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Der Wasserpegel des Bodensees liegt auf tiefem Niveau und sinkt weiter

Luftbild von der Halbinsel Mettnau bei Niedrigwasser mit Untiefen, Gefahr für den Schifffahrtsverkehr, rechts der Markelfinger Winkel, links der Zeller See, Radolfzell am Bodensee, Landkreis Konstanz, ...
Bei der Halbinsel Mettnau zeigen sich aktuell die Untiefen, welche für die Schifffahrt gefährlich werden können. Bild: www.imago-images.de

Der Bodensee trocknet aus – das sind die stinkenden Folgen und so geht es weiter

Der Wasserpegel des Bodensees sinkt weiter. Mittlerweile liegen Häfen im Trockenen und ein übler Gestank macht sich teilweise breit – womöglich wird auch noch der Rekord-Tiefwert geknackt.
07.04.2025, 16:0607.04.2025, 16:41
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Die Meldung war in den letzten Tagen immer wieder zu lesen: Der Wasserpegel des Bodensees sinkt aussergewöhnlich tief. Seit Mitte März liegt die Wasseroberfläche unter dem Mittelwert der Referenzperiode 1991-2020. Seit Ende April bewegt sich der Wasserpegel in die Nähe des rekordtiefen Niveaus.

Berlingen Untersee Messwert 7. April 2025
Jahresverlauf bei der Messstelle Berlingen (Untersee).Bild: Bundesamt für Umwelt BAFU

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt BAFU lag der Wasserstand bei Romanshorn am Montag bei 394,92 Metern über Meer (Stand: 7. April 2025, 15.10 Uhr). Verglichen mit dem Trocken-Jahr 2006 hat man am Bodensee damit seit Jahresbeginn immer einen rund 50 Zentimeter tieferen Pegel gemessen.

Wasserstand Bodensee Dauerkurve April 2025
Monatliche Mittelwerte bei der Messstelle Romanshorn (Obersee).Bild: Bundesamt für Umwelt BAFU

Am Untersee liegt der Pegel mit 394,52 Metern über Meer (Stand: 7. April 2025, 15.10 Uhr) aktuell gar rund 70 Zentimeter unter dem langjährigen Durchschnitt.

Berlingen April 2025
Dauerkurve bei der Messstelle Berlingen (Untersee).Bild: Bundesamt für Umwelt BAFU

Wenn wir auf das Monatsmittel des Pegels blicken, fällt auf, wie dieser sich seit Januar kontinuierlich nach unten bewegt. War der Obersee in den ersten beiden Monaten noch überdurchschnittlich gefüllt, fiel er im März unter den Mittelwert und liegt im April bereits nahe am Minimum (allerdings ist der April erst wenige Tage alt, für eine Mittelwert-Aussage ist es daher noch zu früh).

Monatliche Mittelwerte Wasserstand Bodensee
Monatliche Mittelwerte bei der Messstelle Romanshorn (Obersee).Bild: Bundesamt für Umwelt BAFU

Im Untersee bewegte sich der Wasserpegel im Januar und Februar ziemlich genau im Mittelwert der Referenzperiode 1991-2020, im März kratze er am Tiefstwert dieser Zeitspanne und in den ersten April-Tagen liegt er deutlich zu tief (auch hier gilt: Der April hat noch einige Tage vor sich).

Berlingen Bodensee Wasserpegel 7. April 2025
Monatliche Mittelwerte bei der Messstelle Berlingen (Untersee).Bild: Bundesamt für Umwelt BAFU

Was aber klar ist: In den nächsten Tagen wird kein Niederschlag erwartet. Womöglich fällt am Sonntag etwas Regen, wie die aktuellen Meteodaten zeigen. Die Situation am Bodensee wird sich voraussichtlich noch verschärfen.

Noch steht der Pegel einige Zentimeter über dem bisherigen April-Tiefstwert in Romanshorn vom 1. April 1972, als 394,65 Meter über Meer gemessen wurden.

Noch tiefer liegt der Pegel am Untersee. So musste der Hafen Mannenbach-Salenstein mittlerweile gschlossen werden. «Stand jetzt kann man die Bootsplätze nicht nutzen», sagt Gemeindeschreiberin Priska Keller am Telefon. Allerdings starte die Saison erst in den nächsten Tagen und Wochen so richtig.

Gestrandete Schiffe auf dem Untersee, aufgenommen am Mittwoch 2. April 2025 im thurgauischen in Mannenbach-Salenstein. Wegen zu wenig Regen und Schmelzwasser ist der Wasserstand am Bodensee sehr niedr ...
Der Hafen bei Mannenbach-Salenstein: Da ist aktuell wenig zu machen.Bild: keystone

Als Folge des tiefen Wasserstands wird in Ufernähe der Seeboden freigelegt. Das hat durch den Schlick und die Algen unangenehme Gerüche zur Folge. Oder direkter ausgedrückt: Es stinkt. Das sagen zumindest Anwohnerinnen und Anwohner in Konstanz gegenüber der Bild.

Auf der Schweizer Seite habe man weder in Romanshorn, Güttingen noch Salenstein den Gestank bemerkt. «Oder zumindest sind keine Beschwerden bekannt», sagt Salensteins Gemeindeschreiberin Keller. Und auch in Romanshorn wird die Bevölkerung – auch dank weniger flachen Uferzonen – von unangenehmen Gerüchen wegen des Wasserstandes verschont.

So sieht's am Bodensee aktuell aus.

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Niedrigwasser im Bodensee
Die Liebesinsel bei der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell am Bodensee wächst aktuell.
quelle: www.imago-images.de / imago images
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Am Obersee ist die Lage allgemein entspannter. Bruno Eugster, Hafenmeister in Güttingen, meldet auf Anfrage: «Schiffe ab einem Tiefgang über 1,30 Meter haben Probleme, aber im Allgemeinen ist es aktuell nicht prekär.» 1,30 Meter Tiefgang haben beispielsweise grosse Segelschiffe. Er habe allerdings in seinen zehn Jahren im Amt im April noch nie so wenig Wasser gesehen.

Auch aus Romanshorn meldet Rolf Müller, Leiter der Kommunikation, auf Anfrage: «Beim Gemeindehafen der Stadt, wo private Segel- und Motorboote liegen, ist die Situation mehrheitlich unproblematisch. Hält die Trockenheit an und sinkt der Pegel weiter, könnte das das Einwassern der Schiffe beeinträchtigen. Das ist bisher bis auf wenige Ausnahmen nicht der Fall.»

In Österreich verschwand ein Naturjuwel:

Allerdings: Der Sommer kommt ja erst. Wenn der «Wasserspeicher» nicht gefüllt wird, könnte es im Sommer da und dort heikel werden. Nach viel Schmelzwasser aus den Bergen sieht es im Moment nicht aus, denn die Schneedecke war im Einzugsgebiet des Bodensees in diesem Winter bisher dünner als auch schon.

Aber das Wetter der nächsten Wochen kann viel beeinflussen. Güttingens Hafenmeister Eugster sagt: «Eine Vorhersage für den Sommer lässt sich nicht treffen. Einige Tage Regen und die Pegel steigen. Die Höchststände haben wir normalerweise Ende Juni. Dann sehen wir klarer.»

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Schönster See Österreichs ausgetrocknet
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Schönster See Österreichs ausgetrocknet
Grund dafür ist der niederschlagsarme Winter und die trockenen letzten Wochen und Monate.
quelle: www.imago-images.de / imago images
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So tief ist der Wasserstand beim Rheinfall im März 2025
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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
07.04.2025 16:29registriert Juni 2021
Dürre im April? Alles kein Problem, der Chef- Bauernlobbyist Dettling lebt gerne in wärmeren Zeiten bzw. Klimawandel gibt es gar nicht (Köppel).

Immer weiter brav SVP wählen, dann kann bei der Katastrophe nichts schiefgehen.
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tops
07.04.2025 16:18registriert Juni 2018
Das interessiert doch Herrn und Frau Schweizer nicht. Hauptsache sie können im Sommer in die Ferien fliegen. Ob da Bäche austrocknen ist doch egal, sind ja nur Bilder in den Zeitungen. Hauptsache es kommt (noch) Wasser aus dem Wasserhahn. Und überhaupt sollen die Chinesen erst mal was machen und unter Trump passiert sowieso nichts, also müssen auch wir Scheizer Frequent Flyer nix machen. Und wehe ich sehe einen Autobahn-Sitzer.
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En Espresso bitte
07.04.2025 16:41registriert Januar 2019
Säntis aktuell: knappe 2.5m Schneedecke.
Säntis in anderen Jahren: 6m Schneedecke.

Auf Schmelzwasser setzen würde ich dieses Jahr nicht unbedingt.
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