2018 schien ein gutes Jahr für den Berner Flughafen zu werden. Im Juli vermeldete die Leitung einen Anstieg bei den Passagierzahlen um sieben Prozent und auch das Ausbauprojekt schien endlich voranzuschreiten. Der Kanton Bern teilte im Frühjahr mit, sich mit zwei Millionen Franken am Projekt zu beteiligen zu wollen.
Doch ...
Am Mittwochabend verkündete die Fluggesellschaft SkyWork ihr definitives Aus und reisst damit auch den Berner Flughafen mit in die Krise. Denn rund 6 von 10 Passagierflugzeugen, die vom Berner Flughafen abhoben, trugen bis gestern das Logo von SkyWork.
Dass der Flughafen Bern eine Daseinsberechtigung hat, wird von Aviatikexperten nicht bestritten. Doch nicht in der heutigen Form, da sind sich Hansjörg Bürgi und Sepp Moser einig.
«Es war seit langem klar, dass das nicht funktionieren kann», sagt Sepp Moser zum Aus von SkyWork. Die Nachfrage in der Hauptstadt sei schlicht zu klein, um von Bern aus Linienflüge anzubieten. «Doch viele Berner wollen dies bis heute nicht wahrhaben und möchten auch einen Flughafen, wie ihn Genf oder Zürich haben.»
Dass sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Aussichten immer wieder eine Fluggesellschaft fand, die Linienflüge von Bern aus anbot, bezeichnet Moser als reinen Lokalpatriotismus. «Der Flughafen Bern ist für Passagiere schlicht zu wenig attraktiv. Denn als Berner ist man in 70 Minuten am Zürcher Flughafen und hat Anschlüsse in die ganze Welt.» Damit könne Bern nicht mithalten.
Moser geht davon aus, dass sich keine Fluggesellschaft finden lässt, die Bern zukünftig als Heimbasis nützt. Aber sicherlich würden auch zukünftig Fluggesellschaften Bern von einzelnen Destinationen aus anfliegen – «einfach jene Strecken, die sich wirtschaftlich lohnen».
Weiterhin nicht Bern anfliegen, wird die Fluggesellschaft Swiss. Auf Anfrage von watson teilt die Airline mit, dass man sich in der Schweiz weiterhin auf die Flughäfen Zürich, Genf und Lugano konzentriere.
Die Meinung von Moser teilt der Berner Stadtpräsident, Alec von Graffenried. «Wenn es SkyWork nicht gelingt, weiss ich nicht, wem es sonst gelingen soll, eine Airline ab Bern zu betreiben», sagte er zu Radio Energy.
Für 17,7 Millionen Franken sollte der Flughafen Bern ausgebaut werden. Geplant sind vier Hangars für Kleinfliegerei, ein Grosshangar, Abstellflächen und Rollwege. Das Projekt wird unterstützt vom Kanton Bern, der sich mit zwei Millionen Franken beteiligen will.
Nach dem Aus von SkyWork stellt sich jetzt aber die Frage, ob es jemals so weit kommt. Aviatikjournalist Hansjörg Bürgi hat Zweifel. «Ich gehe davon aus, dass das Bauprojekt jetzt einmal sistiert wird.»
Der Chef des Flughafens Bern, Mathias Gantenbein, will zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung dazu nehmen. Zuerst müsse man Verhandlungen mit anderen Fluggesellschaften abwarten.
Für den SkyNews.ch-Chefredaktor Hansjörg Bürgi könnte der Berner Flughafen zukünftig noch stärker auf ihr Standbein Business Aviation setzen. «Die Geschäftsfliegerei wird immer stärker von den Flughäfen Genf und Zürich weggedrängt. Dabei ist das Marktpotenzial gross.»
«Business Aviation ist bereits heute sehr wichtig für uns», sagt Mathias Gantenbein, Chef des Berner Flughafens zu watson. «Und wir hoffen in diesem Segment zukünftig weiter zu wachsen.» Doch letztlich sei dies vor allem vom Markt abhängig.