An der ETH Zürich ist es im Institut für Astronomie zu Mobbing und heftigen Konflikten gekommen. Im Zentrum des Zerwürfnisses steht eine Professorin.
Diese hat laut NZZ am Sonntag über die letzten 15 Jahre mit ihrem Mann das Institut aufgebaut, entsprechend stark war ihre Stellung. «Für mich war die Zeit an der ETH die dunkelste Episode meiner Karriere», sagt eine betroffene Person zur Zeitung.
Insider sprechen von Clanwirtschaft innerhalb der ETH: Die Rede ist von persönlichen Angriffen, ständiger Kontrolle, überrissenen Erwartungen an die Erreichbarkeit und unfruchtbaren Diskussionen bis tief in die Nacht. Frauen sollen von der Professorin aufgefordert worden sein, weniger Zeit für Make-up und mehr für die Forschung zu verwenden. Dabei soll es selten um Forschung gegangen sein, sondern vielmehr um Zwischenmenschliches. «Schon eine vermeintlich falsche Körperhaltung ihr gegenüber konnte zu langen Diskussionen führen», erzählt eine ehemalige Postdoktorandin.
Eine junge Doktorandin wollte sich dies nicht mehr gefallen lassen und ging zur ETH-Leitung.
Nun hat die Schulleitung reagiert, das Institut aufgelöst und das Professoren-Paar für sechs Monate in ein Sabbatical geschickt, wie die NZZ am Sonntag weiter berichtet. Die betroffenen Doktoranden seien anderen Professoren zugeteilt worden.
Der Fall schlage intern hohe Wellen. ETH-Präsident Lino Guzzella wollte offenbar dafür sorgen, dass die Situation schnell bereinigt wird – und zwar möglichst so, dass keine grossen Wellen geworfen werden.
Viele goutierten demnach nicht, dass die Professorin an die ETH zurückkehren kann – vor allem, weil sie unter Auflagen auch wieder Doktoranden betreuen darf. Die Sache ist aber noch nicht vorbei, Inzwischen hat sich der ETH-Rat eingeschaltet.
Die Professorin wollte gegenüber der NZZ am Sonntag keine Stellung nehmen und verwies an die Medienstelle der ETH:
Dass es an Hochschulen zu solchen Situationen kommen kann, ist dem System geschuldet: Professoren haben generell viel Einfluss und werden kaum kontrolliert. Sie sind für ihre Doktoranden gleichzeitig Vorgesetzte, Betreuer und Gutachter. «Die Doktorierenden stehen in einer grossen Abhängigkeit von ihren Professoren», sagt Caspar Hirschi, Professor an der Uni St.Gallen.
(amü)