Die Furcht vor der Energiekrise macht sich seit wenigen Wochen auch beim Konsum bemerkbar. Eingekauft werden nicht nur Dinge, die bei plötzlichem Stromausfall dienlich sein könnten, wie Powerbanks oder batteriebetriebene Geräte. Auffällig ist auch das rapid angestiegene Interesse bei Produkten, die bei der Reduktion des Stromverbrauchs helfen könnten.
Zu den bekanntesten Helferlein, wie ausschaltbaren Steckdosenleisten oder Zeitschaltuhren, gesellt sich neuerdings auch eine gescheite Steckdose. Die Rede ist vom «Smartplug» der Schweizer Marke MyStrom. Die Verkaufszahlen gehen seit wenigen Tagen durch die Decke.
Beim Onlineshop von Brack.ch fehlen etwa über 5000 Stück im Lager – insgesamt wurden über 17'000 Stück bestellt. Mediensprecherin Simone Franzke sagt dazu: «Es ist kein Geheimnis, dass die Nachfrage für stromsparende Geräte und Stromspeicher seit dem Sommer massiv angestiegen ist.» Der Anstieg bei diesem Stecke sei aber «ausserordentlich». Auch beim Konkurrenten Digitec ist die Knappheit spürbar: Dort stieg der Preis zeitweise um über zwanzig Prozent.
Daten zu den Google-Suchanfragen deuten darauf hin, dass das Interesse in den Sommermonaten deutlich angestiegen ist. Und zwar weltweit. Die ohnehin angespannten Rohstoff- und Chipmangellage führte zusätzlich dazu, dass Hersteller und Lieferantinnen kaum nachkommen. Brack.ch geht derzeit davon aus, dass allein die «Nachproduktion und der Transport» der bestellten Ware zwölf bis 14 Wochen dauern werde.
Die Beliebtheit des MyStrom-Stecks lässt sich mit den Funktionen erklären, die nicht besser zur drohenden Energiekrise passen könnten: Es gibt den Nutzerinnen und Nutzern ein Gefühl, wo und vor allem wieso Strom gespart werden kann. Es hilft also dem derzeit gebotenen Solidaritätsgedanken, wonach jeder und jede Einzelne mit dem eigenen Konsum die Situation beeinflussen kann.
Möglich macht es der Aufbau des Geräts: Der «Smartplug» misst in Echtzeit den Stromverbrauch eines Geräts, gibt die effektiven Kosten an und verrät gleichzeitig, wie warm es zu Hause ist.
Die Erfahrung des Autors dieser Story zeigt, welchen Nutzen dies für die Sensibilisierung für Stromverschwendung haben kann:
Solche Gedanken waren schon vor der aktuell angespannten Lage verbreitet. Mangels genauer Daten war aber zumindest dem Autor nicht klar, wie gross die Einsparmöglichkeit im Einzelfall ist. Und vor allem: dass Kleinvieh über mehrere Wochen gerechnet auch viel Mist macht.
Am eindrücklichsten war aber die Erkenntnis bei der Temperatur: Der MyStrom-Stecker misst in Echtzeit, wie warm es in der Umgebung der Steckdose ist. Die Daten zeigten auf, dass das Thermometer regelmässig auf warme 25 Grad kletterte – obwohl niemand zu Hause war. Schuld daran war nicht nur die Bodenheizung, sondern auch die Sonneneinstrahlung. Anhand der Daten war auch ersichtlich, wann ein Fenster an kalten Tagen offengelassen wurde: Der Thermostat aktivierte die Heizung, obwohl acht Stunden lang niemand zu Hause war.
Beim Beispiel der Heizung helfen «gescheite Stecker» nicht gross – dafür existieren andere «smarte Geräte», mit denen Thermostate automatisch ausgeschaltet werden können, wenn niemand daheim ist. Geht es aber um Drucker, TV-Geräte oder Router, können «Smartplugs» so konfiguriert werden, dass ein Stand-by-Modus erkannt wird und automatisch zur Abschaltung führt.
Der MyStrom-Stecker verbraucht dabei selbst wenig Strom. Angaben des Herstellers und eigenen Messungen zufolge werden zwischen 1,3 und 1,5 Watt benötigt. In einer drei Monate langen Rechnungsperiode ergibt das knapp einen Franken.
Verwaltet wird der Adapter übers Internet mit der dazugehörigen App. Die Entwicklerinnen und Entwickler bieten auch eine offene Schnittstelle an, die zusammen mit den notwendigen IT-Kenntnissen für datensparsame Alternativapps genutzt werden kann. Die MyStrom-Stecker hören zudem auf die Smart-Home-Lösungen von Apple, Google und IFTTT. So kann etwa die automatische Ein- oder Abschaltung beim Betreten oder Verlassen der Wohnung konfiguriert werden.
Die Anbindung ans Internet birgt gewisse Nachteile und Gefahren. Wird auch der heimische Router vom Netz genommen, so fehlen auch gewisse Stromspar-Funktionen. MyStrom geriet 2018 zudem in die Kritik, nachdem die «SonntagsZeitung» schwerwiegende Sicherheitslöcher publik machte: Unbefugte Dritte konnten auf die Adapter zugreifen und sie sogar fernsteuern.
Das Unternehmen hinter MyStrom war für eine watson-Anfrage nicht erreichbar.
(pit)
Und den Router auch konsequent vom Strom trennen, wenn man auswärts am Arbeiten ist.
Konsum ist schlecht für die Umwelt und schlecht fürs Portemonnaie…
Einen Stromsparstecker zu kaufen will mehrfach überlegt sein:
Die Gewinnung der Rohstoffe, die Produktion und der Transport hin und her zwischen Fabriken und Lager und letztlich Konsumenten benötigt sehr viel Energie…
Um die Kosten die ein Kauf eines solchen Steckers verursachen einzusparen, muss man sehr viel Strom sparen…
Ein Stecker der via WLAN gesteuert wird versursacht unnötigen Stromverbrauch…