Update: Das mobile Tor, das am Ende des Artikels vorgestellt wird, wird nun tatsächlich eingesetzt. Das gaben die SBB am Mittwochnachmittag bekannt.
Es ist gelb, wuchtig und schützt die Arbeiter im Gotthard-Basistunnel vor dem Durchzug der vorbeirauschenden Züge: das Spurwechseltor. Doch nun liegt es in Trümmern. Auf Bildern ist zu sehen, wie der Bodenrahmen eines entgleisten Wagens im Tor steckt. Auf dem Boden liegen Paletten und Trümmerteile.
Dies ist mit ein Grund, weshalb der Schienenverkehr vorerst nicht mehr durch den Basistunnel rollt. «Wir können den Basistunnel erst wieder befahren, wenn die Sicherheitsinstallationen wieder richtig montiert wurden», sagte Rudolf Büchi, stellvertretender Leiter Infrastruktur bei den SBB, vergangenen Freitag.
Walter von Andrian, Chefredaktor der Zeitschrift «Eisenbahn-Revue», erklärt: «Der Gotthard-Basistunnel besteht aus zwei einspurigen Röhren. Dazwischen gibt es vier Verbindungsstollen, in denen die Züge die Röhre wechseln können. Diese müssen während Arbeiten in einer der Röhren geschlossen sein.» Eines dieser Tore sei nun nicht mehr brauchbar, sagt der Eisenbahn-Kenner.
Das Problem: «In jedem dieser vier Stollen hat es so ein Spurwechseltor, aber die SBB haben kein Ersatztor bereit. Die SBB waren nicht darauf vorbereitet, dass eine solche Situation eintreten könnte.»
Bis ein festes neues Tor installiert ist, würde es sicher mehrere Wochen dauern, sagt von Andrian. Dies hätte zur Konsequenz, dass der Basistunnel auch zum Ende der italienischen Sommerferien nicht bereit wäre. Für die Transportunternehmen hätte dies einschneidende Konsequenzen, denn der Güterverkehr zieht in den kommenden Wochen wieder merklich an.
«Zum Glück ist in Italien gerade Ferragosto, also Ferienzeit», sagt Transportunternehmer Benjamin Giezendanner gegenüber CH Media. Die Transportmenge sei momentan geringer und ein Ausweichen auf den Lötschberg oder die Strasse sei möglich. «Aber wenn die Sperrung länger dauern sollte, über Ende August hinaus, dann haben wir ein echtes Problem», so Giezendanner.
Stellt sich die Frage, wie die SBB das Problem mit dem defekten Tor innert nützlicher Frist lösen wollen.
Eine denkbare Lösung wäre der Einsatz eines mobilen Tors. Denn die Firma Elkuch, welche die Spurwechseltore herstellt, hat solche im Angebot. Das sogenannte mobile Erhaltungstor (MET) ist ein schienengebundenes Spezialfahrzeug mit einem Falttor, das den Tunnelquerschnitt verschliessen kann. Es kommt bereits für Wartungsarbeiten beim Gotthard-Basistunnel zum Einsatz.
Die Firma wirbt in einem YouTube-Video für das MET. Dort wird das Tor wie folgt beschrieben: «Der Hauptzweck des Tors ist die Steuerung der Belüftung: Sie trennt zwei unabhängige Belüftungssektoren des Tunnels.» Und weiter: «Je nach Situation kann die Tür im Haupttunnel selbst oder zwischen den beiden Hauptröhren des Verbindungstunnels angebracht werden.»
Also scheint das mobile Tor durchaus eine valable Option, um die beiden Röhren voneinander zu trennen. Lange würde es wahrscheinlich nicht dauern, das MET aufzustellen, meint von Andrian. Normalerweise würden die mobilen Tore aber an dafür vorbereiteten Standorten aufgestellt. «Ob das an der Schadstelle mit der gewünschten Druckdichtigkeit gelingt, weiss ich nicht.»
Transportunternehmer Giezendanner findet den Ansatz mit dem mobilen Tor interessant. Gegenüber watson sagt der SVP-Nationalrat: «Es muss jetzt möglichst schnell eine Lösung gefunden werden. Ich spüre den Druck jeden Tag mehr.»
Ob die SBB ein mobiles Tor einsetzen wollen, sagten sie am Dienstag gegenüber watson nicht. Mediensprecher Reto Schärli verwies auf die heutige Medienkonferenz um 15.30 Uhr. Dann wird es weitere Informationen geben, wie es mit dem gelben Tor weitergeht.
Auf jedenfall bin ich einmal mehr fasziniert, was meine kleinen Nachbarn auf der anderen Seite des Rheins aufgebaut haben. Elkuch ist auch eine Firma aus dem Liechtenstein.