Am Mittwoch traf im Wallis der Worst Case ein. Oberhalb von Blatten im Lötschental löste sich der Berg und es kam zu einem gewaltigen Abbruch. Teile des Kleinen Nesthorns und des Birchgletschers stürzten Richtung Tal und rissen Gebäude des Dorfes mit sich. Das Geröll erstreckt sich mittlerweile auf über zwei Kilometer:
Blatten wurde glücklicherweise bereits am 19. Mai evakuiert, weiterhin wird eine Person vermisst. Weil aber weiterhin ein Abbruch des Birchgletschers droht, können aktuell keine Räumungs- und Bergungsarbeiten in der Region durchgeführt werden. Auch die Suche nach der vermissten Person wurde vorübergehend eingestellt.
Und es droht bereits die nächste Katastrophe: Am Geröll des Abbruchs staut sich der Fluss Lonza. Hier fliessen normalerweise etwa 340 Liter in der Sekunde in Richtung Rhône und dann ins Mittelmeer.
Mittlerweile hat sich über Blatten ein regelrechter See gebildet. Die Behörden befürchten nun, dass der Damm aus Geröll brechen und eine Flutwelle durch das Tal schicken könnte. Deshalb wurden vorsorglich Teile der flussabwärts liegenden Dörfer Wiler und Kippel evakuiert.
Dass die Evakuierung der Bevölkerung im Talgrund von Gampel und Steg-Hohtenn bereits vorbereitet wird, zeigt, welches Ausmass eine Flutwelle erreichen könnte. Steg-Hohtenn liegt 20 Kilometer von Blatten entfernt:
Betroffen sind alle Ortschaften, welche an der Lonza am Talgrund liegen. Die Behörden hoffen nun, dass sich das Wasser irgendwie einen Weg durch das Geröll bahnt und stetig abfliessen kann. Dafür scheint es indessen erste Anzeichen zu geben.
«Das Wasser beginnt sich seinen Weg durch die 2,5 Kilometer lange Ablage zu bahnen», sagt Kantonsgeologe Raphaël Mayoraz gegenüber RTS. Die aktuelle Situation sei im Rahmen eines ziemlich günstigen Szenarios, so Mayoraz. «Mit den fortschreitenden Stunden kann man das Risiko eines Katastrophenszenarios verringern.»
Der See ist nahezu bis zum oberen Rand des Schuttkegels angestiegen und wird wahrscheinlich im Laufe des Tages überlaufen, schreibt der Kanton Wallis am Freitagmorgen in seinem Lagebericht. Die Gefahr einer Flutwelle bleibt also weiterhin bestehen. (leo)