Schweiz
Sommer

Weil Herrchen nicht zahlen will: Hunde werden am Flughafen eingeschläfert

Schweizer Touristen wollen nicht zahlen: Ferien-Hunde werden am Flughafen eingeschläfert

Bild: pixabay
51 Hunde und Katzen aus dem Ausland wurden dieses Jahr am Flughafen Zürich beschlagnahmt, weil ihre neuen Halter sich nicht genügend über die Einfuhrbestimmungen informiert haben – das sind mehr als noch vergangenes Jahr. Zeigen sich die Neu-Halter dann auch noch geizig, müssen dies manche Tiere mit ihrem Leben bezahlen.
18.07.2017, 17:3919.07.2017, 14:14
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Verguckt man sich in den Sommerferien in einen streunenden Hund oder ein verwahrlostes Büsi, sollte man sich zweimal überlegen, das Tier aufzunehmen. Denn die Einfuhr in die Schweiz kann dramatisch enden. 

Die Zollstelle Zürich-Flughafen hat in diesem Jahr bereits 45 Hunde und sechs Katzen wegen mangelnder Bewilligungen bei ihrer Einreise beschlagnahmt und dem Grenztierarzt übergeben – das sind knapp 20 Tiere mehr als letztes Jahr zum gleichen Zeitpunkt. 

Wird ein Tier bei der Einfuhr beschlagnahmt, liegt es am Grenztierarzt, über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Möglicherweise muss das Tier in Quarantäne oder es sind Untersuchungen oder die Rückführung ins Heimatland nötig. Die dafür entstehenden Kosten gehen zu Lasten der Tierhalter. Das Problem: Gewisse Neu-Halter sind nicht bereit, dafür aufzukommen. Damit fällen sie in manchen Fällen das Todesurteil ihres vierbeinigen Begleiters. 

Miroslaw Ritschard, stellvertretender Leiter der Zollstelle Zürich-Flughafen, erklärt: «Ist das neue Herrchen oder Frauchen nicht bereit, die Kosten für die nötigen Abklärungen oder ein eventuelles Rückflugticket ins Herkunftsland zu übernehmen, entscheidet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, was mit dem Tier passiert. Eine Massnahme kann sein, dass das Tier eingeschläfert wird.» 

Die Zollstelle erwartet in den kommenden Monaten eine erhöhte Anzahl von aus dem Ausland eingeführten Tieren, welche die Bedingungen für eine Einfuhr in die Schweiz nicht erfüllen: «Die Hochsaison mit den Sommer- und Herbstferien kommt ja erst» sagt Ritschard. 

Stefan Kunfermann, Sprecher beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, bestätigt: «In wenigen Fällen nimmt die Tierliebe schnell ein Ende, sollte das Portemonnaie zu sehr belastet werden.» Dass Tiere aus dem Ausland euthanasiert werden, komme deshalb auch vor.

Wie viele Tiere noch am Flughafen eingeschläfert werden wird in keiner Statistik konkret erhoben. Gemäss dem Jahresbericht des Grenztierärztlichen Dienstes 2015 mussten letztes Jahr aber insgesamt 22 Tiere «zum Schutz der Schweizer Tierpopulation definitiv zurückgewiesen werden». Diese Zahl beinhaltet sowohl Rückführungen ins Heimatland wie das Einschläfern der Tiere.  

8 Studien über Katzen

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Verantwortung der Halter gefragt

Helen Sandmeier, Sprecherin Schweizer Tierschutz STS, kritisiert Touristen scharf, die aus den Ferien ein lebendiges «Mitbringsel» in die Schweiz bringen: «Man ist kein echter Tierliebhaber, wenn man ein Hund oder ein Büsi aus dem Ausland hierher bringt, sich vorher aber nicht über die Regeln informiert.»

«Das ist himmeltraurig.»
Tierschützerin Helene Sandmeier über die Besitzer, die ihr Tier einschläfern lassen, um ihr Portemonnaie zu schonen.

Dass die Tiere wegen dem fehlendem Wissen und dem Geiz ihrer Herrchen eingeschläfert werde, sei «himmeltraurig». Um solche Szenarien zu verhindern, plädiert sie – wenn nicht anders möglich – für eine Übernahme der Kosten durch die Veterinärbehörden.

Regeln einfach auffindbar

Welche Regeln in der Schweiz in Bezug auf die Einführung von Tieren aus dem Ausland gelten, könnte eigentlich relativ einfach auf der Internetseite des BLV überprüft werden.

So müssen die Tiere beispielsweise einen Antikörpertest absolvieren, und ein EU-anerkanntes Labor muss nachweisen, dass die sie gegen Tollwut geimpft sind. Tiere aus der EU brauchen zudem einen Heimtierpass und müssen mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein. Ausserdem ist die Einfuhr von kupierten Hunden verboten. 

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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x4253
18.07.2017 20:06registriert Juli 2016
Das traurigste daran ist, dass die kein einziger Hund so gerettet wird, sondern ein geradezu perverses Geschäftsgebaren gefördert wird.
Betrüger haben längst entdeckt, dass man einfältigen Touristen mit herzerweichenden Geschichten über die armen Tiere welche eingeschläfert werden müssen wenn sie kein Zuhause finden, das Geld sowas von schnell aus der Tasche ziehen kann. Die Hunde werden unter widrigen Bedingungen gezüchtet und gehalten. Bevor sie alt werden, tötet man sie dann (Draht, Elektroschock).

Animal shelter scam/pet rescue scam, für die, die es interessiert.
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öpfeli
19.07.2017 10:52registriert April 2014
Es gibt fast in jedem Land Organisationen für Strassentiere. Lieber man bringt Futter, Decken etc. zu den Organisationen oder gibt eine Spende für Kastrationen (was das A und O ist bei Streunern), Parasitenbehandlung oder sonst Medis.

Ein Streuner in die Schweiz zu nehmen ist eine Aufgabe für die Zukunft. Mit viel Aufwand, Geduld und Geld verbunden. Jedes Tier hat das verdient, keine Frage. Die Frage ist, ob der Tierhalter das mitmacht.

Wlan gibt es nun auch fast überall, also Organisation suchen und vor Ort helfen. <3
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WilliMu
19.07.2017 16:23registriert März 2016
Ich würde eher diesen sogenannten Tierliebhabern die Dauerbrause zur Vollnarkose aufsetzen.
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