Schweizerinnen und Schweizer geizen oft ein wenig mit dem Nationalstolz. Was an sich keine schlechte Sache ist. Trotzdem ist es interessant, wenn man sich mal vor Augen führt, welche Erfindungen unserem Land entstammen, mal von Ricola, Rivella, Maggi, Toblerone, Bankgeheimnis und Co. abgesehen. Und vielleicht ein bisschen Stolz verspürt. Nur ein wenig. Das darf man ja wohl noch ;-)
Durch die Schweizer Armee (die beste der Welt halt) konzipiert und später dann serienmässig durch Karl Elsener und Victorinox hergestellt. Original-Komposition: Klinge, Schlitzschraubenzieher, Ahle und Dosenöffner. Oder dann eben so:
Sicherlich nicht der beste Kaffee und sicherlich nicht etwas, mit dem man sich in Gourmet-Kreisen brüsten könnte. Aber: Wenn es einen Kaffee gibt, der unverhofft an einem kargen Katersonntag auftaucht oder aus den dunkeln Ecken des Ferien-Chalets hervortritt, wenn man es am meisten braucht, dann ist es Néscafé. Danke, Max Morgenthaler!
Ja, da hat Albert Hofmann so ziemlich was angerissen. Woodstock und die ganze Hippie-Generation steht somit fast ein wenig auf Schweizer Schultern. Und die alljährliche Streetparade bis zu einem gewissen Grad wohl auch ...
Zu faul um die Essensresten in ein Tupperware (das du wahrscheinlich unbedingt deinem Mami zurückbringen solltest!) zu schaufeln und den Teller abzuwaschen? Einfach Cellophane drüber! Ein gutes altes Sandwich zum Lunch? In Cellophane verpacken! Tattoo frisch gestochen? Cellophane drüber! Jacques Edwin Brandenberger – was wären wir ohne dich?
Alles, was man aus Gewohnheit irgendwie nicht in Cellophane hüllen kann, wird mit Alu-Folie verpackt. Ist so. Es gibt Cellophane-Esswaren und Alu-Folie-Esswaren. Darum eine essentiell wichtige Erfindung! Und noch was: Worin würde ohne die Erfindung von Heinrich Alfred Gautschi wohl dein Dürüm gepackt werden? Food for thought, ich weiss ...
Was für ein schnittiges Küchenutensil! Und wenn es nicht gerade Fingerkuppen wegfräst oder beim Apfel eben nicht an die Stelle beim Stiel drankommt, dann ist es Raffinesse in purer Eleganz. Macht sogar fast Bock auf Kartoffel-Schälen. Chapeau, Alfred Neweczerzal! Wer braucht schon eine Queen auf der Briefmarke, wenn man solche Erfindungen im Land hat:
In gewissen Landesküchen ein Bestandteil der Grundausrüstung, in anderen Teilen beinahe eine causa non grata. Ohne die kulinarischen Gemüter unseres Landes unnötig erhitzen zu wollen, sei dennoch Erfinder Karl Zysset gedankt, die Idee ist immerhin Klasse!
Und irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass Schweizer Männer in der Küche sowieso stets auf der Suche nach Effizienzsteigerung sind.
Das Klischee bestätigt sich: Der Schweizer ist organisiert! So auch Michael Näf, der mit Hilfe von Mitstudent Paul E. Sevinç spontan eine Online-Plattform gründete, um ursprünglich lediglich ein Essen mit Freunden zu organisieren. Nun, irgendwie hat er so ganz nebenbei unser Organisationsverständnis geprägt. À propos: Wie viele Doodles müsstest du eigentlich momentan noch beantworten?
Das waren noch Zeiten. Ratsch – Klettverschluss aufreissen oder zumurksen und man war ready für «Räuber und Poli» oder für einen Zvieri am Küchentisch. Mein junges Ich sagt wehmütig: Gute Arbeit, Georges de Mestral.
Okay, zugegeben: Er kann problematisch sein, der Reissverschluss. Mal hakt man ihn nicht richtig ein, mal klemmt er, mal öffnet er sich ungefragt von unten her. Albtraum eines jeden Kindes im Chindsgi. Dennoch alles in allem verdammt praktisch. Es sei herzlichst gedankt, Martin Othmar Winterhalter! Denn auch wenn nicht wirklich konzipiert und erfunden, so hat er immerhin die weltweit erste serienmässige Produktion des Reissverschlusses ermöglicht.
«Die Schweiz hat einfach eine humanistische Tradition!» oder «Ja, das ist ja schon unsere Pflicht als Schweiz. Mit dem Roten Kreuz und der Genfer Konvention und so.» Ja – es stimmt! Massgeblich an diesem sehr edlen Nationalgefühl beteiligt ist unser Henry Dunant, der das Rote Kreuz auf die Beine gestellt hat. Und uns Schweizer nun grosse Töne spucken lässt. Ohne uns gäbe es keine humanitäre Organisationen, ist halt so. Pha.
Ehrlich: Hast Du das gewusst? Und wie immer mit so Alkohol-Geschichten ist es rückblickend irgendwie nicht ganz möglich zu sagen, wer jetzt da genau Schuld daran ist. Was aber klar ist: Die Rezeptur ist im Val-de-Travers in Neuenburg entstanden (Jaja, die Welschen wieder!). Der mögliche Urheber? Ein Mann mit dem klingenden Namen Dr. Pierre Ordinaire. Jap, wirklich. Google it!
Es geht doch nichts über ein Birchermüesli! Da können die Argentinier mit ihrem Rindfleisch wedeln, die Italiener ihre Pizzen auswallen und die Franzosen ihre Crêpe Suzette flambieren. Ich bin echt zufrieden mit dem Birchermüesli als inoffizielles National-Frühstück. Gute Arbeit, Maximilian Oskar Bircher-Benner! Du hättest es verdient, in «The Big Bang Theory» genannt zu werden, anstatt ...
So ne richtig kräftige, sämige Sauce? Eine wärmende, nahrhafte Suppe? Oder einen knackigen Kecksboden für den Key Lime Pie? Bedankt euch bei Roger Perrinjaquet! Somit der Grund für so manche Gaumenfreude. Und manchem entsetzten Mami. «Nei, Kevin! Nöd uf höchster Stufe afa- ... nge.» Sorry, Mami!
Heute werden Klischees gefüttert. Und wie! Vermutlich ist Abraham Louis Breguet ein Grund mit dafür, dass wir in unserem Sprachgebrauch Floskeln wie «Wie ein Schweizer Uhrwerk!» haben. Seine Vorrichtung, die Tourbillon, soll Gangungenauigkeiten bei Taschen- und Armbanduhren durch Schwerkraft (übrigens keine Schweizer Erfindung) ausgleichen. Schweizerische Haarspalterei auf hohem Niveau!
Vermutlich ist es noch nicht möglich, die ganze Tragweite dieser Erfindung einordnen zu können. Aber so ein Flugi mit Solarenergie um die Welt segeln zu lassen, ist schon eine verdammt coole Sache. Grosses Kino, Bertrand Piccard und André Borschberg. Unsere Enkel werden vermutlich besser wissen, wie eure Leistung einzuschätzen ist.
Okay, das ist womöglich etwas gemogelt (Ja, Ich höre bereits die Technik-Freaks unter euch empört ausschnauben). Denn das Konzept des World Wide Web in seinen Grundzügen wurde eher vom Briten Tim Berners-Lee und dem Belgier Robert Cailliau konzipiert und umgesetzt, als von irgendeinem Schweizer. ABER: Es geschah in der Schweiz und zwar am CERN in Genf. Deshalb sind wir auch so ein bisschen wichtig für die Technikwelt. Ein wenig. So am Rande einfach.
Nein, nicht Steve Jobs allein hat uns ein aufregendes Sammelsurium an Schriften beschert. Wir Schweizer haben da auch was dazu beigetragen! Zum einen war dies Adrian Frutiger mit der unscheinbaren Schrift «Univers». Des Weiteren leitet Adrian Frutigers Schrift «Frutiger» einen Grossteil der Schweizer Automobilisten durch das Strassennetz.
Ebenso aus der Schweiz – im weiteren Sinne – stammt das Schriftbild «Helvetica» von Max Medinger. Herrlich schlicht!
Adolph Rickenbacher und Georges Beauchamp haben gemeinsam die erste seriell hergestellte, elektrisch verstärkte Gitarre konzipiert, wobei nur Adolph Rickenbacher Schweizer Staatsbürger war. Es war also das Land mit den Kühen, der Schokolade und Heidi, das Rock'n'Roll, die Punkrock-Bewegung, Jimi Hendrix und letztlich unzählige Openairs mitermöglicht hat.
Walter Gerber war es, der uns den Cheeseburger im klassisch-dekadenten Sinne erst möglich machte. Durch seine Erfindung von vorgefertigten Käsescheiben, die über einen tiefen Schmelzpunkt verfügen, wurde die Küchenwelt ein weiteres Mal durch einen Schweizer revolutioniert. War ja logisch, dass bei Schweizern irgendwas mit Käse mit dabei sein muss. Wir danken es Dir, Walter, und beissen umso genüsslicher in den nächsten Cheeseburger – oder Croque Monsieur!
Ohne Emil Theodor Kocher wären McDreamy, McSexy, Dr. Cox, JD, Turk und gar George Clooney als Dr. Doug Ross hoffnungslos aufgeschmissen. Denn er gab ihnen die Arterienklemme! Ein kleines Ding mit grosser Tragweite. Schon nicht ganz so unpraktisch, diese Schweizer Erfindungen!
Erfinder, Miterfinder, Entwickler, Pioniere. Die Schweiz steckt voller Potential – an Ideen und Tatendrang scheint es nicht zu mangeln. Darum: Hör auf durchs Netz zu surfen, schnapp Stift und Papier und erfinde was Schönes! ;-)
Natürlich wurden noch viele weitere Sachen von Schweizerinnen und Schweizern erfunden. Was hat gefehlt? Oder: Was soll noch erfunden werden?