Der Pannenzug Dosto des Herstellers Bombardier ist ein einziges Ärgernis bislang – für Bund, SBB und wohl auch für die Passagiere, die mit den ersten einsatzbereiten Zügen Verspätungen hinnehmen mussten.
Nun macht SRF bekannt, dass die SBB seit Jahren damit rechneten, dass es beim Dosto zu Verzögerungen kommen wird. Die SBB engagierte externe Berater, um Projekt und Risiken zu analysieren. Eine der Expertisen prophezeite bereits 2013, dass «mit einem Einsatz einer Teilflotte von mindestens 10 Zügen nicht vor Dezember 2018 zu rechnen» sei.
Was passiert, wenn die neuen Züge nicht rechtzeitig für die SBB-Passagiere bereit stehen? SBB-Chef Andreas Meyer macht klar: «Darüber will ich gar nicht spekulieren und nachdenken. Wir wollen, dass die Züge auf den nächsten Fahrplanwechsel hin einsatzbereit sind.» Das sagt er gegenüber SRF.
Bislang haben aber viele Konstruktionsfehler die Auslieferung und Inbetriebsetzung der ganzen Zug-Flotte verhindert. Laut Meyer haben «die Komponenten nicht zusammengepasst», weil die Fertigung auf verschiedene Werke verteilt war. Bombardier hat in den letzten neun Jahren keine Frist eingehalten.
Bestellt sind ursprünglich 59 Züge in der Ausstattung Eurocity und Interregio. Wegen der Lieferverzögerungen entschädigt Bombardier die SBB mit drei weiteren Zügen mit Namen «FV Dosto». «Dosto» steht übrigens für Doppelstockwagen. Die Bestellung erfolgte im Jahre 2010. Mit 1.9 Milliarden Franken ist der Auftrag der teuerste in der SBB-Geschichte. Die Auslieferung war für 2013 bis 2019 vorgesehen. Doch der erste Zug hatte seine Jungfernfahrt am 26. Februar 2018.
Meyer zeigt sich im Interview auch selbstkritisch. Die SBB habe zur Verzögerung beigetragen, indem sie Kunden eingeladen habe, sich die Modell-Züge anzuschauen und Wünsche anzubringen. Auch das Reinigungspersonal habe sich eingebracht, letztlich die Behindertenverbände.
Einen jahrelangen Aufschub will Meyer nicht mehr hinnehmen: «Wir wollen, dass die Züge auf den nächsten Fahrplanwechsel hin einsatzbereit sind.» Das wäre im kommenden Dezember.
Und auch ein Ausstiegsszenario gibt es laut Meyer nicht: «Die Züge stehen da, es sind bereits 39 Züge, die gefertigt sind. Man sieht sie auf den Abstellgleisen. Wir wollen nicht aussteigen, wir können nicht aussteigen. Das wäre ein Fiasko für Bombardier, aber auch für die SBB.» (jk) (aargauerzeitung.ch) (whr)