Die Liste von Prominenten, die Balenciaga repräsentieren, ist lang. Popsänger Justin Bieber war schon das Gesicht der Marke, aber auch die Schauspielerinnen Nicole Kidman und Isabelle Huppert oder Reality-TV-Star Kim Kardashian. Der Luxus-Anbieter, der Kleider, Schuhe und Accessoires verkauft, spielt auch preislich in der oberen Liga. Ein Paar Sneakers kann schon mal 1200 Franken kosten, eine Hose 4000 Franken, eine Männer-Jacke 11'000 Franken.
Die Marke wurde vor über hundert Jahren von Cristóbal Balenciaga im spanischen San Sebastián gegründet und 2001 vom französischen Kering-Konzern übernommen, zu dem weitere bekannte Luxus-Marken wie Gucci, Alexander McQueen oder Bottega Veneta gehören. Nun eröffnet Balenciaga seinen ersten Laden in der Schweiz: Demnächst geht ein Shop an der Bahnhofstrasse 53 in Zürich auf.
An diesem Teil der Einkaufsmeile werden Mietpreise von bis zu 9000 Franken pro Quadratmeter pro Jahr bezahlt, in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich Geschäfte von Lacoste und Burberry, demnächst zieht Chanel auf die gegenüberliegende Strassenseite. Weder Balenciaga noch Kering bestätigen entsprechende Informationen von CH Media. Die Bauarbeiten sind aber weit fortgeschritten und im Internet sucht Balenciaga bereits Mitarbeitende für den neuen Laden.
Eine schlechte Nachricht ist die Eröffnung für die Luxus-Warenhauskette Globus. Diese betreibt an ihrem Standort an der Bahnhofstrasse die bisher einzige Schweizer Verkaufsstelle von Balenciaga im Shop-in-Shop-Format. Mit dem neuen eigenständigen Balenciaga-Laden verschwindet ein Anreiz, das Warenhaus zu besuchen. Globus-CEO Franco Savastano hatte den Verkauf von Balenciaga-Produkten im Gespräch mit CH Media vor eineinhalb Jahren gar als wesentlichen Teil der neuen Strategie bezeichnet.
Der Umsatz von Balenciaga wird von Kering nicht mehr separat ausgewiesen. Gemäss Zahlen des Fachportals «Fashion Network» setzte die Marke im Jahr 2021 knapp 1,2 Milliarden Euro um. Zwischen 2022 und 2023 folgte allerdings ein Taucher.
Denn im November 2022 hatte Balenciaga Werbefotos veröffentlicht, auf denen Kinder im Vorschulalter mit Teddybären posierten. Die Bären waren zum Teil in Hals- und Armbänder aus schwarzem Leder und mit Nieten gekleidet, die von Kritikerinnen und Kritikern als Sex-Spielzeuge identifiziert wurden. Das Unternehmen sah sich Vorwürfen der Förderung von Pädophilie und der Sexualisierung von Kindern ausgesetzt.
Fast gleichzeitig veröffentlichte Balenciaga eine Kampagne, die eine Zusammenarbeit mit der Marke Adidas bewarb. Auf einem Foto waren scheinbar zufällig verstreute Dokumente zu sehen. Bei einem handelte es sich um ein Schriftstück aus einem Verfahren des obersten US-Gerichtshofs, in dem es um virtuelle Kinderpornografie ging.
Balenciaga sah sich massiver öffentlicher Kritik ausgesetzt. Die Marke zog beide Kampagnen zurück, entschuldigte sich und klagte gegen die für die Werbung verantwortlichen Künstler. Das Verfahren wurde allerdings wieder eingestellt. Wie das Branchenportal TFL kürzlich berichtete, litten die Verkäufe des Labels insbesondere in den USA und Europa unter dem Skandal.
In den vergangenen Monaten sei es ihr aber wieder gelungen, das Negativ-Image abzuschütteln. Die Marke macht wieder mit Mode Schlagzeilen – etwa einem Handtuch-Rock, den die Firma für 900 Franken verkaufen will – und mit Prominenz. So wurde die Schauspielerin Michelle Yeoh unter Vertrag genommen, die erste Asiatin, die einen Oscar als beste Hauptdarstellerin gewonnen hat.
Dass Balenciaga auf der Suche nach einem Ladenlokal an der Zürcher Bahnhofstrasse ist, wurde in der Branche schon lange vermutet. Die Neueröffnung zeigt, dass die Einkaufsmeile bei internationalen Marken weiterhin gefragt ist.
Kritiker mahnen aber, dass mit dem Wegzug des Warenhauses Manor im Jahr 2020 und der Ende Jahr bevorstehenden Schliessung von Jelmoli Läden für eine breitere Kundschaft fehlen, die Frequenzen bringen. Dafür gibt es bereits Indizien. Im Gebäude, in dem früher Manor eingemietet war, buhlen nun unter anderen Cadillac oder die H&M-Luxusmarke «& Other Stories» um Kundschaft. Beide Läden haben vor kurzem die Öffnungszeiten verkürzt – ein mögliches Zeichen dafür, dass weniger Kunden kommen als erwartet. Eine weitere Fläche im Gebäude steht leer. (aargauerzeitung.ch)