Schweiz
Thurgau

Thurgauer verlangen besseres Deutsch. Also von Ausländern, die den Pass wollen.

Szene aus dem Videoclip «Thurgau mini Heimat». Bekannt für die Zeile: «Sterbe im Thurgau».   
Szene aus dem Videoclip «Thurgau mini Heimat». Bekannt für die Zeile: «Sterbe im Thurgau».   screenshot: youtube.com/ andi jud

Thurgauer verlangen besseres Deutsch. Also von Ausländern, die den Pass wollen

26.10.2017, 10:2226.10.2017, 10:44
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«Bilden Sie irreale Bedingungssätze in der Vergangenheit», lautet eine Online-Aufgabe für Deutschlernende, die das Niveau B2 erreichen wollen. Wer sich im Thurgau einbürgern lassen will, sollte besser damit beginnen, diesen Konjunktiv 2 zu büffeln. Denn das Thurgauer Kantonsparlament hat am Mittwochabend eine deutliche Verschärfung der Sprachhürden für Einbürgerungswillige beschlossen.

Die Sprachniveaus
B2 bedeutet gemäss dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen, dass jemand «Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen» versteht und im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen folgen kann. Bei A2 reicht es, wenn eine Person sich «in einfachen, routinemässigen Situationen» verständigen kann, «in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht.» (Quelle: europaeischer-referenzrahmen.de)

Es hat einen Antrag der SVP hauchdünn mit 58 zu 57 Stimmen angenommen. Damit müssen Einbürgerungswillige im Thurgau künftig bessere Deutschkenntnisse vorweisen als fast überall sonst in der Schweiz: Mündlich muss das Referenzniveau B2 erreicht werden, schriftlich B1. Nur im Kanton Schwyz sind die Anforderungen gleich hoch. Zum Vergleich: In Zürich reichen schriftliche Sprachkenntnisse der Stufe A2.

Zu einer Verschärfung wäre es ohnehin gekommen: Der Bund schreibt bei den mündlichen Sprachkenntnissen für Einbürgerungswillige ab Januar 2018 das Referenzniveau B1 vor. Das Thurgauer Kantonsparlament hat nun beschlossen, die Schraube zusätzlich anzuziehen.

«Wir wollen uns mit den künftigen Mitbürgern unterhalten können, nicht händeringend, nicht wie mit Touristen und ohne Dolmetscher.»
Pascal Schmid, SVP

Die Befürworter – neben SVP auch EDU und eine Mehrheit der FDP – argumentierten damit, dass die Sprache ein Schlüsselkriterium für eine erfolgreiche Integration sei. «Wir wollen uns mit den künftigen Mitbürgern unterhalten können, nicht händeringend, nicht wie mit Touristen und ohne Dolmetscher», zitiert die «Thurgauer Zeitung» SVP-Mann Pascal Schmid, der den Antrag gestellt hatte.

Gegen eine Verschärfung bei Einbürgerungen waren SP und CVP, Grüne und Grünliberale. Sie warnten davor, dass die Anforderungen damit dem «Matur-Niveau» entsprächen. «Wir wollen kein elitäres Einbürgerungsrecht», «Die deutsche Ärztin kann sich dann noch einbürgern lassen, aber die serbische Putzfrau nicht mehr», sagte SP-Parlamentarierin Marianne Sax.

Damit die Verschärfung definitiv wird, muss sie noch die Schlussabstimmung passieren.

Wie gut muss eine Person deiner Meinung nach Deutsch sprechen, damit sie den Schweizer Pass verdient?

(jbu)

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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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panaap
26.10.2017 12:03registriert Mai 2015
Hmmmm... Komisch. Es gehört doch zu den Schweizerischen Sitten und Gebräuche schlechtes Hochdeutsch zu sprechen.
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Eltriangoli
26.10.2017 11:58registriert April 2017
Dann Verlange ich einen Deutschtest für alle Thurgauer welche in den Kanton Zürich ziehen wollen. Integration fangt ja schliesslich mit der Sprache an 😎
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NotWhatYouExpect
26.10.2017 11:02registriert April 2017
"Wie gut muss eine Person deiner Meinung nach Deutsch sprechen, damit sie den Schweizer Pass verdient?"

Meiner Meinung nach muss es nicht Deutsch sein sondern eine Landessprache die in diesem Teil des Landes gesprochen wird.

Und ich finde diese Person sollte gute kenntnisse der Sprache haben.
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