«Bilden Sie irreale Bedingungssätze in der Vergangenheit», lautet eine Online-Aufgabe für Deutschlernende, die das Niveau B2 erreichen wollen. Wer sich im Thurgau einbürgern lassen will, sollte besser damit beginnen, diesen Konjunktiv 2 zu büffeln. Denn das Thurgauer Kantonsparlament hat am Mittwochabend eine deutliche Verschärfung der Sprachhürden für Einbürgerungswillige beschlossen.
Es hat einen Antrag der SVP hauchdünn mit 58 zu 57 Stimmen angenommen. Damit müssen Einbürgerungswillige im Thurgau künftig bessere Deutschkenntnisse vorweisen als fast überall sonst in der Schweiz: Mündlich muss das Referenzniveau B2 erreicht werden, schriftlich B1. Nur im Kanton Schwyz sind die Anforderungen gleich hoch. Zum Vergleich: In Zürich reichen schriftliche Sprachkenntnisse der Stufe A2.
Zu einer Verschärfung wäre es ohnehin gekommen: Der Bund schreibt bei den mündlichen Sprachkenntnissen für Einbürgerungswillige ab Januar 2018 das Referenzniveau B1 vor. Das Thurgauer Kantonsparlament hat nun beschlossen, die Schraube zusätzlich anzuziehen.
Die Befürworter – neben SVP auch EDU und eine Mehrheit der FDP – argumentierten damit, dass die Sprache ein Schlüsselkriterium für eine erfolgreiche Integration sei. «Wir wollen uns mit den künftigen Mitbürgern unterhalten können, nicht händeringend, nicht wie mit Touristen und ohne Dolmetscher», zitiert die «Thurgauer Zeitung» SVP-Mann Pascal Schmid, der den Antrag gestellt hatte.
Gegen eine Verschärfung bei Einbürgerungen waren SP und CVP, Grüne und Grünliberale. Sie warnten davor, dass die Anforderungen damit dem «Matur-Niveau» entsprächen. «Wir wollen kein elitäres Einbürgerungsrecht», «Die deutsche Ärztin kann sich dann noch einbürgern lassen, aber die serbische Putzfrau nicht mehr», sagte SP-Parlamentarierin Marianne Sax.
Damit die Verschärfung definitiv wird, muss sie noch die Schlussabstimmung passieren.
(jbu)