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Hefenhofer Skandal-Landwirt drohen mehrere Jahre Gefängnis

Hefenhofer Skandal-Landwirt drohen mehrere Jahre Gefängnis wegen Tierquälerei

01.03.2023, 06:2801.03.2023, 09:02
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Das Bezirksgericht Arbon TG hat am Mittwoch die Verhandlungen zum so genannten «Fall Hefenhofen» aufgenommen. Hauptbeschuldigter ist ein 54-jähriger Landwirt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, jahrelang seine Tiere vernachlässigt und misshandelt zu haben.

Die Polizei sichert den Hof von Ulrich K., der wegen der Quaelerei von Pferden unter Verdacht steht, am Montag, 7. August 2017, in Hefenhofen. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Der Skandal-Pferdehof in Hefenhofen während der Untersuchungen der Polizei im Jahr 2017.Bild: KEYSTONE

Der Hof des mutmasslichen Tierquälers war am 7. August 2017 auf behördliche Anordnung hin geräumt worden. In der Anklageschrift schildert der Staatsanwalt die katastrophalen Zustände. Die Tiere wurden demnach auf viel zu kleinen Flächen gehalten. Manche waren völlig verdreckt und unterernährt, konnten teils nicht ins Freie.

Der Landwirt habe auch schon mal seine Tiere aktiv misshandelt. So habe er Pferden etwa Stockschlägen verabreicht, wenn sie nicht in einen Transporter einsteigen wollten.

Verletzten oder sonst gesundheitlich angeschlagenen Tiere habe er die tierärztliche Betreuung vorenthalten, so die Anklage. Der Beschuldigte habe solche Tiere nicht etwa geschont oder sie selbst gepflegt, sondern sie rücksichtslos behandelt, obwohl er gewusst habe, dass sie Schmerzen und Stress erlitten.

«Kümmerer»-Handel

Thema am Bezirksgericht ist auch ein illegaler Fleischhandel. In diesem Zusammenhang stehen zwei Metzger als Mitbeschuldigte vor Gericht. Sie sollen gesundheitlich angeschlagene Ferkel, so genannte Kümmerer, an der Tierarztkontrolle vorbeigeschleust und dem Landwirt verkauft haben. Dieser mästete die Tiere und verkaufte sie dann mit Gewinn der Metzgerei zurück, die das Fleisch in den Handel brachte.

Der Beschuldigte war den Behörden schon lange vor der Hofräumung bekannt. Er ist vorbestraft. Dennoch konnte er jahrelang weiter Tiere halten. Der inzwischen pensionierte Leiter des Thurgauer Veterinäramtes muss sich in diesem Zusammenhang in einem separaten Verfahren verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Versäumnisse bei der Durchsetzung von behördlichen Massnahmen vor. Zudem habe er seine Kontrollbesuche jeweils vorab angemeldet. (sda)

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Blanda
01.03.2023 07:27registriert Mai 2015
Es ist längstens Zeit, das Tierquälerei die Aufmerksamkeit erhält, die es braucht, damit sowas aufhört. Nehmt den Tieren endlich den Sachstatus .. und setzt (wie in dem Fall) die Strafen anständig und gerecht gegenüber einem Leben fest.. guter Schritt in die richtige Richtung...
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BernerSchädel
01.03.2023 08:23registriert Dezember 2020
Auch die damals verantwortlichen Behördenvertreter (Gemeinderäte/Kantonstierarzt) gehören meiner Meinung nach vor Gericht! Zu viele von denen haben weg geschaut und dieser Katastrophe ihren Lauf gelassen! Wer weg schaut und nichts sagt, macht sich mitschuldig. Besonders wenn man dadurch seine Aufsichts- und Sorgfaltspflicht verletzt!
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emptynetter
01.03.2023 08:40registriert April 2014
Dass der Bauer drankommt mit aller Härte ist natürlich absolut richtig. Aber einen solchen verwahrlosten Betrieb solange unbemerkt führen zu können, ist gar nicht möglich. Die Zustände müssen bekannt gewesen sein. Also haben die Behörden jahrelang zugeschaut und nichts gemacht. Da hat man nun mit dem Tierarzt ein Bauernopfer gefunden.
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