Armin Sandhövel ist ein Fan der Schweiz. Das hat zunächst weniger mit der Landschaft oder gar mit Kulinarischem zu tun. Wenn Sandhövel von den Vorzügen der Schweiz spricht, meint er in erster Linie das, was viele seines Berufsstandes an der Eidgenossenschaft so schätzen: die politische Stabilität, die Verlässlichkeit, die Qualität der Infrastruktur.
Sandhövel ist Investor. Er verantwortet bei Allianz Global Investors den Bereich erneuerbare Energien und investiert gezielt in Windparks, Umspannwerke und Speichertechnologie in ganz Europa. Die Gelder kommen hauptsächlich von Pensionskassen und Versicherungen – «Kunden mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont.»
Doch obwohl Sandhövel die Schweiz so sehr schätzt, ist er hierzulande nicht investiert. Das liegt zum einen daran, dass Wind und Solar, die zuoberst auf Sandhövels Einkaufszettel stehen, in der Schweiz nicht besonders weit verbreitet sind. Und zum anderen an der fehlenden Rentabilität der Wasserkraft.
«Wasserkraftwerke in der Schweiz», so Sandhövel, «haben wir uns angeschaut, aber das, was ich bisher zu sehen bekommen habe, hat von den Renditen noch nicht gepasst.» Das bedeute nicht, dass es für die Zukunft ausgeschlossen sei. Momentan sei das Geschäftsmodell allerdings nicht das attraktivste in Europa.
«Deshalb ist ein Angebot – von wem auch immer –, in Schweizer Wasserkraftwerke zu investieren, für uns als privaten Investor etwas, was wir zur Kenntnis nehmen. Wenn aber die Attraktivität von der Renditeseite her nicht passt, dann machen wir das nicht.» Wenn, dann sei es für kleinere Versorger perspektivisch interessant, «vielleicht weil sie sich in diesem Bereich positionieren wollen, oder weil sie eine andere Erwartungshaltung an den Strommarkt haben».
In Verzückung versetzt die Alpiq-Einladung ausländische Investoren demnach nicht gerade. Und doch glaubt Sandhövel an die Perspektiven der Wasserkraft.
Ähnlich sieht das Oldrik Verloop von Aquila Capital, ein Asset Manager für alternative Investments mit Hauptsitz in Hamburg. Verloop selbst sitzt in Zürich und leitet den Bereich Wasserkraftinvestments. «Wir haben bisher mehr als 100 Kraftwerke erworben», sagt er. Aber auch Verloop hat noch kein Geld in ein Schweizer Kraftwerk investiert. «Umgeschaut haben wir uns auch hier», sagt er. Das Problem sei, dass gar nicht so viele Kraftwerke zum Verkauf stünden.
Mit der Kehrtwende der Alpiq könnte sich das nun ändern. Verloop zeigt sich durchaus interessiert: Aquilas Investoren – wie bei Allianz GI vor allem europäische Pensionskassen und Versicherungen – «wollen sich langfristig bei Erneuerbare-Energie-Projekten engagieren», betont Verloop. «Wenn wir dabei in Partnerschaft mit verschiedenen Stakeholdern wie Kantonen, Gemeinden und namenhaften Firmen wie etwa Alpiq treten können, würden wir uns das gerne anschauen.»
Wegen des langfristigen Horizontes sei ein Engagement in Schweizer Wasserkraft durchaus interessant. Die Begründung dahinter geht so: «In Deutschland wird derzeit etwa 35 Prozent der Energie aus Wind und Solar erzeugt. Wenn es keine Sonne und keinen Wind gibt, dann braucht es eine andere Form von Energie.» Wasserkraft spiele hier eine ganz wichtige Rolle. «Je mehr Solar und Wind ausgebaut wird, desto wichtiger wird die Wasserkraft.»
Für die Zukunft – das legt auch eine kürzlich erschienene Studie der Grossbank UBS nahe – scheint die wichtige Rolle der Wasserkraft im Energiemix zementiert. Doch will man die Anlagen auch unter den derzeitigen Bedingungen weiterbetreiben, braucht es zusätzliches Geld. Für Verloop lautet die zentrale Frage: «Was wiegt schwerer, wer die Wasserkraftwerke hält oder dass es genug Kapital gibt, dass zum Beispiel eine Alpiq und die Kantone den Betrieb der Kraftwerke sicherstellen können?»
Kommt hinzu, dass Alpiq nur einen Teil des Portfolios anbietet. Die meisten Kraftwerke haben überdies mehrere Eigentümer. Daher, so Verloop, gehe es hier um eine «Minderheitsbeteiligung an einer Minderheitsbeteiligung». «Das Familiensilber wird nicht verkauft.» Es werde nur gefragt, ob jemand, der finanziell stark ist, dazukommen kann.
Ähnlich sieht das Armin Sandhövel: «Ausländische Investoren können helfen, Investitionen in der Schweiz zu tätigen, wo die Schweizer diese Volumina gar nicht stemmen können – oder stemmen wollen.» Ebenfalls sei zu beachten: «Bei Ihnen gelte ich vielleicht als ausländischer Investor», sagt Sandhövel, «aber in meinen Fonds investiert sind Schweizer Pensionskassen genauso wie französische und deutsche.»