Schweiz
Wirtschaft

Zoll-Deal mit den USA: So reagiert die Schweizer Wirtschaft

Swiss Federal Councillor Guy Parmelin speaks during a press conference on the new import tariffs into the US, Friday, November 14th, 2025, in Berne, Switzerland. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
An der Medienkonferenz am Freitag erklärte Guy Parmelin den Zolldeal mit den USA.Bild: keystone

«Kurzes Aufatmen»: So reagiert die Schweizer Wirtschaft auf den Zoll-Deal

15 Prozent statt 39: Die Schweizer Wirtschaftsverbände zeigen sich erleichtert über die Einigung. In eine rosige Zukunft blicken sie gleichwohl nicht.
14.11.2025, 19:0014.11.2025, 19:00

«Der Deal wurde vom Weissen Haus abgesegnet»: Das verkündete Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) an der Medienkonferenz am Freitagnachmittag.

Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern im Land wird ein Stein vom Herzen gefallen sein. Über drei Monate lang galten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exportprodukte. Die Reaktionen:

Economiesuisse

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse begrüsst den Abschluss des Zoll-Abkommens mit den USA. Doch damit seien bei weitem nicht alle Probleme des Wirtschaftsstandorts Schweiz gelöst und es brauche weitere Massnahmen zu dessen Stärkung.

Die Zölle hätten die exportorientierte Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Monaten sehr belastet und seien für gewisse Firmen existenzbedrohend gewesen, schreibt Economiesuisse in einer Stellungnahme vom Freitagabend. Mit dem neuen Abkommen erhalte die Schweiz nun gleich lange Spiesse wie die EU-/EFTA-Staaten.

Christoph Maeder, Praesident von Economiesuisse, spricht an derer Jahresmedienkonferenz, am Dienstag, 4. Februar 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Christoph Mäder, Präsident von Economiesuisse, begrüsst die Übereinkunft.Bild: keystone

Jedoch stellten auch die US-Zölle in Höhe von 15 Prozent eine Belastung für Schweizer Exportunternehmen dar. Die Unsicherheit bleibe, der Protektionismus nehme weltweit zu und im Inland schränke die immer feinmaschigere Regulierung die unternehmerische Freiheit ein und verteuere die Produktion.

Eine zentrale Rolle schreibt der Verband Freihandelsabkommen zu. Ein rasches Inkrafttreten der Abkommen mit Mercosur, Thailand und Malaysia sowie ein Abschluss der Verhandlungen mit Vietnam und China seien entscheidend. Und auch der bilaterale Weg mit der EU dank den Bilateralen III müsse weiterentwickelt und stabilisiert werden.

Schweizerischer Gewerbeverband

Der Gewerbeverband hat sich in einer Mitteilung über den Zoll-Deal geäussert. Die neuen Tarife seien ein «Lichtblick – nicht mehr und nicht weniger», heisst es darin. Und weiter:

«Was vor April in diesem Jahr noch als Katastrophe bezeichnet worden wäre, wird nun als Erfolg gefeiert»

Die Schweiz sei nun gleich gut beziehungsweise gleich schlecht gestellt wie ihre wichtigsten internationalen Konkurrenten. Es gelte nun, den Fokus auf den Abschluss eines Freihandelabkommens zu legen, forder Direktor Urs Furrer: Die Schweizer Handelsdiplomatie ist beim Thema USA weiterhin gefordert. Zudem fordern wir weiterhin Entlastungen für KMU in der Schweiz.»

Arbeitgeberverband

Die Senkung der US-Zölle auf Schweizer Waren entlaste die exportorientierte Wirtschaft spürbar, auch wenn die Unsicherheiten für Unternehmen bestehen blieben, argumentiert der Arbeitgeber-Verband.

Für den Arbeitsmarkt bedeute die Einigung eine wichtige Stabilisierung, hiess es in einer Reaktion auf die Verhandlungen von Bundesrat Guy Parmelin in Washington.

Roland A. Mueller, Schweizerische Arbeitgeberverband, informiert an einem Point de Presse ueber ihren Entscheid zum Vertragspaket Schweiz - EU, aufgenommen am Freitag, 11. Juli 2025 in Zuerich. (KEYST ...
Dem Arbeitgeberverband (im Bild: Direktor Roland A. Müller) ist wichtig, dass die Kurzarbeitsentschädigung weiterhin besteht. Bild: keystone

Da die verbleibenden Zölle von 15 Prozent weiterhin deutlich höher liegen als vor Beginn des Zollkonflikts, dürfte der Bedarf an Kurzarbeitsentschädigung auch künftig erhöht bleiben, gibt der Arbeitgeber-Verband in seiner Mitteilung zu bedenken.

Swissmem

Die erzielte Übereinkunft mit den USA bedeute «ein kurzes Aufatmen», schreibt Swissmem in einer Mitteilung. Denn damit fielen die massiven Zoll-Nachteile Konkurrenten aus der EU und Japan weg. «Von einer Entwarnung kann allerdings keine Rede sein. Denn weiterhin wirken sich viele Faktoren negativ auf die Chancen der Schweizer Exportindustrie aus»

So reagierte die Wirtschaft auf die 39-Prozent-Zölle:

Deshalb forder Swissmem, dass die Rahmenbedingungen für den Werkplatz Schweiz entschlossen verbessert werden.

Erstens haben die vergangenen Monate gezeigt, dass sich die Situation jederzeit wieder schlagartig ändern kann – Stabilität und Berechenbarkeit sind nicht absehbar. Zweitens herrscht wegen des starken Frankens und schwacher Währungen der europäischen und japanischer Konkurrenz weiterhin ein schädlicher Preisaufschlag für Schweizer Produkte. Drittens bleiben die Zölle auf vielen Stahlprodukten von 50% bestehen, und weitere US-Untersuchungen laufen, die zu zusätzlichen Zöllen führen können. Die Unsicherheit im Welthandel bleibt viertens riesig und die Investitionsbereitschaft entsprechend gering – China steckt tief in der Krise, während sich die europäischen Märkte nur langsam aufzurappeln scheinen.

Swissmem ist der führende Verband für KMU und Grossfirmen der Schweizer Tech-Industrie. Ihm sind über 1400 Firmen angeschlossen.

Science Industries

Der Wirtschaftsverband Scienceindustries sieht in der Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der Schweiz einen «wichtigen Schritt für die Schweizer Exportindustrie». Die Vereinbarung werde die exportorientierte Standort Schweiz spürbar entlasten, wie es in einer Mitteilung vom Freitagabend heisst.

Durch die Einigung werde die «Gleichbehandlung mit zentralen Wettbewerbern im amerikanischen Markt - insbesondere aus der EU und Japan - sichergestellt», so der Verband. Die Einigung sei daher ein wichtiges Signal für die Branche.

Blick auf den Lonza Turm, in Basel am Montag, 24. September 2018. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bei der Pharma-Industrie herrscht noch Klärungsbedarf.Bild: KEYSTONE

Die bestehenden Zölle in Höhe von 15 Prozent seien jedoch weiterhin eine «erhebliche Belastung» für die Branche. Ziel solle es daher sein, wieder zu den früheren, zollfreien Konditionen zurückzukehren. So sei etwa auch der starke Franken eine bedeutende Herausforderung für die Mitgliedsunternehmen.

Zudem fordert der Verband, dass die Situation betreffend die US-Pharmazölle möglichst rasch geklärt werden müsse. So sei etwa noch unklar, ob pharmazeutische Produkte künftig zusätzlich belastet werden. «Es braucht eine nachhaltige Lösung, um den bilateralen Handel auch in diesem Bereich stabil und planbar zu halten», so eine Forderung.

Zürcher Handelskammer

Die Zürcher Handelskammer bezeichnet die Einigung der Schweiz mit den USA als «gute Neuigkeiten für die Zürcher Wirtschaft». Mit der Senkung der Zölle von 39 auf 15 Prozent seien die hiesigen Exporteure bald wieder mit den europäischen Mitbewerbern konkurrenzfähig.

Trotzdem bestehen gemäss der Zürcher Handelskammer weiterhin Unsicherheiten für die Exportwirtschaft. Die Handelskammer fordert deswegen, dass der Kanton Zürich seine «Hausaufgaben» mache und die Unternehmen entlaste. Sie nennt dazu «Netto-Null-Bürokratie», tiefere Steuern und Gebühren sowie eine Beschleunigung der Digitalisierung in der Verwaltung.

Für den Kanton Zürich unterliegen nach Angaben der Handelskammer Exporte von jährlich rund zwei Milliarden Franken in die USA den Zöllen.

(sda/awp/her)

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