Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Kurz vor Schluss der gestrigen Sendung hatten sich die beiden Gäste in eine Detailfrage verstrickt und redeten aneinander vorbei. Die Pointe, mit der Roger Schawinski den Talk beendete, wurde quasi auf dem Silbertablett serviert. «Das ist ja schon fast wie Müller gegen Estermann!», bilanzierte der SRF-Mann nach tiefem Durchatmen und dürfte wohl froh gewesen sein, dass die gestrige Sendung vorüber war.
Vielleicht war es von Anfang an ein Fehler, Yvette Estermann und Philipp Müller in die Jubiläumssendung – gestern wurde der Schawinski-Talk zum 200. Mal ausgestrahlt – einzuladen. Zumal die SVP-Nationalrätin schon im Vorfeld zur DSI zusammen mit Philipp Müller bei Schawinski war und mit ihrer Unfähigkeit auf Fragen einzugehen, alle verrückt gemacht hatte.
Doch, dass die SVP einen Tag vor dem Aufzeichnungstermin ihre eigene Frau zurückpfeift, damit konnte auch Schawinski nicht rechnen. «Ich empfinde es als ungehörig, so kurzfristig abzusagen», so der SRF-Mann gestern gegenüber watson. Sämtliche Vorbereitungen waren bereits getroffen, das ist unfair.
Kurzfristig in die Bresche springen musste der Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer. Und dieser zeigte sich im Gegensatz zu seiner Parteikollegin zunächst sehr kooperativ, ging auf die Fragen des Moderators ein und äusserte gar ein wenig Kritik am neuen Stil seiner Partei.
Als Einleitung wurde das neue Kampagnen-Video gezeigt, in dem sich eine Handvoll SVP-Exponenten um Köppel und Blocher als Anwälte verkleiden und den Asylbewerbern einen Roten Teppich auslegen. Was er von diesem Video halte, wollte Schawinski von Heer wissen, er habe ja schon bei den vergangenen Wahlen von einem «Gaga-Wahlkampf» gesprochen.
«Ich finde diese Videos persönlich eigentlich nicht so gut», gab Heer offen zu, gab dann jedoch zu bedenken, dass die Clips ihren Zweck jedoch durchaus erfüllen würden. Er sei eigentlich erstaunt, dass die Medien immer wieder «darauf reinfallen» und diesen Videos eine Plattform gäben. «Die Dummheit ist eigentlich nicht bei uns, sondern bei den Journalisten, die das transportieren!»
Von viralen Kampagnen-Videos in diesem Stil hält Philipp Müller, FDP-Ständerat und zweiter Gast der gestrigen Sendung gar nichts. «Das käme bei unserer Klientel gar nicht an.»
Über Stilmittel schien der Freisinnige denn auch nicht lange reden zu wollen. Schnell konzentrierte sich Müller auf den Inhalt des Asylgesetzes, womit er sich offenbar bestens auskennt. «Ich bin ein Insider in dieser Vorlage.»
«Das Argument mit den Gratisanwälten ist einfach falsch», so Müller, viel eher seien es «Beschleunigungs-Anwälte», die sich bei einem Ja am 5. Juni um die Asylbewerber kümmern würden. «Die Verfahren werden bis zu 40 Prozent schneller.»
Gegen eine Beschleunigung der Verfahren schien auch Alfred Heer nichts einzuwenden zu haben. Vielmehr störte sich der Zürcher über die «absurd hohe» Pauschalentschädigung von 1361 Franken, die die Anwälte pro Fall erhalten würden.
«Das ist ein Zuckerschlecken für jeden Juristen!» Bei den Asylbewerbern handle es sich immer um die gleichen Gruppen, welche meistens die gleiche Begründung für einen Asylantrag lieferten, führte Heer aus. Der Jurist müsse jeweils nur den Namen ändern, der Rest sei «Copy-Paste».
Darauf entwickelte sich ein Gespräch mit den bereits bekannten Argumenten. Man liess sich mehr oder weniger ausreden und versuchte die Show trotz Turbulenzen im Vorfeld reibungslos über die Bühne bringen.
Während Müller die Vorteile von beschleunigten und zentralen Asylverfahren dem Fernsehpublikum schmackhaft machte, erklärte Heer, dass man solche Probleme gar nicht hätte, wenn die Flüchtlinge gar nicht erst in die Schweiz gelassen würden. «Das Ziel für die Schweiz ist, dass Schengen/Dublin eingehalten wird.»
Schawinski intervenierte so wenig wie möglich und wäre da nicht sein Verwechsler «Fehr» statt «Heer» gewesen, hätte man schon fast gemeint, dass man einem Gespräch unter drei alten Freunden zuhören würde. Dass Philipp Müller seinen Gegenspieler durchs Band «Fredi» nannte, trug durchaus zum geselligen Ambiente bei.
Stammtisch-Lautstärke erreichte das Gespräch erst ganz am Schluss wieder, als über das Botschaftsasyl diskutiert wurde. Heer: «Verzell doch nöd so en Mischt!» Müller: «Heilige Bimbam!»
Doch mit Schawinskis Schlusswort legte sich auch diese Aufruhr wieder und die beiden Politiker schüttelten sich mit einem Schmunzeln freundschaftlich die Hand. Gar ein «Küssli», wie von Schawinski vorgeschlagen, gab es zwar nicht. Doch der Aargauer und der Zürcher wischten sich «wie beim Schwingen» den Rücken ab. Wobei es sich «Heer Fredi» nicht verkneifen konnte, sich selber zum Sieger des Talkshow-Gangs zu küren und nochmals alle zum Lachen brachte.
Ausser wahrscheinlich Yvette Estermann vor dem Fernseher.