Roger Schneiter ist derzeit einer der bekanntesten Schweizer. Nur weiss es niemand. Denn der 42-jährige Berner ist das männliche Gesicht hinter der anonymen SVP-Kampagne zur Selbstbestimmungs-Initiative (SBI), wie watson-Recherchen zeigen.
Das Abbild von Schneiter hängt fast an jeder Ecke und hat wohl schon fast aus jedem Briefkasten gegrüsst. «Es ‹fägt› schon, wenn man sich überall auf den Plakaten sieht und mich die Leute wiedererkennen», sagt Schneiter und lacht.
Er hat gar kein Problem, für die SBI-Befürworter buchstäblich den Kopf hinzuhalten. Denn der Schreinerei-Unternehmer sitzt für die SVP im Parlament der Berner Vorortsgemeinde Ostermundigen.
Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass der Berner das Aushängeschild der Pro-SBI-Kampagne wurde? Schneiter meldete sich nach einem Aufruf spontan für das SVP-Shooting an.
«Ich wäre schon mit meinem Namen hingestanden. Aber das war nicht der Sinn der Sache», sagt der Gemeindepolitiker weiter, der für die SVP zweimal für den Berner Grossrat kandidierte – ohne Erfolg.
Aus seinem Bekanntenkreis hat Schneiter fast nur positive Rückmeldungen zur Kampagne erhalten. «Es haben sich etliche alte Kollegen gemeldet, die ich aus den Augen verloren hatte», so der zweifache Familienvater. Kritische Stimmen hätten sich nur wenige gemeldet. «Damit habe ich kein Problem. Mit Kritik habe ich gerechnet.»
Mit seinem breiten Lachen hat es Schneiter den SVP-Werbern offenbar angetan. Vor wenigen Tagen wurde auf dem Youtube-Kanal der SVP ein Werbevideo publiziert, in dem Schneiter als Gag einen Stimmzettel raucht. Einige User machten sich über das paffende SVP-Model lustig. «Es ist peinlich, hochgiftiges Papier zu rauchen», so ein Kommentarschreiber.
Man habe das Papier um eine Zigarre gewickelt, damit mehr Rauch entstehe, so der Berner. «Es war aber nicht wirklich fein.»
Nun hofft der Ostermundiger, dass sich sein Einsatz für die SBI bei der Abstimmung vom kommenden Sonntag ausbezahlt. «Es wird knapp. Ich rechne aber mit einer Niederlage.»