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Diese «Arena»-Zusammenfassung beginnt etwas ungewöhnlich und zwar am Ende der gestrigen Sendung. Beziehungsweise sogar noch ein bisschen später, nämlich danach.
Nachdem sich SP-Gesundheitsminister Alain Berset mit Abtreibungsgegnern und der SVP-Nationalrätin Yvette Estermann über Präimplantationsdiagnostik unterhalten hatte, trank er erst beim Apéro in Rekordzeit ein Bier. Danach hiess er seinen Kommunikationschef drei weitere Bier auf Kosten des Gebührenzahlers zu behändigen und verliess den Studio-Trakt in Richtung Helikopter. Ja, richtig: Berset und sein Kommunikationschef schlenderten mit Biervorrat und flankiert von Personenschützern in den Sonnenuntergang zu ihrem Super-Puma und liessen sich entspannt ins Wochenende fliegen. Noch selten hat die Fassade des Leutschenbachs einen cooleren Magistraten-Abgang gesehen.
Weniger cool war «Arena»-Moderator Jonas Projer kurz zuvor. Statt zur üblichen lockeren Schlussfrage, setzte Projer zum Ende der Sendung zu einer Mitteilung in eigener Sache an.
Also nochmal zum Mitschreiben: SVP-Finanzminister Ueli Maurer will die bundesrätliche Gegenposition zur Milchkuh-Initiative der SVP in der «Arena» nicht gegen einen SVPler vertreten, sondern es soll lieber ein FDPler als Befürworter der Initiative auftreten. Angesichts der Tatsache, dass die SVP die Milchkuh-Initiative als einzige Partei befürwortet und die FDP sie ablehnt, könnte man Maurers Wunsch an Jonas Projer auch einfach übersetzen mit «Das schaffsch eh nöd und ich ha au kä Luscht».
Es ist üblich, dass Politiker die «Arena»-Redaktion bezüglich der Gästeauswahl unter Druck setzen und sanft erpressen. Aber Maurers Wunsch ist aussergewöhnlich dreist. Noch ist offen, ob der Finanzminister nächste Woche wie üblich den Bundesrat in der «Arena» gegen die Milchkuh-Initiative der SVP vertritt. Was sicher ist: Projer hat Maurer mit der Offenlegung von dessen Nötigungsversuchen zu einer guten Erklärung für ein allfälliges Fernbleiben gezwungen. Das ist unüblich.
Die Debatte über die in der aktuellen «Arena»-Ausgabe diskutierte Präimplantationsdiagnostik hingegen war mit Lust und Frust geführt worden. Im Kern geht es bei der Vorlage darum, ob Embryos, die im Reagenzglas gezeugt worden sind, vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf Erbkrankheiten und Überlebenschancen gecheckt werden dürfen oder nicht.
Behindertenorganisationen, evangelikale Kreise, die EDU und die EVP haben gegen das vom Parlament ausgearbeitete Gesetz das Referendum ergriffen, da die Fortpflanzungsmediziner dabei über wertes und unwertes Leben entschieden.
Gegen die Präimplantationsdiagnostik traten die EVP-Nationalrätin Marianne Streiff-Feller und SVP-Nationalrätin Yvette Estermann an. Gesundheitsminister Alain Berset und FDP-Nationalrätin Regine Sauter verteidigten die Vorlage.
Wie immer, wenn Evangelikale oder Yvette Estermann involviert sind, war es auch gestern zwecklos, rationale Argumente in die Diskussion einzubringen. Was immer Alain Berset oder der als Experte eingeladene Fortpflanzungsmediziner Bruno Imthurn vorbrachten, schmetterten Estermann und Streiff-Feller mit den immer gleichen Vorbehalten ab, obwohl insbesondere Imthurn aus Praxissicht relativ früh deutlich machte, was die künftige Präimplantationsdiagnostik beinhaltet.
Die Gegnerinnen der Präimplantationsdiagnostik monierten hauptsächlich, dass das Parlament den vom Stimmvolk 2015 angenommenen Verfassungsartikel zur Präimplantationsdiagnostik von Paaren mit Erbkrankheiten auf alle Paare ausgeweitet habe, die eine künstliche Befruchtung machen. Damit könnten künftig bis zu 6000 Paare jährlich aus den erlaubten zwölf In-vitro-Embryos die besten heraussuchen und damit Gott spielen, was niemandem zustehe. Berset und Imthurn räumten ein, dass theoretisch 6000 Paare auf die PID zurückgreifen könnten, es aber längst nicht alle tun. Eine gelungene In-vitro-Fertilisation ist eine derart lange Prozedur, dass die meisten unfruchtbaren Paare einfach glücklich und froh seien, dass es überhaupt geklappt hat, sagte Imthurn.
Streiff bezweifelte das und behauptete immer wieder, wenn es möglich sei, die Embryonen nach Haarfarbe, Augenfarbe und Geschlecht herauszusuchen, dann werde es auch gemacht.
EVP-Präsidentin Streiff war mit ihren religiösen Ansichten zwar wenig überzeugend, aber wenigstens konsequent. So konsequent, dass sie sogar Abtreibungen im dritten Schwangerschaftsmonat einer Selektion im Embryo-Stadium vorziehen würde. Denn darauf liefe eine Ablehnung des PID-Gesetzes hinaus, wie Imthurn immer wieder durchexerzierte. Was Imthurn nie so klar sagte, aber eigentlich meinte, war: Wenn die PID nicht gemacht werden darf, dann müssen die In-vitro-Paare weiterhin ein unwürdiges russisches Embryo-Roulette spielen.
Estermann mäandrierte derweil hin und her: Mal spulte sie das SVP-Mantra runter, gemäss dem das Parlament das Gesetz gegen den Volkswillen auf alle In-vitro-Paare ausgeweitet habe. Mal warnte sie vor In-vitro-Tourismus in die Schweiz und dann zerschoss sie Streiffs Argument der Designer-Babys.
Auch für den amüsantesten Moment der Sendung war Estermann im Prüfstand besorgt, als sie vor lauter Bemühen, nicht auf Projers Fragen zu antworten, sondern einfach ihre Botschaft durchzudrücken, dessen eigentliche Frage vergessen hatte.