Sturmböen, Schnee und weggeblasene Christbäume: Das Tief «Egon» hat der Schweiz in der Nacht auf Freitag den ersten Sturm des Jahres beschert. In Basel und in der Ostschweiz fielen Züge aus, am Bodensee wurde der Fährdienst eingestellt.
Auf der Alpennordseite pfiffen starke Sturmböen übers Land. In Cressier NE blies der Wind mit einer Geschwindigkeit von 117 Stundenkilometern, in Luzern erreichten die Böen 111 Stundenkilometer, wie der Wetterdienst MeteoGroup am frühen Morgen mitteilte. Gar mit Orkanstärke wehte es auf dem Kronberg AI mit 150 Stundenkilometern.
Wurden am Donnerstagabend im Rheintal in Balzers FL mit Südföhn noch 11 Grad gemessen, brachte das Sturmtief Egon am Freitagmorgen labile Polarluft zu den Alpen. Das führte im Tessin und im Oberwallis zu Schneefall bis in die Täler und einzelnen Graupelgewitter bis ins Flachland.
Im Kanton Bern gingen bis Freitagmorgen 27 Meldungen im Zusammenhang mit dem Sturm bei der Polizei ein, wie Mediensprecher Dominik Jäggi sagte. Vereinzelt wurden auch Gerüstteile auf die Strasse geweht und in Evilard/Leubringen und in Frinvillier im Berner Jura fiel der Strom aus.
Die BKW meldete am Freitagmorgen auch einen Stromausfall in der Region Mühleberg. Wegen verschiedener Versorgungsunterbrüche seien zeitweise mehr als 10'000 BKW-Kunden ohne Strom gewesen, schreibt das Unternehmen.
Die Störungen wurden insbesondere durch Äste und Bäume ausgelöst, welche auf Stromleitungen fielen. Zu den Stromausfällen kam es zwischen Donnerstagabend, 21.50 Uhr und Freitagmorgen, 5 Uhr. Ab 5 Uhr waren alle BKW-Kunden wieder am Netz.
In der Zentralschweiz mussten Feuerwehren vereinzelt wegen entwurzelter Bäume und umgewehter Bauabschrankungen ausrücken. In Hergiswil NW krachte eine Pappel auf zwei Autos. Verletzt wurde niemand.
Im Kanton Schwyz wurden in Ibach mehrere zur Entsorgung bereitgestellte Christbäume weggeblasen und mussten wieder eingesammelt werden. In Steinen und Sattel blieben mehrere Fahrzeuge wegen Schnees stecken. In Sursee und Ebersecken im Kanton Luzern rückten Feuerwehren aus, um Strassen von umgestürzten Bäumen zu befreien. Bei Kriens fiel die Luftseilbahn wegen starker Winde aus.
Wie die SBB mitteilte, war der Schienenverkehr zwischen Basel SBB und Basel Badischer Bahnhof wegen Unwetters unterbrochen. Wegen starker Winde fielen auch die Züge zwischen Weissbad AI und Wasserauen AI auf der Linie Gossau SG - Wasserauen aus.
Unterbruch: Weissbad - Wasserauen https://t.co/EEqwxZSnck
— Railinfo SBB (@railinfo_sbb) 13. Januar 2017
Einige Strecken mussten wegen der Unwetter geschlossen werden, darunter bei Montreux am Genfer See und bei Weissbad südlich des Bodensees. Auf dem See selbst wurde der Fährdienst von Romanshorn nach Friedrichshafen wegen Unwettern eingestellt.
Auf der Autobahn A2 zwischen dem Grenzübergang Chiasso-Brogeda und dem Gotthard-Tunnel behinderte der Schneefall den Verkehr in beide Richtungen.
Laut dem Wetterdienst fällt bis am Sonntag vor allem entlang der Alpen immer wieder Schnee, da sich die Feuchtigkeit staut. Am meisten Schnee im Flachland erwarten die Meteorologen mit rund zehn Zentimetern im Aargau und Luzerner Mittelland. Entlang der Alpen soll es etwa 15 bis 40 Zentimeter Schnee geben.
Entsprechend dürfte sich gemäss dem Wetterdienst in den Bergen die Lawinengefahr verschärfen, da mit zügigen Nordwestwinden weiterhin auch mit Schneeverwehungen gerechnet werden müsse. Ab Sonntag folgen eisige Tage, an welchen die Tageshöchstwerte deutlich unter Null liegen sollen. Damit dürften viele Weiher und kleinere Seen zufrieren.
Optimistisch hinsichtlich der Lauberhornrennen vom Freitag bis Sonntag gab sich am Freitagmorgen im Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Radio SRF OK-Chef Urs Näpflin. Er sagte, es gebe eine gute Chance für eine Wetterberuhigung am Samstagmittag, also dem Zeitpunkt, zu dem die Abfahrt in Wengen stattfinden soll.
Er glaube, dieses Rennen sei nicht in Gefahr: «Im Gegenteil, wir sind sehr zuversichtlich». Der Slalom vom Sonntag könne ohnehin stattfinden.
Für die Kombination von (heute) Freitag hat das OK wetterbedingt eine Änderung des normalen Ablaufs vorgenommen: Zuerst ging der Slalom über die Bühne und erst dann die Abfahrt.
Auch in Deutschland führte Tief «Egon» zu Verkehrsbehinderungen und Stromausfällen. «Wir haben seit Mitternacht massive Probleme mit dem Sturm», sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken. Bäume seien auf Strassen und Leitungen gestürzt, erklärte er. Grössere Unfälle habe es aber zunächst nicht gegeben.
Von Westen soll der Sturm im Laufe der Nacht weiter über Deutschland ziehen und vielerorts starken Schneefall bringen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor Unwettern in mehreren Bundesländern.
In Rheinland-Pfalz hielten sich die Sturmschäden zunächst in Grenzen. Ein Sprecher des dortigen Lagezentrums sprach gegen 2 Uhr lediglich von «vereinzelt umgestürzten Bäumen». (sda)