Schweiz
Verbrechen

Falscher Brad Pitt: Schweizerin überweist Betrügern fast 100'000 Franken

Un faux Brad Pitt a fait tomber une Vaudoise dans le piège
Wenn du von Brad Pitt angeschrieben wirst, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Brad Pitt.bild: watson

«Unglaublich beschämend»: Schweizerin schickte falschem Brad Pitt fast 100'000 Franken

Verführt, isoliert und unter Druck folgt eine Waadtländer Rentnerin einem falschen Brad Pitt bis nach Los Angeles, bevor sie den Betrug erkennt.
25.11.2025, 11:5525.11.2025, 11:55

Fast ein Jahr lang glaubt Patricia (Name geändert), eine Rentnerin aus dem Kanton Waadt, eine Liebesbeziehung mit Brad Pitt zu führen. In Wahrheit tauscht sie Nachrichten mit einem Betrüger aus, der ihr insgesamt fast 100'000 Franken abnimmt. Ihre Geschichte erzählt sie in der Sendung «Mise au point» auf RTS.

Übersetzung

Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.

Alles beginnt im Mai 2024, als sie auf Instagram eine Nachricht einer Person erhält, die behauptet, die Managerin des Schauspielers zu sein. Sehr schnell wird Patricia mit dem angeblichen Brad Pitt in Kontakt gebracht. «Wir haben ganz normal angefangen zu kommunizieren, wie zwei Menschen, die sich kennenlernen», erklärt sie in der Sendung. Die Nachrichten werden liebevoll und sogar leidenschaftlich.

«Ich liess mich in dieses Gefühl der Liebe fallen.»
Patricia

«Meine Liebe, du bist jetzt und für immer mein Ein und Alles», schreibt er ihr. Überzeugt, eine echte Beziehung zu leben, gibt Patricia alles.

Die Manipulation beginnt

Ab diesem Moment nimmt der Betrug Form an. Der falsche Brad behauptet, ein Treffen organisieren zu wollen, verlangt dafür aber 50'000 Dollar. Dabei soll es sich angeblich um Gebühren handeln, die sein Management verrechnet. Patricia widersteht zunächst, gibt dann aber nach. Sie überweist zuerst 30'000 Dollar, später weitere 20'000, berichtet RTS.

«Der Stress war so erdrückend für mich, dass ich mich dazu verleiten liess, zur Bank zu gehen und zu zahlen.»
Patricia

Ende Sommer 2024, während der echte Schauspieler bei den Filmfestspielen in Venedig ist, glaubt Patricia, dass das Treffen unmittelbar bevorsteht. Sie packt ihren Koffer – doch es kommt nicht dazu. Um sich zu «entschuldigen», lässt der Betrüger ihr Blumen liefern, unterschrieben mit «Pitt».

epa11578618 Brad Pitt (L) and Ines de Ramon arrive at the premiere of 'Wolfs' at the 81st annual Venice International Film Festival, in Venice, Italy, 01 September 2024. The movie is present ...
Brad Pitt und Ines de Ramon 2024 in VenedigBild: keystone

Der Fallstrick zieht sich zu: Patricia befindet sich nun im «Commitment Bias». Damit ist gemeint, dass Betrugsopfer nach der ersten Zahlung immer mehr Mühe damit haben, sich zurückzuziehen. Der Betrüger verlangt weitere 20'000 Dollar für «medizinische Kosten». Sie bezahlt alles.

Schliesslich schlägt er ihr vor, ihn in den USA zu treffen. Sie reist nach Los Angeles und wartet dort drei Wochen allein in einem Hotel, bevor sie aufgibt. In der Zwischenzeit hat sie weitere 20'000 Dollar überwiesen.

Das harte Erwachen

Zurück in der Schweiz stösst sie auf die Geschichte von Anne, einer Französin, die von einem falschen Brad Pitt um mehr als 800'000 Euro betrogen wurde. Die Ähnlichkeiten beunruhigen sie, doch sie erkennt noch immer nicht, dass sie selbst Opfer ist.

Die Einsicht kommt erst einige Tage später, wie der Sender berichtet. «Ich glaube, ich wurde betrogen», sagt sie, als sie zur Polizei geht. Die Gesamtsumme beläuft sich auf fast 100'000 Franken.

«Es ist unglaublich beschämend», gesteht Patricia, die nun versucht, ihr Leben wieder aufzubauen – nach einem Jahr in einer Beziehung, die nie existiert hat. (jah)

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Die beliebtesten Kommentare
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Remus
25.11.2025 12:16registriert Dezember 2016
Mir tut diese Frau sehr leid. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie in schwierigen Verhätnissen (ich meine damit nicht Finanziell) lebt. Um auf so einen Betrug reinzufallen muss man schon extrem verzweifelt nach Zuneigung/ Liebe suchen.
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Tunnel Rind
25.11.2025 12:11registriert Februar 2017
Krass. Ich verstehe, dass man auf geschickte Betrugsmaschen hereinfallen kann. Kann wohl jedem passieren.

Muss schwierig sein, wenn man den Betrug endlich erkennt. Kann ich mir nicht ausmalen, wie gross das Schamgefühl ist.

Manche Menschen haben aber doch eine tiefe Messlatte im Bullshitmeter. Keine grundlegende Skepsis im Repertoire. Der Drang nach "too good to be true" führt , nebst solchen Betrugsmaschen, viele auch in die Esoterik.
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Stuss Leserin
25.11.2025 12:26registriert Mai 2022
Ich bin momentan mit George Clooney in Kontakt.
Wir haben auch schon per Video Chat telefoniert.
Er hat mir gesagt, dass er wegen mir seine aktuelle Frau Amal verlassen möchte.
Leider klappte bisher ein Treffen nicht, weil aktuell noch sein Bankkonto blockiert ist.
Was kann ich jetzt tun in diesem Fall?
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