Schweiz
Wetter

Trockenheit in der Schweiz: See- und Flusspegel zu tief

Klöntalersee
Aktueller Blick auf den Klöntalersee, einen Stausee im Kanton Glarus. Auch die Pegelstände der Schweizer Stauseen sind derzeit unterdurchschnittlich tief.Bild: Gian Ehrenzeller / Keystone

See- und Flusspegel zu tief: Die Schweiz ist zu trocken

Wir erleben gerade einen der wärmsten Aprilmonate seit Messbeginn - und nun kommt das sommerliche Finale. Dabei ist die Schweiz sonst schon zu trocken, die See- und Flusspegel zu tief.
30.04.2025, 09:5630.04.2025, 10:17
Bruno Knellwolf / ch media
Mehr «Schweiz»

Und plötzlich ist es Sommer. 26 bis 28 Grad Celsius wird das Thermometer diese Woche noch anzeigen. Wir erleben gerade den sechstwärmsten April seit 1864, als mit Messen begonnen worden ist. In den Bergen war dieser Monat lokal sogar der dritt- bis fünftwärmste April seit Messbeginn, wie Meteo Schweiz meldet. Bis Mitte April lag die Schweiz unter Hochdruckeinfluss, und die Temperatur stieg während dieser Periode auf der Alpennordseite verbreitet auf maximal 20 bis 22 Grad Celsius.

Dass sich das alles damals doch nicht so sommerlich anfühlte wie diese Woche, hatte mit der bissigen Bise zu tun. Meteo Schweiz spricht sogar von Bisenrekorden in der Schweiz. Zum Beispiel wurde am Messstandort Basel-Binningen mit einem Böenmaximum von 80 km/h der stärkste Bisensturm seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 aufgezeichnet.

Keine Entspannung trotz Regen

Mit der Bise trocknete die Schweiz weiter aus. Mitte April allerdings brachte eine kräftige Südostströmung Starkniederschläge auf der Alpensüdseite, im Wallis und im Berner Oberland. Im Wallis fielen diese auch als Neuschnee bis in tiefe Lagen. Das Schweizer Mittelland blieb allerdings trocken, insbesondere der Osten des Landes. Erst in den letzten Tagen ist endlich auch in der Ostschweiz Regen gefallen. «Die Mengen haben aber nicht ausgereicht, um die Trockenheit nachhaltig zu entspannen», sagt Edith Oosenbrug vom Bundesamt für Hydrologie.

Zwar sind die Pegel von Bodensee und Hochrhein in den letzten Tagen leicht angestiegen, sie liegen für die Jahreszeit aber noch immer sehr tief. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein verkehrt wegen des tiefen Wasserpegels im Untersee des Bodensees nur auf einem Teil der üblichen Strecke. An den Ufern des Bodensees führen Kies- und Sandbänke immer noch weit ins Seebecken hinaus.

Trockenheit schweiz
Bild: CHMedia/WSL

«Das Niederschlagsdefizit war in der Ostschweiz und in Nord- und Mittelbünden besonders gross; die Niederschläge konnten das Defizit daher nicht ausgleichen», erklärt Oosenbrug. Das hat auch damit zu tun, dass in dieser Jahreszeit der Regen zuerst die Böden durchfeuchtet. Da sich die Vegetation aktuell besonders rasch entwickelt, saugt diese das Wasser auf, sodass nur ein kleiner Teil des Wassers in die Gewässer abfliesst und dort zu Pegelanstiegen führen kann.

Am ausgeprägtesten ist die Trockenheit immer noch in der Ostschweiz sowie in Nord- und Mittelbünden. «In den nächsten sonnigen Tagen könnte die Trockenheit auch in den anderen Regionen der Nordschweiz wieder zunehmen», sagt die Hydrologin. Die Hochdrucklage dieser Woche führe zu sinkenden Pegelständen auf der Alpennordseite. Dadurch werde sich in der Nord- und Ostschweiz die Niedrigwasserlage wiederum akzentuieren.

Blick auf den Kloentalersee, einen Stausee der Axpo, bei tiefem Wasserstand nach dem Winter, am Freitag, 25. April 2025, in Glarus. Die Pegelstaende der Schweizer Stauseen sind derzeit unterdurchschni ...
Blick auf den Klöntalersee: Die Schneeschmelze hilft dieses Jahr nur bedingt.Bild: keystone

In den alpinen Gewässern wird sich an den warmen, sonnigen Tagen ein sogenannter Tagesgang des Abflusses bemerkbar machen. Das heisst, am Tag steigen die Pegel dort leicht an, weil die Schneeschmelze tagsüber mehr Wasser in die Bäche und Flüsse bringt.

Auch Schneeschmelze reicht nicht aus

Allerdings waren die Schneemengen diesen Winter in den Bergen unterdurchschnittlich. Zudem hat die Schneeschmelze im Frühling schon früh eingesetzt. «Daher wird die Schneeschmelze diesen Frühling und Frühsommer weniger ausgeprägt sein und an regenarmen Tagen weniger Wasser in die Gewässer bringen als in anderen Jahren», sagt Oosenbrug.

«Es braucht grossflächige und überdurchschnittliche Regenfälle, um das Defizit aufzuholen und den Bodensee wieder auf ein normales Niveau ansteigen zu lassen», sagt die Hydrologin.

Ein Boot liegt auf dem Trockenen am Untersee, aufgenommen am Mittwoch 9. April 2025 im thurgauischen Ermatingen. Wegen zu wenig Regen und Schmelzwasser ist der Wasserstand am Bodensee sehr niedrig. (K ...
Ein Boot liegt auf dem Trockenen am Untersee in Ermatingen.Bild: keystone

Im Gegensatz zu den Fluss- und Seepegeln sind jene des Grundwassers höher. Trotz der aussergewöhnlich trockenen Verhältnisse im Februar und März lagen die Grundwasserstände und Quellabflüsse in den meisten Regionen der Schweiz im normalen bis tiefen Bereich. «Im Zuge der Niederschläge von Mitte April sind sie in diesen Gebieten vorübergehend angestiegen und liegen teilweise im normalen oder leicht überdurchschnittlichen Bereich», erklärt die Hydrologin.

Die schweizweite Trockenheit macht den Gemüsebauern noch keine Sorgen, wie Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten sagt. «Die Gemüsegärtner sind mit professionellen Bewässerungsanlagen ausgerüstet.»

Allerdings seien alle frisch angepflanzten Gemüse und Salate im Allgemeinen doch empfindlich auf Trockenheit «Solange genügend Wasser für die Bewässerung vorhanden ist, ist es eine machbare Herausforderung», sagt Waber. Schwieriger für die Gemüseproduzenten ist zu viel Wasser. So wie im letzten Sommer. Die Felder können dann fast nicht gepflegt oder geerntet werden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Niedrigwasser im Bodensee
1 / 13
Niedrigwasser im Bodensee
Die Liebesinsel bei der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell am Bodensee wächst aktuell.
quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Europäische Rekord-Dürre: 40 Grad und kaum Regen
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
108 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
30.04.2025 10:00registriert Juni 2016
Marcel Dettling: "Ich lebe gerne in wärmeren Zeiten" 🤪
11112
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chris B.
30.04.2025 10:18registriert April 2020
Wir müssen unbedingt unsere Landwirtschaft reformieren und uns auf weniger Wasser und heissere Temperaturen einstellen. Es geht doch nicht, dass wir jedes Jahr massenhaft Mais anpflanzen, welcher massiv Wasser braucht, nur um ihn dan zu Biodiesel zu verarbeiten, weil die Bauern dadurch am meisten Subventionen erhalten.

Leider feht bei den Bauern die Bildung und in der Politik der Wille (und die Bildung) um aktiv etwas zu unternehmen. Wir laufen auf eine Katastrophe zu und niemand interessierts. Einfach nur deprimierend.
9325
Melden
Zum Kommentar
avatar
Garp
30.04.2025 10:03registriert August 2018
Es ist schon lange bekannt, das die Schweiz in Europa sehr stark vom Klimawandel betroffen sein wird. Das Wasserschloss wird bald der Vergangenheit angehören.
7618
Melden
Zum Kommentar
108
    «Verkehrstechnische Hindernisse»: Das Tram vor dem Bundeshaus ist vom Tisch

    Vor dem Bundeshaus wird künftig kein Tram verkehren. Das hat die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) am Mittwoch mitgeteilt. Weiterverfolgen will sie hingegen eine Linienführung via Laupen- und Belpstrasse. Priorität hat die Entlastung des Hirschengrabens.

    Zur Story