vierte – habe keine Mängel entdeckt. Im Tunnel sei der hintere Teil des Zuges schliesslich entgleist.
Wenn trotz all dieser Kontrollen eine solche Katastrophe passieren kann, stellen sich nun doch Sicherheitsfragen. Dazu hält der SBB-Chef fest:
Und auch der Infrastruktur-Chef doppelt an der Pressekonferenz nach:
Nichtsdestotrotz ist der Unfall eingetreten und der hat massive Auswirkungen auf den Güterverkehr durch die Schweizer Alpen und damit für ganz Europa:
Im Moment könne nur ein Bruchteil der Kapazitäten wahrgenommen werden. Der Binnenverkehr könne zwar über die Panoramastrecke aufgefangen werden, dies gelte aber kaum für den internationalen Güterverkehr. Dieser wird im Moment nur teilweise von der Simplon-Strecke aufgefangen. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer, denn das Sicherheitstor wurde ersetzt:
Zudem würde der Brenner trotz Bauarbeiten ab dem 23. August ausserplanmässig für den Güterverkehr geöffnet:
Für den Güterverkehr könnte der Gotthard-Basistunnel also knapp zwei Wochen nach dem Unfall wieder geöffnet werden, nicht so aber für den Reiseverkehr. Das hat einen einfachen Grund:
Erst wenn ein neues Sicherheitskonzept stünde, wage die SBB die schrittweise Aufnahme des Personenverkehrs durch den Basistunnel. Und auch dann geniesse der Güterverkehr Priorität:
Es ist also für längere Zeit mit reduzierten Kapazitäten im Personenverkehr von und nach Italien zu rechnen. Besonders internationale Reisegäste leiden unter den Einschränkungen am Gotthard. Man sei vonseiten der SBB kulant, wenn geplante Reisen nun storniert würden, sagt der Leiter Personenverkehr Reto Liechti. Aber:
Es müsse besonders am Wochenende mit vollen Zügen gerechnet werden. Trotzdem gibt es auch gute Nachrichten:
Bleibt also die Frage nach den Kosten. Wie hoch werden diese ausfallen und wer hat sie zu tragen? Der SBB-CEO meint dazu:
Es hänge sehr stark von den Resultaten aus der Untersuchung zum Unfallhergang ab, wer schliesslich für die Kosten aufkommen muss. Und auch da meint Ducrot:
Der GBT dient uns Allen und die SBB bewitrschaftet somit eine riesige Transportmöglichkeit von Nord nach Süd und retour. Verkehrswege dieser Dimensionen sind nur möglich Dank unserer guten Eisenbahninfrastruktur. Unfällä in diesem Ausmass sind tragisch, jedoch so nicht zu 100% vermeidbar. Ich hoffe das beste dass die Reparaturarbeiten bestens voranschreiten, den Arbeitern in diesen echt unzumutbaren Arbeitsbedingungen wünsche ich gutes Gelingen und unfallfreies Arbeiten. Grosser Respekt. Auf rasche Wiederaufnhme von 57km durch den Berg 💪