Und plötzlich ist es Sommer. 26 bis 28 Grad Celsius wird das Thermometer diese Woche noch anzeigen. Wir erleben gerade den sechstwärmsten April seit 1864, als mit Messen begonnen worden ist. In den Bergen war dieser Monat lokal sogar der dritt- bis fünftwärmste April seit Messbeginn, wie Meteo Schweiz meldet. Bis Mitte April lag die Schweiz unter Hochdruckeinfluss, und die Temperatur stieg während dieser Periode auf der Alpennordseite verbreitet auf maximal 20 bis 22 Grad Celsius.
Dass sich das alles damals doch nicht so sommerlich anfühlte wie diese Woche, hatte mit der bissigen Bise zu tun. Meteo Schweiz spricht sogar von Bisenrekorden in der Schweiz. Zum Beispiel wurde am Messstandort Basel-Binningen mit einem Böenmaximum von 80 km/h der stärkste Bisensturm seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 aufgezeichnet.
Mit der Bise trocknete die Schweiz weiter aus. Mitte April allerdings brachte eine kräftige Südostströmung Starkniederschläge auf der Alpensüdseite, im Wallis und im Berner Oberland. Im Wallis fielen diese auch als Neuschnee bis in tiefe Lagen. Das Schweizer Mittelland blieb allerdings trocken, insbesondere der Osten des Landes. Erst in den letzten Tagen ist endlich auch in der Ostschweiz Regen gefallen. «Die Mengen haben aber nicht ausgereicht, um die Trockenheit nachhaltig zu entspannen», sagt Edith Oosenbrug vom Bundesamt für Hydrologie.
Zwar sind die Pegel von Bodensee und Hochrhein in den letzten Tagen leicht angestiegen, sie liegen für die Jahreszeit aber noch immer sehr tief. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein verkehrt wegen des tiefen Wasserpegels im Untersee des Bodensees nur auf einem Teil der üblichen Strecke. An den Ufern des Bodensees führen Kies- und Sandbänke immer noch weit ins Seebecken hinaus.
«Das Niederschlagsdefizit war in der Ostschweiz und in Nord- und Mittelbünden besonders gross; die Niederschläge konnten das Defizit daher nicht ausgleichen», erklärt Oosenbrug. Das hat auch damit zu tun, dass in dieser Jahreszeit der Regen zuerst die Böden durchfeuchtet. Da sich die Vegetation aktuell besonders rasch entwickelt, saugt diese das Wasser auf, sodass nur ein kleiner Teil des Wassers in die Gewässer abfliesst und dort zu Pegelanstiegen führen kann.
Am ausgeprägtesten ist die Trockenheit immer noch in der Ostschweiz sowie in Nord- und Mittelbünden. «In den nächsten sonnigen Tagen könnte die Trockenheit auch in den anderen Regionen der Nordschweiz wieder zunehmen», sagt die Hydrologin. Die Hochdrucklage dieser Woche führe zu sinkenden Pegelständen auf der Alpennordseite. Dadurch werde sich in der Nord- und Ostschweiz die Niedrigwasserlage wiederum akzentuieren.
In den alpinen Gewässern wird sich an den warmen, sonnigen Tagen ein sogenannter Tagesgang des Abflusses bemerkbar machen. Das heisst, am Tag steigen die Pegel dort leicht an, weil die Schneeschmelze tagsüber mehr Wasser in die Bäche und Flüsse bringt.
Allerdings waren die Schneemengen diesen Winter in den Bergen unterdurchschnittlich. Zudem hat die Schneeschmelze im Frühling schon früh eingesetzt. «Daher wird die Schneeschmelze diesen Frühling und Frühsommer weniger ausgeprägt sein und an regenarmen Tagen weniger Wasser in die Gewässer bringen als in anderen Jahren», sagt Oosenbrug.
«Es braucht grossflächige und überdurchschnittliche Regenfälle, um das Defizit aufzuholen und den Bodensee wieder auf ein normales Niveau ansteigen zu lassen», sagt die Hydrologin.
Im Gegensatz zu den Fluss- und Seepegeln sind jene des Grundwassers höher. Trotz der aussergewöhnlich trockenen Verhältnisse im Februar und März lagen die Grundwasserstände und Quellabflüsse in den meisten Regionen der Schweiz im normalen bis tiefen Bereich. «Im Zuge der Niederschläge von Mitte April sind sie in diesen Gebieten vorübergehend angestiegen und liegen teilweise im normalen oder leicht überdurchschnittlichen Bereich», erklärt die Hydrologin.
Die schweizweite Trockenheit macht den Gemüsebauern noch keine Sorgen, wie Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten sagt. «Die Gemüsegärtner sind mit professionellen Bewässerungsanlagen ausgerüstet.»
Allerdings seien alle frisch angepflanzten Gemüse und Salate im Allgemeinen doch empfindlich auf Trockenheit «Solange genügend Wasser für die Bewässerung vorhanden ist, ist es eine machbare Herausforderung», sagt Waber. Schwieriger für die Gemüseproduzenten ist zu viel Wasser. So wie im letzten Sommer. Die Felder können dann fast nicht gepflegt oder geerntet werden.
Leider feht bei den Bauern die Bildung und in der Politik der Wille (und die Bildung) um aktiv etwas zu unternehmen. Wir laufen auf eine Katastrophe zu und niemand interessierts. Einfach nur deprimierend.