Seco-Chefin glättet in Washington die Handelswogen mit den USASeco-Chefin Helene Budliger Artieda hat in Washington den Stabschef des Handelsbeauftragten von US-Präsident Donald Trump getroffen. Die Schweizer Delegation konnte laut einer Mitteilung US-Vorwürfe unlauterer Handelspraktiken widerlegen.
Die überraschend schnelle Reise nach Washington scheint sich also gelohnt zu haben. Die oberste Wirtschaftsdiplomatin der Schweiz erhielt am Montag und Dienstag Termine in den wichtigsten Abteilungen der neuen Regierung – und damit war die Staatssekretärin die erste Abgesandte aus Bundesbern, die zum Handelsbeauftragten, ins Finanzministerium und zu weiteren Amtsstellen vorgelassen wurde.
Bei diesen Unterredungen habe eine «sehr freundliche Atmosphäre» geherrscht, sagt die Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) im Gespräch mit CH Media. So habe sie Sam Mulopulos, dem Stabschef des neuen Handelsbeauftragten Jamieson Greer, dargelegt, dass der Vorwurf der «unlauteren Handelspraktiken» gegen die Schweiz nicht zutreffe. Auch habe sie den Amerikaner darauf aufmerksam machen können, dass Schweizer Unternehmen in den USA mehr als 400'000 gut bezahlte Jobs geschaffen hätten, sagt Budliger Artieda.
Mulopulos ist mit der Eidgenossenschaft gut vertraut: Lange Jahre beriet er als Fachreferent den republikanischen Senator Rob Portman, dessen Familie aus dem Kanton Solothurn stammt, in Handelsfragen. Er habe sich deshalb darüber gefreut, bereits in der Anfangsphase seiner Tätigkeit mit einer hochrangigen Vertreterin der Schweizer Regierung zu sprechen.
Ob das bereits reicht, damit der amerikanische Präsident Donald Trump die Schweiz im drohenden Handelskrieg verschont? Diese Frage will Budliger Artieda nicht beantworten. Mit ihren amerikanischen Gesprächspartnern habe sie Stillschweigen über den Inhalt der Gespräche vereinbart, sagt sie.
Höchstwahrscheinlich spielt es auch keine Rolle, was der Handelsbeauftragte und sein ranghöchster Berater von der Schweiz halten. Die Entscheide über künftige Strafzölle, von denen auch Medikamente oder Uhren aus der Schweiz betroffen wären, fällt wohl sowieso der amerikanische Präsident in Alleinregie. Und Donald Trump hat bereits klargemacht, dass er vom 2. April an mehr oder weniger sämtliche importierten Güter mit Zwangsabgaben belegen werde. Unklar ist einzig die jeweilige Höhe dieser Zölle.
«Verhandlungen über die Aufhebung einiger Zölle oder sogar den Abschluss eines umfassenderen Handelsabkommens» würden frühestens nach diesem Datum stattfinden, schrieb kürzlich die «New York Times». Die Zeitung bezog sich dabei auf Gespräche zwischen einer Delegation aus Kanada und hochrangigen Vertretern der Regierung Trump. Die Amerikaner hätten den Gästen aus dem nördlichen Nachbarland aber beschieden, dass dieses Vorgehen für sämtliche Handelspartner der USA gelten werde. Also: zuerst Strafzölle, dann Gespräche.
Die Schweiz hofft dennoch, den von Trump angezettelten Handelskrieg weitgehend ungeschoren zu überstehen. Dies hängt auch damit zusammen, dass Bundesbern im Gegensatz zur EU oder zu Kanada auf Gegenmassnahmen verzichten will. «Die Schweiz wird sich nicht an einem Handelskrieg beteiligen», sagte Budliger Artieda kürzlich in einem Interview mit CH Media. Einem Kleinstaat mit 9 Millionen Einwohnern fehle der Hebel, um eine Grossmacht mit mehr als 341 Millionen Menschen zu beeindrucken, sagte die Staatssekretärin sinngemäss.
Fragt sonst mal die Mexikaner oder Kanadier wie viel Wert Abkommen mit Trump haben - auch solche, die er selber ausgehandelt hat.
richtig erkannt, frau budliger, kurzfristig mag das sogar stimmen, nur sollte sich besagter "kleinstaat" sehr gut überlegen, mit wem er sich langfristig einlassen und "geschäften" will. zusammen mit europa hätte besagter "kleinstaat" ebenfalls eine wirtschaftliche und militärische grossmacht im rücken, die sich langfristig von den usa abnabeln und autonomer wird. daran könnte sich dieser "kleinstaat" orientieren, besser als sich kurfristig einzuschleimen.
Mag stimmen, aber einem Kontinent mit fast 750 Millionen Einwohnern eigentlich nicht.